,,So begann die Liebe zu Hermannstadt“

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Gespräch mit Max Schweizer über seine neuesten Projekte

Ausgabe Nr. 2688

Max Schweizer. Foto: Elena UCENIC

,,Wir möchten gerne etwas zur Erhaltung und positiven Weiterentwicklung von Hermannstadt beitragen. Die Kultur, die ,inneren Werte’ einer Stadt können nicht hoch genug eingeschätzt werden”, sagt Max Schweizer (78) aus Zürich, der 2004 erstmals nach Siebenbürgen gekommen war, zunächst um ein evangelisches Pfarrhaus zu kaufen. Daraus wurde nichts, aber er kaufte ein 450 Jahre altes Haus in der Burgergasse/Ocnei in Hermannstadt, ließ es von Grund auf und nach allen Regeln der Kunst restaurieren und richtete hier ein Restaurant ein, das er MAX nannte.

Vor kurzem weilte der gelernte Malermeister wieder in Hermannstadt und gewährte der HZ-Redakteurin Beatrice U n g a r folgendes Interview:

 

Wie kommt ein Schweizer dazu, in Hermannstadt ein Haus zu kaufen?

Das war im Jahr 2004 und es kam so: Ein Freund von einem Rotary Club aus Deutschland erzählte mir, er sei gerade zurückgekommen von einer Fahrt mit einer Hilfslieferung nach Rumänien. Es gäbe viele schöne evangelische Pfarrhäuser zu kaufen in Siebenbürgen, weil die Siebenbürger Sachsen ausgewandert seien und die Kirche nicht wüsste, was sie mit den verwaisten Pfarrhäusern machen soll. Da bin ich mit einem Architekten und einem Bankier hergereist. Vorher hatte ich den damaligen Bischof, D. Dr. Christoph Klein, und Prof. Dr. Paul Philippi, den Gründer des Hermannstädter Rotary Clubs kontaktiert. Sie haben sich gefreut, dass ich auch ein Pfarrhaus kaufen möchte und haben mir eine Liste geschickt. Aber da merkte ich, dass die schönen Pfarrhäuser schon vergeben waren. Da ich aber von Siebenbürgen fasziniert war, kam ich noch etliche Male hierher und habe mir alles Mögliche angeschaut. Kurz nachdem ich wieder enttäuscht in die Schweiz zurückgekehrt war, rief mein Liegenschaftenagent mich eines Abends an und sagte, er habe ein interessantes Haus in Hermannstadt, in der Burgergasse/Ocnei 22 gefunden. Ich fuhr gleich wieder nach Siebenbürgen und stellte fest, dass das gotische Haus in einem schlimmen Zustand war.  Aber der Dachraum war wunderschön und ich habe mich gleich in diesen Dachraum verliebt, kaufte das Haus und fing schon an zu planen…

Dachten Sie schon damals an die Nutzung des Hauses?

Ich wollte unter dem Dach ein ganz tolles Restaurant einrichten, da habe ich mir alles so schön ausgemalt, wie das aussehen soll. In meinem Kopf war ein wunderschönes Bild. Aber man darf diese Dachböden gar nicht nutzen. Also aus der Traum. Dann aber habe ich mir alle Räume angesehen und fand sie schön. Wir befreiten das Haus von allen hässlichen Baumaßnahmen und da kamen wunderschöne Deckenmalereien zum Vorschein und eine andere Geschichte begann.

Wer hat an der Restaurierung mitgemacht?

Ganz verschiedene Fachleute.  Allen voran Architekt Hermann Fabini, ein Superberater, der auch die besten Handwerker kannte, dann der junge Architekt Mihai Țucă, der sich um die Baugenehmigung und alles Administrative kümmerte. Ein befreundeter Architekt aus der Schweiz war dann noch bei dem Einbau der Technik beteiligt. Ich habe sehr hart arbeiten müssen, ich war jede zweite Woche in Hermannstadt. Dabei habe ich  den Bauunternehmer Cornel Raba kennengelernt, der alles sehr souverän fertiggestellt hat, nachdem die eingangs beauftragte Baufirma Pleite gegangen war, aber nicht wegen uns.

