Zu ,,Die Professoressa“ von Carmen Elisabeth Puchianu / Von Niels STERN
Ausgabe Nr. 2670

Carmen Elisabeth Puchianu: Die Professoressa. Ein Erotikon in gebundener und ungebundener Rede. Reihe Epik, Band 102, Pop-Verlag, Ludwigsburg, 2019, 176 Seiten, ISBN: 978-3-86356-244-1
,,Die Professoressa – Ein Erotikon in gebundener und ungebundener Rede“ von Carmen Elisabeth Puchianu, erschienen 2019 im Pop-Verlag Ludwigsburg, ist ein literarischer Mischling, dessen Hauptmotiv, sozusagen der rote Faden, welcher sich durch das Buch zieht, der Tod ist. Der Tod als ständiger Begleiter des Lebens, als Liebhaber, als jemand, den man in sein Leben lassen, mit dem man sich anfreunden und von dem man sich umgarnen lassen muss, in der Hoffnung, am Ende vielleicht doch verschont zu bleiben.
In einem etwas ungewöhnlichen Aufbau, passend jedoch zum Tenor des Werkes, finden sich mehrere Geschichten, sozusagen selbstversorgende Miniromane inmitten von Gedichten und Versen sowie gelegentlichen intimen Zeichnungen, Skizzen und Fotografien von Theateraufführungen. Was auf den ersten Blick ein wenig wirr und merkwürdig erscheint, mündet schließlich in der Erkenntnis, dass es vielleicht auch gar keine Ordnung geben soll.
Vielmehr ist es eine Ansammlung von Arbeiten, die aber auch vielleicht nur für uns Leser willkürlich erscheinen.
Die Texte sind ausnahmslos auf einem hohen literarischen Niveau, sprachlich ansprechend und sehr spannend und lebhaft geschrieben, sodass man jedes Mal sehr enttäuscht ist, dass die Geschichten dann schließlich ein plötzliches und jähes Ende finden, denn jede einzelne hätte das Zeug gehabt, ein komplettes Buch zu füllen.
Die Omnipräsenz des Todes wird in jeder der Geschichten, vor allem aber in den Gedichten deutlich, die den Tod sexualisieren und ihn anthropomorphisieren, sodass man sich sozusagen ein wenig an ihn gewöhnt und seine Gegenwart anfängt zu dulden, ja schon fast als notwendig erachtet.
Carmen Elisabeth Puchianu verkündet am Anfang, der Leser wäre gut beraten, in den Texten nicht nach ihr zu suchen. Doch so sehr man sich bemüht, unvoreingenommen sich die Zeilen einzuverleiben, so sehr fängt man relativ schnell an, an ihrer Aussage zu zweifeln und nach einiger Zeit bemerkt man, dass diese Aussage sehr wohl ironisch gemeint war.
Es sei denn, ihr Selbst agiert, wie sie sagt, scheinbar unabhängig im Text und spinnt seine eigene Geschichte.
Es ist ein Werk, welches einem einen kleinen Einblick gewährt in die Welt von Carmen Elisabeth Puchianu und ihrem Drang, in den letzten Jahren, zum Spektakel, zur Performance. Es weckt zudem auch das Interesse, ihre anderen Werke zu durchforschen. Es ist aber auch ein Experiment, ein Vereinen von Genres, von Erzählen und Fühlen, von Ängsten und Erlebnissen, von Schicksalen des Ichs, vom fiktiven Inszenieren in der Grauzone der Wahrheit.