Gewundene Wurzeln und verwegene Wege

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Soziolinguistische Untersuchung zur Gretchenfrage in der EKR

Ausgabe Nr. 2668

Gerhild Rudolf: Wurzeln und Wege. Soziolinguistische Studie zur kirchlichen Sprachenwahl der Siebenbürger Sachsen, Honterus-Verlag, Hermannstadt, 2019, 403 Seiten, ISBN 978-606-008-037-4.

Es ist nicht jedem Forscher gegönnt, an seinen Untersuchungsgegenstand durch persönliche und berufliche Einbindung dauerhaft und aus unmittelbarer Nähe heranzutreten. Dr. Gerhild Rudolf, seit 2012 Leiterin des „Begegnungs- und Kulturzentrums Friedrich Teutsch“ der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien (EKR), darf sich insoweit als doppelt glücklich schätzen. Ihre kürzlich im Honterus-Verlag veröffentlichte Dissertation ,,Wurzeln und Wege. Soziolinguistische Studie zur kirchlichen Sprachenwahl der Siebenbürger Sachsen“, vom angesehenen Marburger Sprachforscher und evangelischen Theologen, Professor Heinrich J. Dingeldein, betreut, nimmt sich nämlich einem wichtigen, nicht minder gewagten Vorhaben an, die Entwicklung der Sprachsituation der siebenbürgisch-sächsischen Lutheraner empirisch zu dokumentieren, um der Sprachenwahl des Gottesdienstes in der EKR nachzugehen.

 

Da Deutsch in Raum und Zeit nicht nur in wissenschaftlicher Hinsicht zentral, sondern auch im Hinblick auf die Bewahrung der kollektiven Kohäsion und Identität in Sprachinsellage wichtig ist, zeigt die thematische Brisanz vorliegender Publikation – die Religion als Regulativ für den (Sprach)Erhalt von Minderheiten – die vielfältigen Herausforderungen der durch den Exodus ihrer Mitglieder stark geschwächten, sprachlich und konfessionell gewandelten evangelischen Gemeinde wie auch die theoretische und interdisziplinäre Spannbreite eines solchen Unterfangens auf.

Die vom Departement für Interethnische Beziehungen im Generalsekretariat der Rumänischen Regierung durch das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien und das Demokratische Forum der Deutschen in Hermannstadt finanziell geförderte Veröffentlichung, die sich nicht auf die bloße Faktenbeschreibung beschränkt, bietet einen umfassenden Einblick in die Hintergründe einer im Wandel begriffenen identitätsstiftenden und -wahrenden Institution.

Der Blick der Autorin verweilt jedoch nicht nur beim Gestern. In ihrem interdisziplinären Ansatz zum Abhängigkeitsverhältnis zwischen Spracherhalt und Konfessionserhalt zeigt die Verfasserin dieser 406 Seiten umfassenden Studie, wie sich die EKR als traditionelle „Volkskirche“ gegenüber der gegenwärtigen Sprachsituation positioniert. Angesichts der veränderten Identität ihrer Gemeindemitglieder gilt es danach zu fragen, welche Anstrengungen die EKR unternimmt, um das (auch sprachliche) Kulturerbe der Siebenbürger Sachsen zu bewahren. Damit drängt sich unweigerlich auch die aktuell relevante Frage nach sprachlicher Bewahrung oder Anpassung auf, nach den Folgen einer möglichen Hinwendung zu einem sprachoffenen Gottesdienst. Das Ergebnis ihrer Untersuchung ist solide.

In seinem Geleitwort betont D. Dr. Christoph Klein, emeritierter Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, die stetige Relevanz und Aktualität der von Rudolf aufgegriffenen Themenstellung in Siebenbürgen, mehr als anderswo in Rumänien, auch vor dem Umbruch 1989: die Sprachenfrage in der EKR. Das kontrovers behandelte Thema ist nach 1990 um neue Dimensionen erweitert worden. Diese aufzuzeigen ist die vordergründige Absicht der hier besprochenen Publikation.

