Seit 1993 ununterbrochen

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Erster Teil des diesjährigen Astrafilm-Festivals fand im Freien statt

Ausgabe Nr. 2690

Auf den Beanbag-Sitzsäcken konnte man im Freilichtmuseum bequem die Dokus genießen.                                                                Foto: Fred NUSS

Ein großes Lob bekamen Festivalsdirektor Dumitru Budrala und sein Organisationsteam vom Astrafilm Festival am Sonntagabend dafür, dass sie es doch noch geschafft haben, trotz jetzigen Coronavirus-Umständen, ein Film-Festival auf die Beine zu stellen. Dafür und für seine gesamte Tätigkeit als Übermittler von Kultur im Kreis Hermannstadt bekam Dr. Dumitru Budrala die Auszeichnung Ehrenbürger des Kreises Hermannstadt von der stellvertretenden Kreisratsvorsitzenden Christine Manta-Klemens ausgehändigt. Im Rahmen der Preisverleihungsgala am Sonntag, dem 13. September, wurden die Gewinnerfilme der Kategorie „Rumänien“ der diesjährigen Auflage des Dokumentarfilmfestivals Astrafilm, bekannt gegeben. Es sprachen zudem Sergiu Nistor, der Berater des Staatspräsidenten Klaus Johannis, Ciprian Ștefan, Direktor des Astra-Museums, Bogdan Gheorghiu, Kulturminister, Oana Giurgiu, Regisseurin und Jurymitglied, Christine Manta-Klemens und Dumitru Budrala.

 

Die Freiluft-Auflage des diesjährigen Astrafilm-Festivals hat vom 4. bis 13. September stattgefunden. Unser Bild: Die stellvertretende Kreisratsvorsitzende Christine Manta-Klemens  (rechts) überreichte dem Festivalsdirektor Dumitru Budrala die Insignien eines Ehrenbürgers des Kreises Hermannstadt.                  Foto: Fred NUSS

„Seit 1993, ununterbrochen, auch zu Pandemiezeiten“, so betitelte Dumitru Budrala sein Vorwort im Programmheft der 21. Auflage des Astrafilm Festivals Outdoor. Dieses Jahr wurde das Dokumentarfilmfestival in zwei Teile geteilt, der erste fand zwischen dem 4. und 13. September draußen, an der frischen Luft statt. In diesem Teil wurden Filme aus der Kategorie „Rumänien“ gezeigt. Der zweite Teil wird zwischen dem 16. und 25. Oktober im Internet live zu sehen sein. Dann werden die internationalen Filme gezeigt.

Vergangene Woche war die Begeisterung bei den Filmfans groß, endlich wieder bei gutem Wetter eine neue Doku zu verfolgen. Die Distanzierungsmaßnahmen und die Maskenpflicht wurden eingehalten. Täglich, ab 16 Uhr, fanden an drei Orten, im Freilichtmuseum,  auf der sogenannten Blumenterrasse (Terasa cu flori) des „Ion Besoiu“-Kulturzentrums und auf dem Kleinen Ring, Filmvorstellungen im Rahmen der Kategorie „Rumänien“ statt.

Begonnen hatte das Astrafilm-Festival am Freitag, dem 4. September mit der Eröffnungsgala und einem Konzert der Band „Subcarpați“, das auch live mitverfolgt werden konnte. Die Highlights des ersten Festivalwochenendes waren die Filmvorführungen „mit dem Boot zwischen Windmühlen“ auf dem See im Freilichtmuseum. Dabei durften die Zuschauer sich mehrere kurze Naturfilme aus auf dem See treibenden Booten ansehen.

