Rechtskunde als Wahlfach in Rumänien

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Arbeitstreffen des Vereins VeDemJust an der Evangelischen Akademie Siebenbürgen

Ausgabe Nr. 2663

Die Einführung von Rechtskunde im Lehrplan der Gymnasial- und Lyzealklassen in Rumänien wurde Anfang Februar bei einem Arbeitstreffen des Vereins „Voci pentru Democrație și Justiție“ (VeDem Just) besprochen.

Das Treffen wurde in Partnerschaft mit der Evangelischen Akademie Siebenbürgen organisiert und durch das Bundesland Kärnten und die „Friedrich Naumann Stiftung. Für die Freiheit“ unterstützt.

Der Verein VeDem Just, ein Verein unter der Leitung von Lucian-Silviu Checheriță, Oana Negru und Cristi Dănileț, begann vor fünf Jahren ein Programm zur Einführung von Rechtskunde im Schulunterricht zu entwickeln. Die Kampagne „Vreau educație juridică în școli“ (Ich möchte Rechtskunde in der Schule) erfreute sich einer großen Wirkung in den sozialen Medien.

Aus diesem Vorhaben wurde das Projekt „Eduiuris“ entwickelt. Zu diesem Projekt gehören sowohl die Entwicklung eines Unterrichtsprogramms, eines Schulbuchs, sowie die entsprechende Ausbildung von interessierten Lehrern.

Derzeit wird Rechtskunde landesweit in über vierzig Schulen unterrichtet. In den meisten Fällen beruhte dieses auf der Eigeninitiative von Lehrkräften, welche entweder selber oder mit Hilfe von Fachkräften aus dem Rechtswesen (Anwälte, Richter, Polizisten, Staatsanwälte usw.) dieses Fach unterrichten. Sie waren immer auch auf die offenen Ohren der Schulen angewiesen, da Rechtskunde nur als Wahlfach angeboten werden konnte, obwohl zur Förderung des Faches vor geraumer Zeit ein Protokoll zwischen dem Bildungsministerium und dem Justizministerium unterzeichnet worden ist.

In den fünf Jahren seit dem Beginn der Initiative konnten mehrere Erfolge verbucht werden: In manchen Verwaltungskreisen wurden Protokolle zwischen den zuständigen Schulinspektoraten und den entsprechenden Anwaltskammern unterschrieben, die Anfragen seitens der Lehrer steigen von Jahr zu Jahr, es wurden über 5.000 Schulbücher gedruckt, es wurden informelle Kurse angeboten, es wurden Gerichtsverfahren mit Schülern nachgestellt, es wurden „Jura-Clubs“ von und mit Schülern gegründet.

Das von Richter Cristi Dănileț verfasste Schulbuch (unser Bild)kann über den Verein (www.vedemjust.ro) kostenlos bestellt werden. Das Schulbuch wurde sogar ins Deutsche übersetzt und kann von der Homepage des Vereins heruntergeladen werden. Zu einem Druck der deutschen Fassung kam es noch nicht, da bis dato die Anfragen fehlten.    

Die fünfundzwanzig anwesenden Teilnehmer (Anwälte, Lehrer, Projektmanager usw.) waren sich einig, dass der informelle Rahmen der schulischen „Woche anders“ ein viel zu ungenügender Rahmen sei, um Minimalkenntnisse im Bereich Gesetze in Rumänien zu vermitteln. Es bedarf einer Institutionalisierung des Vorhabens. Hier ist man aber auf die interessierten Personen vor Ort angewiesen. 

Alle für den Unterricht notwendigen Unterlagen  stellt VeDem Just durch die Platform www.educatiejuridica.ro kostenlos zur Verfügung.  Zur Zeit wird sogar an einem Schulbuch für die Klassen 1-4 gearbeitet welches bis Anfang des Schuljahres 2021/2022 fertig sein soll.    

Roger PÂRVU

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Justiz.