Streiflichter vom 37. Jahrmarkt der Handwerke im ASTRA-Freilichtmuseum
Ausgabe Nr. 2686
Die 37. Auflage des Jahrmarktes der volkstümlichen Handwerke war insbesondere für die Aussteller eine kleine Entspannungspause in einem sonst sehr schweren Jahr. Denn die meisten Volkskünstler leben von dem Verkauf auf Märkten, die im Laufe des Jahres überall im Land stattfinden – insbesondere im Sommer. Die Corona-Pandemie hat vieles verändert. „Dieses Jahr war es sehr wichtig, dass wir die Volkskünstler und das Publikum zusammen bringen, denn man muss bedenken, dass es ein delikates Jahr ist”, erklärte Alina Matei, die Hauptorganisatorin seitens des Freilichtmuseums. „Es war ein sehr schweres Jahr für die Volkskünstler in Rumänien, weil sie an den kulturellen Ereignissen nicht teilgenommen haben, weil sie ihre Werke nicht vorstellen konnten. Wir sind überzeugt, dass hauptsächlich für diese die Veranstaltung des Jahrmarktes sehr wichtig war.”
Die Volkskünstler stellten bereits am Freitagmorgen die von ihnen hergestellten Objekte schön auf, von Teppichen bis Spielsachen und von Keramiktassen bis Holztruhen. Nach einem eher stillen Morgen traf am Nachmittag nach und nach das Publikum ein. Viele Hermannstädter kennen und erwarten seit Jahren diesen Markt, der traditionell um Mariä Himmelfahrt Mitte August organisiert wird. Auf diesem Markt ist nämlich die Produktvielfalt garantiert.
„Dem Publikum wollten wir – wie jedes Jahr auch -, kleine Geheimnisse der traditionellen Handwerke in Rumänien preisgeben und auch zeigen, welche wunderbaren Werke die Handwerker und Kunsthandwerker schaffen”, erklärte Alina Matei.
Der Samstag startete nicht gerade verheißungsvoll für die Ausstellenden – es regnete in Strömen. Und weil die meisten Produkte auch wasserempfindlich sind, ging es erst gegen Mittag richtig los. Viele der Besucher waren auch auf die Küche aus der Bukowina gespannt, gekocht wurde Tochitură cu sarmale und mămăligă: Die kleinen Kohlrouladen mit dem Geschnetzelten und der farbenfrohen Polenta begeisterten die Besucher. Der Nachmittag und der Abend waren warm – perfekt für kleine Einkäufe, aber auch für das Programm auf der Bühne, die auf dem Dorfmarkt aufgestellt wurde: es gab Musik und Tanz aus der Bukowina.
Währenddessen zeigten in der Küche des Gehöfts eines siebenbürgisch-sächsischen Weinbauern aus Kleinschelken vier Frauen vom Neppendorfer Handarbeitskreis – Elisabeth Rosenauer, Renate Köber, Sara Konnerth und Maria Rastel – nicht nur Stickereien, Strickereien und Selbstgenähtes sondern auch, wie die Landlerinnen Klettite (Pfannkuchen) backen. Gefeuert wurde der Originalherd natürlich mit Holz. Sara Konnerth hat der HZ das Rezept verraten: ,,Zutaten: Eier, Milch, Mehl, Wasser (auch Mineralwasser) und etwas Salz. Die Menge, die man von jedem nimmt, ist anpassbar – je mehr Eier, umso besser, aber Milch darf nicht zu viel sein, sonst zieht der Teig Öl. Öl kommt nur in die Pfanne – nicht in den Teig. Wichtig ist auch die hausgemachte Marmelade, die nicht zu süß ist.“ Eingeladen hatten die Neppendorfer Frauen die beiden Kuratorinnen Camelia Ștefan und Simona Malearov vom Emil Sigerus-Museum für siebenbürgisch-sächsische Volkskunde, einer Sektion des ASTRA-Museums, die sich rührend um die Gäste kümmerten.
Zwar war der Sonntag kühler, dafür sonnig, so dass die Besucher nicht lange auf sich warten ließen. So zählten die Organisatoren an den drei Tagen insgesamt knapp 9.000 Besucher, die sich über die Produkte der Volkskünstler aus Rumänien erfreuten – auf die Einladung von Gästen aus dem Ausland musste man verzichten. Alina Matei: „Dieses Jahr haben nur Volkskünstler aus Rumänien teilgenommen, inklusive Vertreter der verschiedenen nationalen Minderheiten. Im Vorjahr hatten wir zum Beispiel Teilnehmer aus der Republik Moldova dabei, dieses Jahr war es nicht möglich.”
Dafür wurden in diesem Jahr ganz junge Künstler eingeladen, wie die Organisatorin erklärte: „Weil dieses Jahr die Olympiade der Volkskünste ausgefallen ist, haben wir bei dieser Gelegenheit auch Schüler eingeladen, die dabei gewesen wären oder in den vergangen Jahren dabei gewesen sind.”
So haben insgesamt 250 Volkskünstler bei dieser Auflage des Jahrmarktes teilgenommen, was nicht nur für die Besucher wichtig ist, sondern auch für die Tradition, denn da gibt es seitens der Kinder und Jugendlichen oft Interesse für die alten Handwerke. Alina Matei: „Es gibt viele Kinder, die mit Hilfe ihrer Lehrer oder auch in den Familien sehr früh lernen, die traditionellen Volkskünste zu lieben. Auch wenn die Jugendlichen natürlich auch andere Interessen haben, gibt es noch Hoffnung für die Weiterführung der Tradition.”
Die Bewahrung der Traditionen liegt allen Mitarbeitern des Freilichtmuseums Am Herzen: „Alle Aktionen des Freilichtmuseums verfolgen u. a. das Ziel, die Volkskünstler vorzustellen”, erklärte Matei. Das gilt auch für die nächsten Sonderveranstaltungen des Museums im August: Am 22. und 23. August sind die Hungarikum-Tage geplant und vom 28. bis 30. August das Festival der Blaskapellen und Tarafs.
Ruxandra STĂNESCU