Heimat, Identität, Glaube und Sprache sind verbindende Elemente für die Angehörigen einer Minderheit. Einleuchtend wird in der Arbeit daher auch die Bedeutung der Religion als sprachbewahrender Faktor für Minderheiten (vgl. hierzu auch Pennsylvania-Deutsch, Plautdietsch) aufgezeigt, wodurch die Autorin ein von der einschlägigen sprachwissenschaftlichen Forschung marginal behandeltes Thema aufgreift. Bei ihrem Vorhaben greift die Verfasserin auf die Ergebnisse diverser Disziplinen (z. B. Kulturwissenschaft, Varietäten- und Kontaktlinguistik, Kirchensoziologie) zurück und setzt sich dabei auch kritisch mit der terminologischen Schärfe zentraler und/oder transdisziplinärer, „facettenreicher“ (S. 159) Konzepte (z. B. Kultur, Kollektiv, Minderheit, Diaspora) auseinander (vgl. Kap. 1; S. 21-44).

Die in einem knappen Zeitraum (2015–2018) entstandene Studie beleuchtet das Zusammenwirken historischer, gesellschaftspolitischer, ethnischer, konfessioneller, sprachlicher, kultureller und demografischer Gegebenheiten, die für die aktuelle Sprachsituation prägend sind, und erfasst dadurch auch die Umbrüche, die Wandelprozesse (u. a. Gemeindeschrumpfung, zunehmende sprach- und konfessionsverschiedene Eheschließung, verminderte Diglossie und verstärkte Zweisprachigkeit) in der evangelischen Gemeinde ausgelöst haben.

Der Autorin vorliegender Dissertation gelingt es – jenseits unvermeidbarer Vereinfachungen oder Vergröberungen – empirisch und überzeugend, eine ernüchternde Bilanz vorzulegen: Die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien wird „kleiner, städtischer, rumänischer“ (S. 296). Im Folgenden soll dieser Befund näher begründet werden.

In vier Kapiteln geht die Verfasserin der Sprachwirklichkeit in der EKR vor und nach der Wende 1990 nach, um das vielschichtige Verhältnis von Sprache und Identität, ergo Sprache und Konfession zu beleuchten, wobei der multiethnische und plurikonfessionelle Kontext des Luthertums in Rumänien oder die Rolle der Sprachen in der Ökumene ebenfalls in den Blick genommen werden. Dem diesem Themenfeld geneigten Leserkreis werden Wechselwirkungen zwischen Sprachkultur und Entwicklungen einer Sprachgemeinschaft in Minderheits- und Diasporasituation akkurat aufgezeigt, wodurch auch die Stellung des Deutschen im weltweiten Luthertum und migrationsbedingte Transformationen religiöser Gemeinschaften reflektiert werden. Für die Migrations-, Diaspora- und Auslandsgemeinden, die stark verstreuten siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaften und die über hundert Auslandsgemeinden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) einbegriffen, ist Sprache nicht „Beiwerk“, sondern wesentlicher Teil ihrer Identität.

Wie sich die Sprachwirklichkeit in der EKR unter veränderten Bedingungen nach der Massenauswanderung 1990 gestaltet, zeigt das umfangreichste Kapitel der Arbeit, Kap. 3 (S. 154-310), auf. Daher soll dieses Kapitel eingehender besprochen werden.

