Er wohnt in einer Jurte

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Der Töpfermeister Bálint Csaba aus Szeklerburg

Ausgabe Nr. 2689

Auch bei den Hungarikum-Tagen 2020 konnte man Bálint Csaba beim Schautöpfern zusehen.                                                     Foto: Werner FINK

Der Töpfermeister oder Keramiker Bálint Csaba aus Szeklerburg (Csíkszereda/Miercurea Ciuc) zeigte auch dieses Jahr an der Töpferscheibe im Rahmen der letzten Hungarikum-Tage im Freilichtmuseum wie Tongefäße entstehen. Bereits 2015 hatten die Hermannstädter die Möglichkeit, ihn kennen zu lernen, als er hier an dem „Frumos. Ceramic. Folositor“- Töpfermarkt teilnahm. Seit sechs Jahren leitet er auch die Scout Nocrich-Keramikwerkstatt der Pfadfinder in Leschkirch/Nocrich, die im ehemaligen evangelischen Pfarrhaus ihren Sitz haben und ist außerdem auch an Sanierungsarbeiten beteiligt was äußere Keramik betrifft. Er war am Wochenende beim Töpfermarkt in Hermannstadt anzutreffen und wurde von der Jury mit dem Preis für die Wiederbelebung des traditionellen Handwerks ausgezeichnet.

Der 54. Töpfermarkt fand am vergangenen Wochenende auf dem Großen Ring statt und war an den beiden Tagen sehr gut besucht. Zu den preisgekrönten Töpfern gehörte auch Bálint Csaba von Scouts Nocrich, der Werkstatt der Pfadfinder in Leschkirch.                       Foto: Fred NUSS

Sein Vater war Journalist, seine Mutter Lehrerin. Nach dem Abschluss des Lyzeums in Szeklerburg, wo er in der Philologieklasse war, entschied Bálint Csaba 1985, sich  mit Keramik zu befassen. Er musste sogar zweimal Wehrdienst leisten, war aber inzwischen angestellt bei dem Künstlerverband Harghita. 1990 ist er für eine Woche nach Ungarn gegangen, woraus ganze 23 Jahre wurden. Hier wanderte er von Werkstatt zu Werkstatt und arbeitete als Lohnarbeiter an der Töpferscheibe, wo er in den ersten Jahren keinen Samstag und keinen Sonntag frei hatte. Dann richtete er eine eigene Werkstatt unter dem Namen „Benczúr Kerámia“ in Budapest ein und brachte dann auch eine eigene Ausstellung nach Siebenbürgen. In insgesamt acht Städten stellte er aus.

2012 löste er in Ungarn alles auf und kehrte heim. In Rumänien kam es dazu, dass er in dem Bereich Restaurierung landete. „Wir haben zum Beispiel in Meschen gearbeitet, in Eibesdorf, in Großwardein, überall dort, wo Restaurierungen durchgeführt wurden“, sagte Bálint. Er hatte inzwischen auch eine Keramikrestaurierungsfirma gegründet. „2013 haben wir am Schwarzen Adler-Palast in Großwardein gearbeitet. Da ging es um mehr als 6000 Keramikstücke“, erzählte Bálint. Obwohl der Hauptbauträger um eine Zeit zu drängeln begann, beharrte er auf einer gründlich gemachten Arbeit. Und gerade da, wo er hätte schnell machen sollen, traten die schönsten Elemente zum Vorschein, die so rekonstruiert werden konnten.

Für eine Arbeit in Sathmar wurde er von einem Bauherrn nicht bezahlt und seine Firma ging bankrott, was ihm viel Kopfzerbrechen bereitete. Später gründete er eine zweite Firma.

Im vorletzten Jahr war er in Odorhellen (Székelyudvarhely/ Odorheiu Secuiesc) an den Sanierungsarbeiten am  „Tamási Áron“-Gymnasium beteiligt, wo er ebenfalls für die äußere Keramik zuständig war.

Zu den Pfadfindern in Leschkirch kam er 2014. Diese hatten hier eine Töpferwerkstatt eingerichtet, aber niemand war da, um diese zu betreiben. „Die Pfadfinder hatten  gedacht, ich zeige ihnen, wie es geht und sie machen dann alleine weiter. Herausgestellt hat es sich aber, dass die Sachen so nicht funktionieren. Persönlich mache ich das seit über 30 Jahren und es gibt noch immer etwas zu lernen“, erklärte Bálint.

Nach Leschkirch gegangen war er auch nur für eine Woche, er ist aber auch heutzutage noch da tätig. Inzwischen kaufte er eine Jurte, die er auf dem Pfarrhof aufstellte und in die er sich einquartierte. Sie ist hier eine zusätzliche Attraktion.

Die Aufträge für die Werkstatt in Leschkirch kommen von verschiedenen Auftraggebern. Es wird aber auch an Messen mit Produkten teilgenommen. U. a.  wurde damit begonnen, die ehemalige siebenbürgisch-sächsische Keramik wiederzubeleben. Als Grundlage wird dabei das Buch von Karla Roșca benutzt. Weiterhin entstehen auch einzigartige Produkte, die von den jeweiligen Volontären geschaffen werden.

In Hermannstadt hat Bálint angefangen, Keramikrestaurierung zu studieren, wo er bereits das zweite Jahr hinter sich hat. „Als ich in den Bereich der Restaurierung gekommen bin, habe ich bemerkt: zahlreiche Aufgaben sind noch zu erfüllen. Das ist nicht nur eine Frage der Ästhetik, nicht nur eine Frage des Gewissens, sondern auch eine Frage der Kultur“, schlussfolgerte Bálint. Am besten kennt sich Bálint Csaba mit der Arbeit an der Töpferscheibe aus. Selber bezeichnet er sich als „Sárkovács“, was etwa soviel bedeutet wie „Tonschmied“.

Werner FINK

 

 

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Tradition.