„Wir müssen flexibel reagieren”

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Bilanz 2019 und Vorschau 2020 bei Continental

Ausgabe Nr. 2667

Oswald Kolb (3. V. l.) mit Bürgermeisterin Astrid Fodor (2. V. l.) bei der Werkbesichtigung zum 15. Jubiläum von Continental in Hermannstadt. Foto: Werner Fink

Continental hat 2019 in Rumänien etwa 200 Millionen Euro in neue Gebäude, sowie in innovative Technologien investiert, die u. a.  zu einer umweltfreundlichen Mobilität beitragen sollen.  Rund eine Million Euro investierte das Unternehmen hier in Bildungsprojekte, Programme für Studenten, sowie auch in die Entwicklung der dualen Berufsschule in Rumänien. Gegenwärtig ist die Mitarbeiteranzahl von Continental in Rumänien auf insgesamt  20.000 Angestellte  angewachsen, von denen 4.500 in Hermannstadt beschäftigt werden. Hier wurden 2019 nämlich ca. 32 Millionen investiert, wobei Entwicklung und Produktion hier den Megatrends vernetztes und automatisiertes Fahren in der Automobilindustrie folgen. Welche Herausforderungen es für Continental nun 2020 angesichts des Rückgangs der weltweiten Automobilproduktion und der Corona-Pandemie gibt, teilte Oswald Kolb, der Geschäftsführer der Hermannstädter Niederlassung der Hermannstädter Zeitung mit.

 

Im vergangenen Jahr wurde mit der Erweiterung des Bürogebäudes in Jassy angefangen. Dieses soll dieses Jahr fertiggestellt werden. Die Investition beläuft sich auf 27 Millionen Euro. In Temeswar wurde mit dem Bau eines neuen Büro- und Laborgebäudes angefangen. Das automatisierte Lagerungssystem, das im vergangenen Jahr hier eröffnet wurde, ist ein Beispiel, wo Continental das Konzept „Industrie 4.0“ umsetzt. Aber auch Projekte aus dem Bereich „Smart City“, wo es um eine nachhaltige Entwicklung und reine Mobilität geht, sowohl auf Ebene der Stadt, als auch zwischen Städten, sind für Continental interessant. „Continentalmöchte in die Partnerschaften mit den rumänischen Städten, in denen wir tätig sind investieren, um die Mobilität sicherer, vernetzter und reiner zu machen. Das Unternehmen möchte lokale Opportunitäten im Bereich der Forschung und Entwicklung identifizieren und diese mit weltweiten Mobilitätsthemen und –problemen verbinden, um zur Initiierung neuer Projekte in dieser Richtung in Rumänien beizutragen“, sagte  Christian von Albrichsfeld, Head of Country Continental Rumänien laut einer Pressemitteilung.

Entwickelt wurde beispielsweise die  Anwendung CORY, ein System, über das man zur Entlastung des Verkehrs an Spitzenstunden beitragen möchte, indem Mitarbeiter zur Arbeit und auf dem Heimweg mit anderen Mitarbeitern mitfahren. Weiterhin arbeitet man u. a.  an der Entwicklung von Technologien für das hochautomatisierte Fahren für Nutzfahrzeuge, an der Interaktion von Mensch und Auto, die Entwicklung der passiven und aktiven Sicherheitssysteme, u. a. an    „Driver monitoring“, einer Technologie, die eine effiziente Erkennung des Zustandes des Fahrers durchführt, sowie eine Beurteilung der potentiellen gefährlichen Situationen ermöglicht und über die vorbeugende Strategien eingeleitet werden können.

Was nun speziell die Niederlassung von Continental in Hermannstadt betrifft, wurde hier ein neues Produktionsmodul eröffnet und ein neues Gebäude für Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten, beide mit jeweils ca. 12.000 Quadratmeter. „Mit diesen Erweiterungen schafft Continental  die Voraussetzungen für das zukünftig erwartete Wachstum am Standort Hermannstadt. Mit der Erweiterung der Gebäude konnten Arbeitsplätze, die bisher in angemieteten Räumen in Schellenberg ausgelagert waren, an den Standort Salzburger Straße zurückgebracht werden, so dass auch diese Mitarbeiter die bessere Infrastruktur am  Hauptstandort nutzen können“, erklärte Oswald Kolb.

Das Unternehmen konzentriert sich hier in Hermannstadt auf  die aktuellen Megatrends in der Automobiltechnik. In allen Bereichen, sowohl in der Entwicklung als auch in der Produktion, gewinnt das Thema Software immer mehr an Bedeutung. „Cloud Technology, Cyber Security, Software  over the Air, künstliche Intelligenz und Industrie 4.0 sind an der Salzburger Straße schon lange keine theoretischen Schlagwörter mehr, sondern angewandte Praxis“, unterstreicht Kolb.

Um die hierzu notwendigen Kompetenzen aufzubauen, wurden in Hermannstadt spezielle Programme aufgesetzt, in denen Mitarbeiter aus allen Bereichen zum Thema Software weitergebildet werden. Dies soll zusammen mit geplanten Neueinstellungen von den Universitäten sicherstellen, dass auf diesem Zukunftsfeld die notwendigen Kapazitäten vorhanden sind.

Bei der  Zusammenarbeit mit der Lucian Blaga-Universität  wurde 2019 ein neues  Kapitel aufgeschlagen.  In dem neuen Gebäude für Forschung und Entwicklung wurde neben Laboren auch ein Vorlesungssaal installiert, der der Universität für Vorlesungen vor Ort zur Verfügung gestellt wird.

„In der Produktion wurden große Anstrengungen auf dem Feld der Robotik und des automatisierten Transports unternommen.    Zusammen mit den Flächenerweiterungen, die im Jahre 2019 fertiggestellt wurden, sichern diese  Aufwendungen  die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Hermannstadt in einem internationalem Umfeld ab“, sagte Kolb.

Trotz der langfristig guten Perspektiven, ergeben sich natürlich auf Grund der  Corona-Pandemie kurzfristig vollkommen neue Herausforderungen. „Die zeitweiligen Schließungen der Fabriken der OEMs  weltweit, sowie die erwarteten Nachfrageausfälle auf dem Automobilmarkt, werden sich 1:1 auf das Produktionsvolumen niederschlagen“, meint Oswald Kolb. „Um diese Reduzierungen aufzufangen, wird Continental ursprünglich geplante Investitionen in die Infrastruktur für 2020, sowie geplante Neueinstellungen für die Produktion zunächst verschieben.  Zudem gilt es mit einem strikten Kostenmanagement die Belastungen aus der Volumenreduzierung zu kompensieren.  Für die Zukunftsprojekte im R&D Bereich bauen wir allerdings vorsichtig weiter auf.“

Kurzfristig stünden die Liefer- und Produktionsketten unter erheblichen Spannungen. Während in  Nordamerika und Europa die Produktion in den Kundenwerken fast zum Stillstand gekommen sei, sind die Fabriken in China bereits teilweise wieder angelaufen. Ähnliches gelte für die Werke der Teilezulieferer.

„Hier müssen wir in den nächsten Wochen flexibel reagieren, um die Kunden zu unterstützen“, unterstrich Kolb.

Werner FINK

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Wirtschaft.