Sprachsoziologisch ist die evangelische Gemeinde (11.950 Gemeindemitglieder; Stand: 2017; vgl. S. 169) äußerst heterogen: „Altsachsen“ und ihre deutschsprechenden Nachkommen (60%), evangelische rumänisierte Nachkommen (20%), die durch den schulischen Religionsunterricht, Kinder- und Jugendarbeit der Gemeinden deutsch und evangelisch sozialisierte Rumänen (8%), Expats, Zuwanderer und „Sommersachsen“ (8%), Sympathisanten und „Lifestyle-Lutheraner“ (4%) (vgl. S. 172-175). Zu berücksichtigen ist, dass die Verknüpfung von Ethnie und Sprache heute durchaus nicht mehr selbstverständlich ist. Die Zunahme an Personen, die sich zur deutschen Minderheit bekennen, ohne Deutsch als Muttersprache zu sprechen, belegt, dass Deutsch als Identifikationssprache und/oder als Familiensprache schwindet. Andererseits wird Deutsch als Bildungssprache durch das deutschsprachige Schulangebot gestärkt, ohne dass sich die Absolventen „deutscher Schulen“ mit der deutschen Minderheit identifizieren. Durch die extrem geschrumpfte Glaubensgemeinschaft, die veränderte ethnische und sprachliche Zusammensetzung des „Kirchenvolkes“, die Akzeptanz gemischtkonfessioneller und gemischtsprachiger Ehen und das anderssprachige Umfeld befindet sich die EKR – konfessionell und ethnisch – in einer doppelten Minderheitensituation (zum Begriff „doppelte Diaspora“ vgl. S. 163). Wie die EKR die aktuelle Sprachsituation wahrnimmt und sich zur Sprachenwahl bzw. Zweisprachigkeit (1990–2015), genauer: zur ein- oder zweisprachigen Gestaltung des Gottesdienstes, positioniert, verdeutlicht zum einen das Strategiepapier ,,Zukunft Kirche“ (2013), eine offizielle Stellungnahme der Kirchenleitung (Unterkap. 3.2.4; S. 229-231) und die durch Textauszüge belegten öffentlichen Wortmeldungen von Theologen und kirchlichen Mitarbeitern in Periodika, Publikationen und Pressezeugnissen (Unterkap. 3.3; S. 231-269). Zudem zeigt eine im Januar/Februar 2018 durchgeführte Umfrage zur aktuellen Situation (2016–2018) unter Gemeindepfarrern, die in den größten (z. B. Hermannstadt, Bukarest, Kronstadt) und größeren Kirchengemeinden der EKR tätig sind und die als repräsentativ gelten können, weitere Ansichten und Einstellungen sowie die Ursachen der Verwendung von Rumänisch als Zweitsprache in der EKR (vgl. Tabelle 3 auf S. 310) auf (Unterkap. 3.4; S. 270-310).

Durch eine rationale „Öffnung über die Sprache zur Gesellschaft hin“ [Wortmeldung 4 vom 11.09.1991 aus dem Neuen Weg (heute: Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien), S. 238 f.; hier S. 239] wäre zwar die Erreichung ökumenischer Gäste gewährleistet, andererseits jedoch auch ein Identitätsverlust, eine Profilverwischung unvermeidbar (vgl. Unterkap. 3.4.2; S. 273-305). Die inhaltliche Auswertung der Aussagen zu den Veränderungen in der EKR nach 1990 (Einstiegsfrage im Fragebogen) verweist auf ein verändertes Selbstverständnis der Kirche (Fragebogen Nr. 2; S. 273), einen Wandel von einer gemeinschaftsprägenden Kirche zu einer Betreuungskirche (Fragebogen Nr. 33; S. 274) und auf eine „innerliche Einstellung“ (S. 296) auf die zunehmende Zweisprachigkeit in der Kirche. Manche der Befragten sind optimistisch bezüglich des Weiterbestehens der Kirche, akzeptieren die Zweisprachigkeit, wollen auf die deutsche Gottesdienstsprache jedoch nicht verzichten („Rumänisch muss doch sein, das Deutsche geben wir aber nicht auf!“; Fragebogen Nr. 2; S. 299). In der Wahrnehmung der befragten Pfarrpersonen ist die EKR als Kirche deutschsprachig (S. 289). Wenn auch die meisten Gottesdienste deutschsprachig ablaufen, wird Rumänisch zusätzlich bei den Lesungen, der Predigt und dem Segen verwendet. Ausschließlich rumänische Gottesdienste werden in einigen Städten regelmäßig, oft einmal im Monat, abgehalten. Aus den Ergebnissen der Umfrage geht somit hervor, dass in der EKR sowohl Bemühungen zur Bewahrung der Einsprachigkeit im Gottesdienst als auch Tendenzen der Anpassung an das sich verändernde „Kirchenvolk“ und damit eine Hinwendung zur Zweisprachigkeit auszumachen sind (vgl. S. 360 f.). Mit einer „dem Christentum entsprechende[n] Inklusion“ (S. 365) der Anderskonfessionellen in die Kirchengemeinde ist auch die Frage nach den Anforderungen an einen evangelischen Gottesdienst auf Rumänisch verbunden. Dass die übersetzten liturgischen Texte einer Überarbeitung bedürfen, muss nicht weiter erläutert werden. Rudolf zeigt dies am Beispiel der Übersetzung von Kirchenliedern (Unterkap. 3.2.1.1; S. 209-221) auf und verdeutlicht damit, wie schwierig es ist, „eine konfessionell eigenständige Sprache zu verwenden, ohne automatisch die vorhandenen gängigen Prägungen aus anderen Konfessionen zu übernehmen.“ (S. 216).

