Pressekonferenz im neuen Sitz des städtischen Kulturhauses von Hermannstadt
Ausgabe Nr. 2657
Das Hermannstädter Balletttheater nimmt Stellung im Kampf gegen die Gewalt an Frauen und Mädchen durch die Teilnahme zusammen mit der Kompanie für zeitgenössischen Tanz „Panta Rei Danseteater“ aus Norwegen an dem Projekt „Soft Power – Zeitgenössische Kultur und Kunst – Dialog zur Änderung“. Mehr zum Projekt und zum Rückblick auf das Jahr 2019 sowie zu den Zielen für dieses Jahr erfuhren die Journalisten im Rahmen einer Pressekonferenz am vergangenen Mittwoch im neuen Sitz des städtischen Kulturhauses.
Die Pressekonferenz bestritten die Pressesprecherin Crina Mareș, die Koordonatorin des Ballettheaters Ramona Palade und die Balletttänzerin Andreea Simonaș. Anschließend wurden die Journalisten zu einer Probe des Balletttheaters eingeladen.
Der zeitgenössische Tanz soll weniger bekannt sein als Bereiche wie Musik, Film oder Theater. Es fehlt an Tanzlehrern in diesem Bereich, die Tänzer, Tanzpraktiker und Zuschauer erziehen könnten. Ein anderes Problem ist die kleine Anzahl von Zuschauern. Die Hauptgründe sind die unzureichende Information und die unzureichenden Kenntnisse des Publikums über den zeitgenössischen Tanz. Als Hauptgrund wurde die geringe Verbreitung der zeitgenössischen Tanzproduktionen aus Geldmangel identifiziert, vor allem in kleinen Städten oder in ländlichen Regionen.
Durch die neue Partnerschaft zwischen dem Hermannstädter Balletttheater und „Panta Rei Danseteater“ aus Norwegen soll nun das Projekt „Soft Power – Zeitgenössische Kulktur und Kunst – Dialog zur Änderung“ implementiert werden, das über Zuschüsse des Europäischen Wirtschaftsraumes finanziert wird, wobei sich die Summe auf 200.000 Euro beläuft. Durch das Projekt möchte man die bilateralen Beziehungen zwischen Rumänien und Norwegen in dem Bereich der zeitgenössischen Kunst stärken und den Erfahrungsaustausch der Tänzer, Austausch von Know-how und bewährte Vorgehensweisen in dem Bereich der Verbreitung ermöglichen. Gestärkt wird der interkulturelle Dialog durch die Co-Produktion der zeitgenössischen Tanzvorstellung Soft-Power, aber auch von ergänzenden Aktivitäten wie Tanzwerkstätten für Kinder und Jugendliche, Workshops zur Entwicklung des Publikums, Job-Hospitationen.
Gestartet wurde das Projekt 2019 während der EU-Ratspräsidentschaft Rumäniens und soll 2020 weitergeführt werden. „Dieses Projekt liegt uns am Herzen“, unterstrich Ballettkoordinatorin Ramona Palade.
Das Hermannstädter Balletttheater blicke, so Palade, auf ein erfolgreiches Jahr 2019 zurück, mit fünf Premieren, 15 Wiederholungen, Morgenvorstellungen, nationalen und internationalen Tourneen, Ballettgalas, Kooperationen, Online-Präsenz und Live-Übertragungen. Einige der Höhepunkte im vergangenen Jahr waren der Internationale Tag der Mobilität, der Internationale Tanztag, der Ballettwelttag, das Publikumstreffen mit den Tänzern des Hermannstädter Balletttheaters oder der Internationale Wettbewerb für klassischen und zeitgenössischen Tanz.
2020 habe das Hermannstädter Balletttheater über 30 Veranstaltungen, darunter fünf Premieren und 25 Wiederholungen geplant, die meisten auf der Bühne des Ion Besoiu-Kulturzentrums.
Zum Jahresbeginn werden zwei erfolgreiche Vorstellungen wiederholt und zwar am 28. Januar ,,Schwanensee“ und am 7. Februar „Barococo Party“. Die Neuigkeit in der Vorstellung „Schwanensee“ besteht darin, dass dieses Mal die Hauptdarsteller nicht von anderen Balletttheatern aus dem Land sondern von den Balletttänzern des Hermannstädter Balletttheaters Ayaka Nagai und Maynard Miranda Fernandez gestellt werden. Die Tanztheatervorstellung „Barococo Party“ in der Regie von Sergiu Anghel hatte erst am 3. Dezember des vergangenen Jahres Premiere. Die Rollen bekleiden Natalie Ester vom Jüdischen Staatstheater in Bukarest, Iuliana Moise und Eduard Adam vom Nationalen Theater in Bukarest. Die Hauptrolle übernimmt Joao Gomez, der Tänzer des Hermannstädter Balletttheaters und Absolvent des Internationalen Ballettkonservatoriums „Anarella Sanchez” in Portugal.
Die Reihe der Premieren startet in diesem Jahr am 31. März mit „Die Kameliendame“ in der Regie von Mehmet Balkan, der Choreograf des Türkischen Staatsballetttheaters. Im Mai folgt die Produktion „Anotimpurile” (Die vier Jahreszeiten) in der Choreografie von Sergiu Anghel. Die Produktion ist eine Zusammenarbeit mit der Hermannstädter Staatsphilharmonie. Eine weitere Premiere ist die Vorstellung „Noaptea Valpurgiei. Dansurile Polvetiene. Rapsodia Română”, in der Choreografie von Valentin Barteș, die im Juli auf dem Großen Ring aufgeführt werden. Die letzten zwei Premieren in diesem Jahr sind eine zeitgenössische Tanzvorstellung im Oktober und „Aschenputtel“ in der Choreografie von Aleisha Gardner im November.
Zu den Veranstaltungen des Hermannstädter Balletttheaters sind auch 2020 alle Alterskategorien eingeladen. Besonders für Kinder gedacht sind die Adaption „Aschenputtel” und die Morgenvorstellungen.
Das Balletttheater wird von dem städtischen Kulturhaus Hermannstadt betrieben. Die Geschichte des Hermannstädter Ballettheaters startete 2007, wobei den Großteil der Tänzer schon damals ausländische Tänzer, vor allem Japaner stellten, ein Trend, der bis heute anhält. Gegenwärtig besteht das Team des Balletttheaters aus 40 Balletttänzern aus Rumänien, Neuseeland, Australien, Kanada, Spanien, Italien, Großbritannien, Irland, Frankreich, Japan, Russland, der Dominikanischen Republik, Kuba, Ecuador, Finnland, Kolumbien, den USA und Portugal.
Ein Problem sei, dass die guten Balletttänzer aus Rumänien ins Ausland gehen. So gibt es im Team des Hermannstädter Balletttheaters nur dreiTänzer aus Rumänien.
Ein Problem ist auch ein angemessener Vorstellungssaal. 2019 wurden die Hauptvorstellungen im Thalia-Saal dargeboten und werden nun ab 2020 nach vier Jahren wieder im ehemaligen Gewerkschaftskulturhaus, dem gegenwärtigen Ion Besoiu-Kulturzentrum aufgeführt. „Was uns freut, ist, dass wir am Ende des Jahres einen Vertrag mit dem Ion Besoiu -Kulturzentrum abschließen konnten, wo die großen Vorstellungen wieder stattfinden werden“, unterstrich Ramona Palade.
Werner FINK