Nachruf auf den langjährigen HZ-Redakteur Wolfgang Fuchs
Ausgabe Nr. 2676
Der langjährige HZ-Redakteur Wolfgang Werner Fuchs, der am 6. Juni gestorben ist, ist am 7. Juni 1943 in Kronstadt geboren als jüngster Sohn der Friederike Charlotte geb. Fielk und des Joseph Fuchs. Sein Vater war vor seiner Geburt nach Russland deportiert worden und kehrte erst etwa fünf Jahre später zurück, sodass er seinen jüngsten Sohn erst im Kindergartenalter kennenlernte. Wolfgang Fuchs verbrachte seine Kindheit und die Schulzeit gemeinsam mit seinem älteren Bruder Wolfram Dieter (Jahrgang 1941) in Knees/Sat Chinez/Kreis Temeswar im Banat. Später besuchte er das Lenau-Lyzeum in Temeswar.
Seine Mutter war Französisch- und Deutschlehrerin, sein Vater Mathematiklehrer und Schriftsteller. Wolfgang Fuchs wählte das Studium der Elektrotechnik in Temeswar, das er 1966 mit der Höchstnote absolvierte. Schon während seiner Studienzeit war Fuchs zeitweise in verschiedenen Betrieben in Temeswar angestellt. 1966 nahm er eine Arbeitsstelle in der Glühbirnenfabrik Electrobanat (ELBA) Temeswar an. Von Januar bis Juli 1967 leistete er seinen Militärdienst in Tecuci ab und kehrte danach wieder an seine Arbeitsstelle bei ELBA zurück, wo er bis 1968 tätig war.
In Temeswar lernte er während seiner Studienzeit Krisztina Maria Knop (geb. am 19. August 1944) kennen, die er am 8. April 1967 heiratete. Am 26. September 1967 wurde die erste Tochter Nicola geboren, die allerdings nach kurzem Leiden eine Woche später, am 3. Oktober 1967, verstarb.
Die jungen Eheleute zogen im Juli 1968 nach Pitești, wo Wolfgang Fuchs eine Stelle als Elektronikingenieur im Kautschukkombinat annahm. Er begleitete die Inbetriebnahme des Rechenzentrums durch eine Erlanger Firma. 1969 absolvierte er einen mehrere Monate langen Fortbildungskurs in Computertechnik in Erlangen, von dem er im Dezember 1969 nach Pitești zurückkehrte und das Rechenzentrum bis 1974 erfolgreich leitete.
Bereits am 31. Dezember 1968 verstarb frühzeitig sein Vater Joseph Fuchs, was nach dem Tod des Kindes ein weiterer schmerzlicher Verlust war, den Wolfgang Fuchs immer wieder in späteren Texten festzuhalten und zu verarbeiten versuchte.
Am 13. November 1969 wurde die Tochter Renate Andrea in Hermannstadt geboren, wo die Eltern von Krisztina Maria wohnten. Im Sommer 1974 kaufte die junge Familie ein Haus im Lazarettviertel, in der Oțelarilorstraße, und war in der Anfangszeit mit der Renovierung und dem Umbau des Hauses beschäftigt, an dem sich Nachbarn und Freunde beteiligten, wie das im „Jenseits“ (so nannte man das Lazarettviertel, das Stadtviertel jenseits der Bahn) damals üblich war. Im gleichen Jahr, am 17. September 1974, wurde der Sohn Christian Dieter ebenfalls in Hermannstadt geboren.
Wolfgang Fuchs übernahm im Dezember 1974 eine Arbeitsstelle im Rechenzentrum der Teppichfabrik Textila in Heltau, wo er bis Anfang 1979 tätig war. Danach wechselte er zur Întreprinderea de Piese Auto in Hermannstadt (IPAS, heute COMPA), wo er als Ingenieur im Rechenzentrum bis 1992 wirkte.
Mit dem Tod der Mutter Friederike Charlotte am 1. Mai 1983 und der Auswanderung des Bruders Wolfram Dieter mit Familie einige Jahre später wurden die Brücken zu den Orten im Banat, besonders zu Temeswar, abgebrochen. Die neue Wahlheimat von Wolfgang Fuchs wurde Hermannstadt. Während der Arbeitszeit im Rechenzentrum von IPAS suchte er neue Herausforderungen und fand diese im neu gegründeten Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche. Er bewarb sich auf den Posten des Geschäftsführers, den er von April 1992 bis Juni 1995 innehatte. In dieser Funktion war Wolfgang Fuchs maßgeblich an dem Aufbau des Dr. Carl Wolff-Altenheims beteiligt. Nach der Inbetriebnahme des Altenheims wechselte er 1995 zur Hermannstädter Zeitung, wo er als Redakteur sich endlich seiner großen Leidenschaft – dem Schreiben – widmen konnte. 2002 wurde bei ihm Lungenkrebs diagnostiziert. Im Juni des gleichen Jahres wurde ein Lungenlappen operativ entfernt. Die Genesung nach der erfolgreichen Operation dauerte lang und war deprimierend, weil er in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt war und seiner Arbeit nicht nachgehen konnte. Er blieb trotz der schweren Krankheit der Hermannstädter Zeitung bis zu seiner Pensionierung 2008 und auch noch danach bis 2010 als treuer Berichterstatter erhalten.
