Deutscher Kulturabend in Sathmar unter dem Motto ,,Werte fördern“
Ausgabe Nr. 2652
,,In allen Aspekten der letzten hundert Jahre und etwas mehr haben unsere Ahnen, Urgroßeltern, Großeltern und Eltern wie auch wir selbst, unsere Kinder und Enkel so manches erlebt. Wir haben in unserer kollektiven Erinnerung so manche Gegensätze und krasse Widersprüche zu vermerken, unsere Familien mussten sich anpassen und daraus selbst Neues schaffen.“ Mit diesen Worten leitete Michael Szellner, der stellvertretende Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat seine Festansprache beim Deutschen Kulturabend Mitte November im wunderschönen Saal der Dinu Lipatti-Staatsphilharmonie in Sathmar ein.
Die kurzweilige Ansprache stand unter dem Titel „Gegensätze schaffen Neues. Tradition und Moderne. Die Banater Deutschen und das Jahrhundert Rumäniens” und passte sehr gut zu dem Motto des Kulturabends, ,,Werte fördern“. Szellner schloss mit den aufmunternden Sätzen: ,,Meine Damen und Herren, wie gesagt, hat jede und jeder von Ihnen solche eigene abenteuerliche Familiengeschichten, mehr oder weniger ereignisreich. Wir Banater Deutschen, ob Schwaben oder Berglanddeutsche, als Städtler oder vom Lande, wir sind ein merkwürdiger Stamm. Auch wenn wir weniger geworden sind und unsere Sippschaft in der ganzen Welt verstreut lebt, können wir eines behaupten: Hurra, wir leben noch!“
Es muss klar gesagt werden: Der Deutsche Kulturabend, den das DFD Sathmar in Zusammenarbeit mit dem Kreisforum Sathmar und dem Regionalforum Nordsiebenbürgen veranstaltet hatte, stellte unter Beweis, dass die Sathmarschwaben es verstehen, (ihre) Werte zu fördern und zu feiern. So wurde der langjährige Vorsitzende der Landsmannschaft der Sathmarschwaben in Deutschland, Helmut Berner, in Abwesenheit ausgezeichnet für seinen unermüdlichen Einsatz in seiner Heimat, der 1990 zur Gründung des Sathmarer Deutschen Forums geführt hatte. Sein Sohn Edmund Berner, der die Auszeichnung von Josef Hölzli, dem Vorsitzenden des Regionalforums Nordsiebenbürgen entgegennahm, erinnerte daran, dass sein Vater Helmut Berner schon im Januar 1990 als Mitglied der offiziellen Delegation der Bundesrepublik Deutschland, die unter der Leitung des damaligen Bundesaußenministers Hans-Dietrich Genscher Rumänien und die deutsche Minderheit besucht hatte, dabei gewesen sei. Helmut Berner hatte so die Gelegenheit, Genscher und der Delegation die Anliegen der Sathmarschwaben näher zu bringen.
Durch das Programm führten in deutscher, rumänischer und ab und zu in ungarischer Sprache Gerlinde Leitner und Daniel Maroscsák vom Deutschen Johann Ettinger-Lyzeum.
Zur Eröffnung ertönte das Heimatlied der Sathmarschwaben, gesungen von dem Männerchor Großkarol-Pe-
trifeld-Sathmar, zur Akkordeonbegleitung von Johann Veser.
Die Bühne gehörte sodann der Tanzgruppe ,,Gemeinsam“ des Johann Ettinger-Lyzeums, die unter der Leitung der Grundschullehrerin Gabriela Rist drei Tänze zeigte: „Drei liadrigi Strümpf“, „Auf der Jagd“ und „Zillentaler Hochzeitsmarsch“.
Besonders stolz können die Schülerinnen und Schüler, die Lehrerinnen und Lehrer dieser Schule auf ihre ehemalige Kollegin bzw. Schülerin Cecilia Csomai sein, die derzeit ihren Master an der Gheorghe Dima-Musikakademie Klausenburg macht. Die Sopranistin ist Mitglied des Opernstudios „Transilvanian Opera Academy“ in Klausenburg und verzauberte das Publikum mit Arien aus Operetten von Franz Lehar.
Die Ergebnisse des im Oktober 2019 von dem Verein FunkForum in Zusammenarbeit mit der Deutschen Jugendorganisation Sathmar ,,Gemeinsam@ veranstalteten Journalistik-Seminar präsentierten sodann Siegfried Thiel zusammen mit Schülerinnen und Schülern des Ettinger Lyzeums und des Kölcsey Ferenc-Nationalkollegs und dem Deutschlehrer Adalbert Csaszar.
Die Zwillinge Vivien und Roland Kuki, zwei viel versprechende Tanzsportler, schwebten regelrecht über die Bühne und überließen diese dann zwei Dichterinnen: Nora Iuga und Christel Ungar. Unter dem Titel ,,Zwei Dichterinnen, zwei Leben, zwei Generationen“ lasen diese in deutscher und rumänischer Sprache aus ihren Texten und boten kurz Einblick in deren Entstehen. Am Vorabend hatten Schülerinnen und Schüler der beiden oben genannten Schule an einer Begegnung mit den beiden Autorinnen im Schwabenhaus teilgenommen.
Hier fand auch der gesellschaftliche Teil im Anschluss des Kulturabends statt, mit Klausenburger Kraut und Striezel, großzügig gefüllt mit Nuss oder Mohn.
Beatrice UNGAR