Sich dem Diktat der zeitgemäßen Anpassung beugend, äußert sich der in der EKR intern wahrnehmbare kirchenpolitische Diskurs zur bilingualen Sprachkultur im Bewusstsein des Unabänderlichen: die Verringerung der Kirchengemeinde durch die massive Auswanderung ihrer Mitglieder nach der Wende 1989, die sprachliche, ethnische sowie konfessionelle Veränderung ihrer Zusammensetzung, der Rückgang der Deutschkenntnisse, das Ausbleiben eines deutschsprachigen Umfeldes und der Kirchenbeitritt anderssprachiger Christen. Durch die fortschreitende Inklusion Anderssprachiger und den Übergang von einer traditionell monolingualen zu einer bilingualen Sprachkultur im Gottesdienst (vgl. hierzu auch die zweisprachigen Konfirmationsgottesdienste) vollzieht sich – so das Fazit der Untersuchung – in der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien „ein unumkehrbarer Paradigmenwechsel“ (S. 403) und somit auch eine grundlegende Veränderung der Gemeinschaft. Mit dem Schwinden „kompakte[r]“ (S. 358) sächsischer Stadtgemeinden und dem Schrumpfen einer historisch wichtigen Sprachinsel des Deutschen sind auch die „Zukunftserwartungen“ der im Dienste der Kirche Tätigen verbunden, dass die EKR „kleiner“, „städtischer“, „rumänischer“ (S. 358) wird.

Die Autorin belegt minutiös den Wandel von Sprache und Konfession im mehrsprachigen Kontext, demzufolge auch die maßgeblichen Auswirkungen auf eine historisch gewachsene Gemeinde, ihre Zukunft und die künftige Ausrichtung ihrer Kirche. Damit wird ein präziser Blick auch auf das Schicksal von Deutsch in Sprachinsellage gerichtet. Ein umfangreiches Literaturverzeichnis (S. 363-390), das zeitgenössische Monografien, Fach- und Sammelbände, Jahrbücher, Einführungen, Aufsätze und sonstige Materialien (amtliche Mitteilungen, Pressezeugnisse, Internetlinks, unveröffentlichte Manuskripte) sowie Originalwerke und Periodika aus mehreren Jahrhunderten umfasst, und ein mehrteiliger Anhang (S. 391-401), der den Fragebogen, eine alphabetische Liste der 28 Umfrageteilnehmer, eine Liste der Ortsnamen (deutsch, rumänisch, ungarisch) und ein äußerst ausführliches dreisprachiges Stichwörterverzeichnis (S. 400 f.) enthält, dem eine Zusammenfassung der Arbeit in den Sprachen Deutsch, Rumänisch und Englisch folgt (S. 402-406), runden die Arbeit ab.

Entgegen allen Widrigkeiten kann die EKR in ihrer Minderheitenexistenz eine neue Aufgabe zu ihrer Stärkung wahrnehmen. Deshalb ließe sich das Resümee dieser Rezension kaum treffender als wie folgt formulieren: Finis Saxoniae? Noch ist kein Ende in Sicht – auch für die Wissenschaft nicht. Dies ist, denke ich, auch der Gedanke, den die Autorin an den Leser weitergibt (vgl. Epilog; S. 362). Entscheidend für den Fortbestand der deutschen Sprache und Kultur wird meines Erachtens die Fähigkeit der Rumäniendeutschen und ihrer Institutionen sein, sich anzupassen, um von dem Umstand, dass die Mehrheitsbevölkerung weiterhin Interesse an ihren Einrichtungen (z. B. Schulen mit deutscher Unterrichtssprache) hat, zu profitieren.