Inzwischen hat Raba eine Baufirma Solid Construct gegründet und gemeinsam haben wir schon viele Häuser gebaut.

Ist das Restaurant MAX nur eine Liebhabergeschichte?

Das war der Anfang von allem. Damit begann auch die Liebe zu Hermannstadt. Meine Frau Marlise und ich fühlen uns hier extrem wohl. Wir gehen gerne nachts noch etwas trinken aber wir merken dann, wir sind gewöhnlich die Ältesten in dem jeweiligen Lokal…

Innenraum im Obergeschoss des Hauses in der Burgergasse 22 mit Kunstwerken von Simon Robert.                                       Foto: Stefan JAMMER

Was sind Sie von Beruf?

Malermeister und ich habe meinen Beruf immer sehr geliebt. Vor allem im Bereich Restaurierungen. Dann habe ich mein Gewerbe erweitert auf Umbauten u. a. Inzwischen habe ich meine Firma natürlich verkauft.

Wie sieht es mit dem Restaurant MAX heute aus? Sie hatten es ja zunächst selbst betrieben, dann verpachtet…

Jetzt  führt es eine Gruppe von jungen Leuten, mit neuer Gastronomie. An der Führung des Restaurants bin ich nicht beteiligt, nur ganz am Rande. Das Haus kommt in den Besitz der Max und Marlise Schweizer Stiftung, die unter dem Motto ,,erhalten – erneuern – entwickeln – beleben“ sich für den Schutz des siebenbürgischen und europäischen Patrimoniums (gebaut und immateriell) sowie dessen Förderung, Wiederbelebung und Weiterentwicklung durch kreative und nachhaltige Aktivitäten einsetzt. Diese sollen vor allem zur Entwicklung der Region beitragen und somit den langfristigen Perspektiven der hiesigen Bevölkerung dienen. Zurück zum Restaurant: Wir mussten es neu benennen, und zwar ,,MAX The Original“, weil der frühere Pächter den Namen ,,MAX“ als eingetragene Marke angemeldet und unter diesem Namen eine gleichnamige Pizzeria eröffnet hat. was bei den Kunden oft zu Verwirrung führt. Ich hatte nicht gewusst, dass ich meinen eigenen Vornamen schützen müsste. Auf jeden Fall ist jetzt ein Rechtsanwalt mit der Sache beauftragt und er hat uns geraten, konsequent aber überlegt vorzugehen. Die Klage haben wir bereits eingereicht aber alles geht immer langsamer als man sich wünscht.

Welche anderen Projekte haben Sie in Hermannstadt?

Die Stiftung hat das an das Haus in der Burgergasse 22 anschließende Haus in der Lederergasse/Pielarilor erworben und richtet dort ein Altstadt-Hotel ein. Inzwischen hat die Stiftung auch das extrem sanierungsbedürftige Haus daneben von der evangelischen Kirchengemeinde Hermannstadt gekauft und dort wollen wir ein kleines Kulturzentrum einrichten, für junge Künstler.

Ein weiteres Projekt ist die Jugendstil-Villa in der Josefgasse/Dr. Ioan Rațiu 2, die der Bauentwicklungsfirma MAX Development gehört und die bald restauriert wird. Hier wollen wir im nächsten Frühling u. a. ein Gartenrestaurant einrichten. Nicht zuletzt bauen wir an der Alba Iulia-Straße ein Geschäftshaus, das den Lärm abhalten soll von der Straße und dahinter bauen wir etwa 40 Wohnungen mit Dorfcharakter, wie ein kleines Dorf. Daran arbeiten junge hervorragende Architekten aus Hermannstadt. Sie wollen den Dorfcharakter erhalten aber auf eine moderne Art. Wir arbeiten sehr gut mit diesen Leuten zusammen. Zu jedem unserer Projekte gehört auch als Alleinstellungsmerkmal ein Kunstwerk, das wir bei einem Künstler in Auftrag geben.

Danke für das Gespräch.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Stadtentwicklung.