Wenig bekannte Aspekte eines Bekannten

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Zwei von Beethovens Cellosonaten erklangen im Spiegelsaal des DFDH

Ausgabe Nr. 2651

 

Makcim Fernandez Samodaiev und Monica Florescu.
Foto: Beatrice UNGAR

Im kommenden Jahr gibt es einen großen Geburtstag zu feiern: Einer der populärsten und bekanntesten Komponisten überhaupt wurde dann  vor 250 Jahren in Bonn geboren. Mit 22 Jahren zog er in das wichtige musikalische Zentrum der Zeit: nach Wien, wo er bis zu seinem Tod 1827 wohnen blieb – auch wenn der unstete Geist innerhalb der Stadt unzählige Male das Domizil wechselte.

 

Schon jetzt bereitet sich die Musikwelt auf das zu feiernde Ereignis vor. Auch Hermannstadt hat begonnen: Neben den sinfonischen Werken, die in der Philharmonie Berücksichtigung finden, richtet sich da das Augenmerk besonders auf die Klaviersonaten aber auch auf die zahlreichen übrigen Werke für kleine Besetzung des berühmten Komponisten.

Solche Werke sind z. B. auch die fünf Sonaten für Violoncello und Klavier. Zwei von ihnen konnte man am vergangenen Sonntag im Spiegelsaal des Forums hören.

Sie wurden von den Initiatoren der dortigen Kammermusikreihe aufgeführt: dem Cellisten Makcim Fernandez Samodaiev und der Pianistin Monica Florescu, beide als Mitglieder der Philharmonie in der Stadt bekannt.

Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt, als Makcim Fernández das Publikum anschaulich in die Welt des Violoncellos einführte: Dass Beethoven quasi der Erfinder der Sonaten für Violoncello und Klavier war, dem vorher unterschätzten Instrument damit einen dem Klavier gleichwertigen Rang gab, auch wenn das in der ersten Sonate, die dann vorgestellt wurde (opus 5, Nr. 1) noch vorsichtig umgesetzt wird. Beethoven schrieb die ersten beiden Sonaten dieses Typs am preußischen Hof in Berlin, als er dort 1796 beim dortigen König vorstellig wurde, der selbst ein engagierter Cellist war. Für Beethoven war in Berlin auch von besonderem Interesse, dass die damals berühmtesten Cellisten überhaupt, die französischen Brüder Duport am preußischen Hof wirkten. Er holte sich da so manche Anregung.

Die zweite Sonate, die das Duo vorstellte, war die sehr viel später entstandene Sonate opus 69 von 1808. Zu der Zeit hatte Beethoven gerade seine fünfte und sechste Sinfonie geschrieben. Hier sind nun beide Instrumente völlig gleichwertige Partner, fordern einander virtuos heraus, kosten aber auch – gerade im ersten Satz und im kurzen langsamen Satz – die ausdrucksstarken elegischen Momente, die ein Cello besonders berührend zum Ausdruck bringen kann, voll aus. Auch hier nahm Makcim Fernández das Publikum bei der Hand und führte vor, wie das Seitenthema aus dem ersten Satz wörtlich einer Arie aus der Johannespassion von J.S. Bach entspricht, die die Worte enthält: Es ist vollbracht. Vielleicht war damit ja eine versteckte Antwort für den drängenden Auftraggeber der Sonate gemeint. Vermutung oder nicht – Fernández spielte das Bach-Motiv an, so dass den Zuhörern das Wiedererkennen in der Sonate selbst leicht gemacht wurde.

Zwischen die beiden Beethoven-Sonaten schoben die Musiker ein Lieblingsstück jedes Cellisten: Die Elegie von Gabriel Fauré, ein Stück, das sowohl die romantisch-schwermütigen als auch die virtuosen Möglichkeiten des Instrumentes sehr schön zur Geltung bringt.

Der Applaus der Zuhörer war herzlich und voll verdient, spielten doch die beiden Musiker klar und stilistisch sauber, ohne romantische Mätzchen, in flottem Tempo und vor allem musikalisch mitreißend. Als Zugabe schenkten sie den Hörern noch ein Bonbon: Den Schwan aus dem Karneval der Tiere von Camille Saint-Saëns.

Es muss gesagt werden: Danke an die beiden Musiker, dass sie sich in Hermannstadt mit so viel Engagement für eine Kammermusikreihe einsetzen. Einige Tage vorher gab es in der Philharmonie ebenfalls hervorragende Kammermusik zu hören. Aber welch ein Unterschied: Der Saal zum größten Teil leer, ein Waschzettel, der sich Programm nannte und vor Fehlern strotzte, keinerlei weitere Programmeinführung – der Zuhörer, der sich dorthin verirrt hatte, musste sich verloren vorkommen.

Elisabeth DECKERS

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Musik.