Gespräch mit Florin Grigoraș zum 50. Jubiläum der Rockband RIFF
Ausgabe Nr. 2668
Der heute, am 10. April, vor genau 66 Jahren in Hermannstadt geborene Musiker Florin Grigoraş hat ursprünglich Rechtswissenschaften studiert. Seine Leidenschaft für die Musik aber gewann schließlich die Oberhand und er wurde zum freischaffenden Künstler. Schon in der Grundschule hatte er die Gitarre entdeckt und gründete 1970 die Rockband Sonic, die seit 1980 den Namen RIFF trägt und zu den langlebigsten rumänischen Rockbands zählt. In diesem Jahr feiert RIFF das 50. Gründungsjubiläum.
Aus diesem Anlass gewährte Florin Grigoraş der HZ-Redakteurin Cynthia P i n t e r nachstehendes Interview.
Wie konnte man 1970 eine Rockband gründen? Wer waren die Initiatoren? Auf welche Schwierigkeiten seid ihr gestoßen?
In Rumänien ist die kulturelle Brisanz, die der amerikanische Rock n’Roll und der britische Beat geschaffen haben, viel schwerer eingedrungen. Wer daran interessiert war, konnte sich die Informationen und Materialien aus Zeitschriften wie Bravo oder Salut des copains holen, wir hörten uns Schallplatten von den Beatles, Rolling Stones, Kinks, Jimi Hendrix usw. an. Im Kino sahen wir „The Young Ones“ mit Cliff Richard und The Shadows, einige Filme mit Elvis Presley, und was sehr wichtig war: Der nationale Radiosender strahlte rumänische Musik von Phoenix, Mondial, Roșu și Negru und anderen aus.
Die Jugendlichen versuchten, den Trend nachzuahmen, viele spielten Gitarre in jener Zeit. Also kamen ein paar von der Musik begeisterte Freunde im September 1970 zusammen und gründeten die Band SONIC (ab 1980 umbenannt in RIFF) mit den Mitgliedern: Florin Grigoraș (Bass), Ninei Popșa (Sänger), Radu Voicu (Schlagzeug) und Gabi Tudor (Gitarre).
Wir organisierten Konzerte und Tanzabende im Elite-Saal (Sporergasse/Str. General Magheru 18), wo der Sitz des Munizipalkulturhauses war, aber auch an den Hermannstädter Lyzeen, vor allem am Octavian Goga-Lyzeum. Die Tanzabende hießen „Reuniuni” (Zusammenkünfte) und wurden vom Vertreter des Verbands der kommunistischen Jugend (UTC) organisiert, der für die jeweiligen Schulen verantwortlich war.
Unser Hauptproblem war der Mangel von professionellen Musikinstrumenten, denn die Instrumente, die es beim Musikladen „Muzica” in der Heltauergasse gab, waren von sehr schlechter Qualität. Der Schwarzmarkt funktionierte, also beschafften wir uns mit großem finanziellen Aufwand ordentliche Musikinstrumente aus dem Ausland.
Ein anderes Problem war die 1971 strenger gewordene Zensur. Wir mussten vor jedem Konzert „vizionări” vor dem Kulturkommitee absolvieren. Das Kommitee musste unsere Liedertexte bewilligen und vergewisserte sich, dass wir ein ,,anständiges Aussehen“ hatten.
Die Rockmusik wurde toleriert, denn sie zog Jugendliche an, gab ein Gefühl der Freiheit und noch wichtiger, sie brachte den Kulturinstitutionen Geld ein.
Wie hat sich die Zusammensetzung der Band in den 50 Jahren verändert?