Über 50 Dokumentarstreifen konnten während der Festivalwoche verfolgt werden. Dazu standen noch sieben Konzerte im Programm, die vor allem von den Jugendlichen besucht wurden. Auf Stühlen oder bequemen Beanbag-Sitzsäcken saßen die Zuschauer im 2-Meter-Abstand voneinander. Einer der Gewinnerfilme wurde am Montagmittag im Freilichtmuseum gezeigt. „Totul nu va fi bine“ heimste den Regiepreis der Jury ein. Der Regisseur Adrian Pîrvu begibt sich auf eine Reise in die Gebiete, die von der Tschernobyl-Katastrophe beeinträchtigt waren. Er selber ist halb blind geboren worden, ein Schicksal das er mit anderen Tschernobyl-Opfern teilt. Adrian Pîrvu wurde im Jahr 1986 geboren, im Jahr der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl. Seine Mutter besuchte im sechsten Monat schwanger die Ukraine und beschuldigt sich selbst für die Krankheit ihres Sohnes. Der nun 30-jährige Regisseur macht sich auf die Reise in die Ukraine, lernt in Kiew Helena Maksyom kennen, mit der er andere Opfer der Nuklearkatastrophe kennenlernt. Der Roadmovie wurde in Weltpremiere beim TIFF (Transilvania Film Festival) gezeigt. Beim Astrafilm-Festival bekam der Film den Preis für die beste Regie und beide Regisseure bedankten sich dafür via Videobotschaft.

Das Publikum durfte diesmal auch seinen Lieblingsfilm wählen. Als Gewinnerfilm des Publikums auserkoren wurde „Tatăl nostru” von Andrei Dăscălescu. Über den Dokumentarfilm sagte Andrei Dăscălescu: „Als ich 6 Jahre alt war, verließ uns mein Vater, um Mönch zu werden. Als ich selber Vater werden sollte, spürte ich das Bedürfnis meinen eigenen Vater kennenzulernen um seine Gründe zu verstehen, warum er uns für Gott verlassen hat. Der Film verfolgt meine Begegnungen mit meinem Vater sowie die Entstehung meiner eigenen Familie.“ Der Film gewann den ersten Preis beim „Film Centre Serbia“. Es ist Andrei Dăscălescus dritter Dokumentarfilm nach „Constantin und Elena“ (2008) und „Planeta Petrila“ (2016).

Einen Sonderpreis der Jury bekam der Film „Așteptați răspunsul operatorului“ von Pavel Cuzuioc, der von der Arbeit der Techniker auf dem Gebiet der Telekommunikation erzählt.

Den Preis für den besten rumänischen Film erhielt „Josefin & Florin“ von Ellen Fiske und Joanna Karlberg. Der Dokumentarfilm handelt von der Liebesbeziehung von Florin, dem rumänischen Bettler und Josefin, der alleinerziehenden Mutter aus Schweden. Die Begründung der Jury lautete: „Der Film zeigt im Parallelen den Weg zum Erwachsenwerden und den Weg zu einem gemeinsamen Leben zu zweit und führt den Zuschauer in eine Welt ein, die gleichermaßen ehrlich und verletzbar ist.  Bei dem Versuch, ein einfaches Zusammenleben aufzubauen, illustriert dieses Paar die universelle Geschichte des Erwachsenwerdens und lässt uns gleichzeitig Zeuge einer modernen Beziehung werden.“ Die beiden Filmemacherinnen aus Schweden bedankten sich per Videoaufnahme beim Publikum und der Jury für den Preis.

Nach der Preisverleihung am Sonntagabend folgte ein Konzert des Sängers Adrian Naidin, der zusammen mit den Musikern Ionuț Micu, Eugen Amarandei und Gilberto Ortega eine musikalische Glanzleistung bot. Im Abschluss des Festivals gab es eine Sondervorstellung für 400 Ärzte und medizinisches Personal aus Hermannstadt, die kostenlos den Film „Transalpina, Drumul Regilor“ von Dumitru Budrala verfolgen durften.

Der zweite Teil des Festivals 2020 findet online zwischen dem 16. und 25. Oktober statt und kann rumänienweit auf der Facebookseite des Festivals und auf deren Homepage www.astrafilm.ro gesehen werden.

Cynthia PINTER

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Film.