Kochen wie anno 1900

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Elise Fröhlichs „Die siebenbürgische Küche“  wurde ins Rumänische übersetzt

Ausgabe Nr. 2664

Elise Fröhlich: Bucătăria transilvăneană. Rumänische Fassung von Ruxandra Stănescu. Armanis-Verlag Hermannstadt, 2020, 388 Seiten, ISBN 978-606-9006-99-3.Das Buch kann in der Astra-Bibliothek käuflich erworben werden. Näheres dazu bei Dan Nanu unter 0745-26.39.17.

1987 brachte Elise Fröhlich in Hermannstadt das Kochbuch „Die Siebenbürgische Küche“ heraus, für alle „Hausfrauen Freundinnen“. Der Erfolg ließ nicht auf sich warten, fünf Auflagen durfte die Sammlerin betreuen, aus 1.200 Rezepten wurden es bei der 5. Auflage 1.400. Leider konnte Elise Fröhlich sich über den Erfolg ihres Werkes nicht mehr freuen, da sie im Februar 1901 bei der Geburt ihres Kindes starb. Der Seraphin-Verlag in Hermannstadt gab knapp 10 Jahre später eine weitere Ausgabe ihres Kochbuches heraus, brachte der Autorin eine Hommage und versprach, ihr Lebenswerk weiter zu führen und zu ergänzen. Mehr als ein Jahrhundert später wurde die 5. Auflage durch ein Projekt der Astra-Bibliothek in Hermannstadt übersetzt und kann gekauft werden.

 

Dan Nanu kümmerte sich seitens der Bibliothek um dieses Projekt, das im Rahmen der Europäischen Gastronomischen Region im Vorjahr ins Leben gerufen wurde. Erschienen ist das Buch im Rahmen des Untersuchungszentrums „Andrei Oțetea“ der Astra-Bibliothek, mit Unterstützung des Vereins „Die Freunde der Astra-Bibliothek“ und der Stiftung Pacenta, im hauseigenem Verlag Artemis. „Wir haben Elise Fröhlichs Buch für die Übersetzung ins Rumänische aus mehreren Gründen gewählt. Erstens wurde dieses Buch nie übersetzt. Wir sich auch der Meinung, dass sie Sächsinnen im letzten Jahrhundert nach Elise Fröhlichs Rezepte gekocht haben.  Außerdem gibt es hier sehr viele einfache und gute Rezepte, die sonst verloren gehen würden.“

Tatsächlich kann man das Kochbuch „Die siebenbürgische Küche“ sehr selten zu Kaufen  finden. In Hermannstadt steht eins für 4.500 Lei zum Verkauf, in Deutschland wurden in den letzten Monaten zwei Stück für etwa 300 Euro zum Verkauf angeboten, waren aber schnell vergriffen. Die rumänische Version, die genauso simpel „Bucătaria  transilvăneană“ heißt, soll natürlich zu einem viel besseren Preis verkauft werden. Näheres dazu kann man telefonisch bei Dan Nanu erfahren (0745-26.39.17): „Ich denke, dass dieses Kochbuch ein sehr schönes Geschenk ist. Wir haben uns bemüht, ein schönes Volumen herauszubringen, zum Beispiel haben wir ein teureres Papier verwendet. Die Einnahmen fließen übrigens in weitere Projekte des Vereins.“

Das ist quasi das erste Kochbuch, das von der Astra-Bibliothek durch die Stiftung „Die Freunde der Astra-Bibliothek“ herausgegeben wird, bisher wurde nur ein Manuskript mit Rezepten aus dem Deutschen übersetzt, ist allerdings noch nicht erschienen. Es soll nicht das letzte übersetzte Kochbuch bleiben, denn zur Zeit wird ein Buch aus dem Ungarischen übersetzt: „Das ist ein bisschen schwierig, denn die Rezepte sind im mittelalterlichen Ungarisch geschrieben.“

In gotischer Schrift ist auch „Die siebenbürgische Küche“ erschienen, noch gibt es allerdings viele, die diese Schrift lesen können. Übersetzt wurde Elise Fröhlichs Buch von Ruxandra Stănescu, die auch die Transliteration übernahm. Da wurden auch die Maßeinheiten einheitlich übersetzt, so dass man die Rezepte auch direkt nachkochen kann.

Übrigens: Viele von Ihnen kennen noch Omas Küche, besonders als Siebenbürgerin bzw. Siebenbürger. Wer sich schon mal gefragt hat, wo er ein altes Rezept finden könnte, um den Geschmack aus der Kindheit wieder zu erleben, könnte in diesem Buch fündig werden.

Die meisten Rezepte kann man auch problemlos nachkochen, nur selten muss man recherchieren, wo man zum Beispiel Pottasche für die Lebkuchenrezepte finden könnte. Ja, die kann man kaufen, bzw. bestellen, u. a. in Vegan-Läden.

Auch Anfänger sind mit diesem Buch gut beraten, viele Rezepte sind nicht nur einfach, sondern auch gut erklärt. Am Anfang jedes Kapitels gibt es nämlich Tipps uns Tricks für das Gelingen, außerdem sind gleich am Anfang des Buches auch viele Techniken und Begriffe gut erklärt. Gut erklärt ist auch die Methode, wie man ein Hähnchen schlachtet und rupft, was zur Zeit den meisten Köchen erspart bleibt. Wer Bärenfleisch kochen will, findet hier auch ein Rezept, die empfohlene Hagebuttenmarmelade-Soße passt aber sehr gut auch zu gängigen Fleischsorten.

Tipps und Tricks wie man Wollsachen wäscht oder wo überall im Haushalt Soda eingesetzt werden kann, Rezepte für Kranke und Genesende und wie lange es  dauert, bis man Milch verdaut hat, sind am Ende des Buches zu finden. Auch wenn manche Informationen veraltert sein könnten, sind andere noch ganz gut einsetzbar, doch allgemein gilt, dass man sich ein Bild  davon machen kann, was eine Hausfrau vor mehr als 130 Jahren alles wissen und machen musste.

Ruxandra STĂNESCU

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Bücher, Gastronomie.