Natürlich änderte sich einiges in den 50 Jahren seit der Gründung, sowohl in musikalischer Hinsicht als auch was die Mitglieder angeht. Persönliche Probleme, finanzielle Probleme oder künstlerische Meinungsverschiedenheiten haben uns nicht verschont. Eines ist aber geblieben: die Professionalität der Gruppe. Wir haben immer sehr gute Musiker aus Hermannstadt und dem ganzen Land in unsere Band aufgenommen. RIFF hat es geschafft, sich mit einem einzigartigen, originellen und interessanten Sound in der rumänischen Rockmusikszene zu etablieren. Mir zur Seite stehen der Gitarrist Mircea Bunea, der seit 1988 bei uns ist, Mihaela Grigoraș, am Keyboard und Sängerin, ist seit 1996 dabei und der Trommler Laur Fogădar arbeitet seit 2013 mit uns zusammen. Alle Informationen über RIFF sind übrigens auf www.riff-grup.ro zu finden.
Was ist die größte Errungenschaft der Gruppe?
Sehr wichtig für uns sind die 12 veröffentlichten Musikalben. Die Musik bleibt und wir sind glücklich darüber, dass Lieder wie: În loc de bun rămas (Tu ai focul în privire), Regele șoselei, Primii pași, Plouă la Woodstock und viele andere Songs gehört und geschätzt werden, sie sind von einer Generation zur anderen übergegangen. Wenn man dir nach einem Konzert in Rumänien sagt: „Wisst ihr, ich bin mit eurer Musik großgewachsen…“, dann ist das eine große Genugtuung für uns.
Weiterhin wichtig ist, dass wir es geschafft haben, die Leidenschaft für die Musik mit der Arbeit zu verbinden, wir haben Musik machend gelebt, wir haben die Welt mit unserer Musik gesehen, haben auf großen Bühnen gestanden und sind auf wichtigen Tourneen im Land und Europa gewesen. Und schlussendlich machen wir immer noch Musik und das ist wichtig…
Was bedeutet Musik und Rockmusik für dich persönlich?
Eine Möglichkeit, meine Gedanken, meine Gefühle und meine Lebensphilosophie auszudrücken. Die Musik hilft mir, öffentlich Botschaften zu übermitteln. Rock muss nicht kommerziell sein, das Publikum erwartet neue Ideen, neue Sounds. Außerdem habe ich die Musik für 38 Theaterstücke geschrieben, was mich in eine andere künstlerische Sphäre versetzt hat, die komplex und interessant ist.
Deine schönste Erinnerung aus den letzten 50 Jahren…
Ich habe ein Heft, in dem ich alle Konzerte notiere, begonnen habe ich 1971 und es hilft mir, wenn ich die Notizen lese, mich an allerlei zu erinnern. Es waren viele schöne Momente, die Bühne, Live-Konzerte geben sehr viel professionelle und innere Genugtuung.
Der schwierigste Moment der letzten 50 Jahre…
Ein schwieriger Moment war 1995. Nach der Tournee im Herbst jenes Jahres wollte ich aufgeben, die Band auflösen. Die wirtschaftliche und soziale Situation im Land war schwer, nichts geschah mehr im Sinne unserer Arbeit, das Publikum war verwirrt. Bei 161 Prozent Kreditzinsen war es ein Kampf, weiterzumachen; 5 Musiker, 6 Techniker, 2 Schofföre und 3 Organisatoren, getragen bloß durch den Verkauf der Konzert-Eintrittskarten. Wir haben jene Krise und andere überwunden, haben uns angepasst und es geht weiter…
Und wie geht es weiter?
Jetzt sind wir zu Hause… Wir wurden in letzter Zeit oft gefragt, wie wir die 50 Jahre Musikkarriere feiern werden, was wir für ein so wichtiges Jubiläum geplant haben.
Wir haben uns drei Events ausgedacht: die Veröffentlichung eines neues Musikalbums, ein Jubiläumskonzert in Hermannstadt im Monat Juli und eine nationale Tournee im Herbst. Das Album wird gerade produziert und wir bekommen um den 8. April herum 1.000 Exemplare davon.
Die Vorbereitungen für das Konzert RIFF 2020 mit neuen und alten Liedern und einer besonderen Video-Bühnenbildgestaltung sind abgeschlossen, aber wir wissen nicht, wann es stattfinden kann. Es ist jetzt wichtiger, dass wir gut über diese Krise hinwegkommen, dass wir gesund bleiben, damit das Leben normal weitergehen kann.
Danke für das Gespräch.