Die Jahre, in denen er bei der HZ arbeitete, brachten ihm nicht nur viele Bekanntschaften und Freundschaften ein und jede Menge Möglichkeiten, sein journalistisches Können unter Beweis zu stellen, sondern bescherten ihm auch im Privatleben freudige Momente. Am 27. April 2005 wurde die Enkeltochter Alessia Maria geboren (Tochter von Sohn Christian Dieter und seiner Frau Mădălina). 2006 gelang der Tochter Renate mit Ehemann Johannes Klein die Adoption zweier Kinder: Christine (geb. 29. Juni 2004) und Daniel (geb. 24. August 2004), die der Adoptivgroßvater sofort ins Herz schloss. Es folgte am 7. August 2009 die Geburt des Enkelsohnes Ralph (von Sohn Christian).
In den Jahren nach seiner Pensionierung widmete sich Wolfgang Fuchs dem literarischen Schreiben. 2006 gab er sein dichterisches Debüt mit dem Gedichtband „Der Ahn schnitt Rohr“. 2011 folgte ein weiterer Band mit dem Titel „Naoki tanzt“. Aus Anlass des 100. Geburtstags seines Vaters am 19. März 2013 gab er den biographischen Band „Leben oder Traum“ heraus. 2014 erschienen in rumänischer Sprache die Bände mit Interviews, Gedichten und anderen Texten „Oameni și fapte“ bzw. „Oameni pe care-i cunosc. Oameni cu care am vorbit“.
In den Jahren nach der Pensionierung zog sich Wolfgang Fuchs aufgrund gesundheitlicher Probleme immer mehr aus der Öffentlichkeit zurück. Die letzten fast eineinhalb Jahre verbrachte unser „Fuxy-Onkel“, wie er sich selbst gerne nannte, im Dr. Carl Wolff -Altenheim. Die letzten Monate der Quarantäne, in denen ihn niemand besuchen konnte und Telefongespräche nur höchst selten möglich waren, machten ihm sehr zu schaffen. Er fühlte sich einsam und verlassen.
Am Tag vor seinem 77. Geburtstag ist er in aller Ruhe entschlafen und heimgegangen.
Wolfgang Werner Fuchs war immer an allem interessiert, was in seiner Wahlheimatstadt Hermannstadt und in der Umgebung passierte. Vor allem in seiner Zeit als Redakteur der Hermannstädter Zeitung verfasste er eine Reihe von Artikeln über besondere Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen: Vom Schuhmacher Iuliu Grama bis zum Tierarzt Iacob Ciuceanu war alles vertreten.
Er war auch sportbegeistert, spielte in seiner Jugendzeit Handball bei Universitatea Temeswar (zusammen mit seinem Bruder), wirkte in seinen früheren Jahren am Aufbau der Șoimii-Hütte auf der Hohen Rinne mit und installierte mit Freunden die elektronische Anzeigetafel auf der Oncești-Bahn. Viele Jahre verbrachte er jedes freie Wochenende auf der Hohen Rinne und betätigte sich gemeinsam mit seiner Frau als Schiedsrichter bei den Skiwettkämpfen. Es ist ihm deshalb eine große Freude, dass alle seine Kinder und Enkelkinder dem Wintersport zugetan sind. Besonders stolz ist er auf seine Enkeltochter Alessia, die bei verschiedenen Skiwettkämpfen im In- und Ausland schon manchen Pokal abgeräumt hat.
Gerne und oft war Wolfgang Fuchs bei Handball- und Basketballmatches dabei und sah immer wieder nicht nur auf das Ergebnis der Partien, sondern warf einen Blick hinter die Kulissen, interviewte aktuelle und ehemalige Trainer und Spieler und brachte den Lesern der HZ Informationen, die über einen normalen Sportbericht hinausgehen. Aber nicht nur Sportgrößen aus Hermannstadt und Umgebung gewann er im Lauf der Zeit zu Freunden und Bekannten, sondern auch Künstler, Wissenschaftler, Schriftsteller, Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft. Er hat im Laufe der Zeit viele interessante Leute kennen gelernt: Durch Interviews, auf Tagungen, Vernissagen, Dichterlesungen, Vereinssitzungen oder Volksfesten und nicht zuletzt im Art Café, das für ihn ein Ort der besonderen Begegnungen wurde.
In seinem ersten Gedicht – „Dämonen mit indigo Schürzen“ (Der Ahn schnitt Rohr, 2006) – heißt es: „ich erkenn die gealterten dämonen […]/ich bitte um vergebung/es hilft nicht viel/sie antworten nicht/sie sind ja nicht hier/ich vergebe […]/der Herr ist wieder mit mir/halleluja!“
Möge er in Frieden ruhen!
Renate KLEIN