Das Buch ist konsistent aufgebaut und dessen Lektüre erweist sich in mehrfacher Hinsicht als lohnenswert. Mit der Fokussierung auf die aktuelle Sprachkultur, den Statuswandel der historischen Regionalsprache Deutsch in gesellschaftsrelevanten und mehrsprachigen Kontexten und die Rolle der Kirche für den Spracherhalt lässt sich die Relevanz dieser Publikation nicht befriedigend erfassen. Durch die thematische Brisanz, die veränderte Sprachenwahl in einer identitätswahrenden Institution, und vor allem durch die Eruierung des Wandels evangelischer Restgemeinden bietet vorliegende Arbeit ausreichend Anlass, über die „Forschungswürdigkeit“ der Liturgie- und Predigtsprache nachzudenken und die Relevanz der Interdisziplinarität zu betonen. Die vorliegende Arbeit leistet einen wichtigen Beitrag zur Wahrnehmung der historischen und gegenwärtigen Rolle der Kirche auch aus der Sicht der weltweit verstärkten Abwendung vom Christentum. Ein weiterer wichtiger Beitrag liegt meines Erachtens auch in der Herausstellung der gesellschaftlichen Bedeutung religiöser Kommunikation, dem Aufzeigen zukunftsweisender Aufgaben der zur Bewahrung des Deutschen aktiven Institutionen sowie in der rechtzeitigen Erkennung der Tatsache, dass die EKR über die Pflege eines Kulturerbes hinaus, das Schicksal von Deutsch in Sprachinsellage entscheidend zu bestimmen vermag.

Aus der Sicht der Rezensentin bleibt anzumerken: Durch ihre Ausrichtung und aus der engeren Sicht der Linguistik liefert die Arbeit Impulse für die Erforschung von Sprachkontaktkonstellationen und der Mehrsprachigkeit in Sprachinsellage. Das Buch lässt sich darüber hinaus auch als Informationsquelle für die Erklärung variationslinguistischer Fragestellungen nutzen. Durch die Dokumentation einer Sprachrealität in und außerhalb der Kirche aufgrund unterschiedlich gearteter, inhaltlich vielfältiger sowie elektronisch verfügbarer Quellen bedient das Buch diverse Nutzungsinteressen. Diese Publikation dürfte daher eine Nutzerschaft inner- und außerhalb des deutschsprachigen Raums finden und erfreuen. Es bedient nicht nur die germanistische und linguistische Fachwelt, sondern auch ein breiteres Fachpublikum, darunter Soziologen oder Theologen, gleichfalls Nicht-Linguisten oder Laien. Dieses Buch sei der am gewandelten Sprachgebrauch deutscher Minderheiten in Sprachinsellage interessierten Leserschaft zu empfehlen. Mit der Ergründung der gegenwärtigen Sprachsituation in der EKR kann der Band als Anregung aller im Kirchenbereich aktiv Tätigen dienen, die sich künftig in der Ausarbeitung „neue[r] kirchenpolitische[r] Konzepte“ (S. 360) einbringen wollen. Dem außerhalb Rumäniens liegenden Leserkreis vermittelt das Buch nicht nur einen Einblick in die bewegte Geschichte einer Minderheit, sondern benennt auch die Schwierigkeiten für den Erhalt des Deutschen als Muttersprache in Rumänien sowie institutionelle, sprach- und bildungspolitische Maßnahmen zu dessen Stärkung.

Mit der Doktorarbeit von Gerhild Rudolf liegt ein Buch vor, auf das man bereits gewartet haben mag und das zugleich Zeugnis ist einer engagierten Forscherin, gleichfalls wachsamen Beobachterin der EKR, einer Connaisseuse also, die in der Wahl ihres Dissertationsthemas ein wahrlich glückliches Händchen hatte.

Doris SAVA

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Literatur, Aktuelle Ausgabe.