Ein einmaliges Erlebnis

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17. Reformationsgottesdienst in der Mundart

Ausgabe Nr. 2648

Die Lesung aus dem Evangelium überließ Pfarrer Michael Reger (rechts vor dem Gestühl stehend) seinem Amtskollegen, dem Militärpfarrer Johannes Waedt, der u. a. auf Radio Siebenbürgen die Reihe „Wort zum Sonntag“ gestaltet.                                                          Foto: Beatrice UNGAR

,,Alle, die einen sprachlich einmaligen Gottesdienst erleben wollen, sind herzlich dazu eingeladen“, hieß es in der Ankündigung des ersten Gottesdienstes in der siebenbürgisch-sächsischen Mundart in der Hermannstädter Zeitung Nr. 1851 vom 31. Oktober 2003. Dieser im Geiste der Reformation auf Bitte der Michelsberger evangelischen Kirchengemeinde veranstaltete Gottesdienst wurde am 2. November 2003 in der Michelsberger Dorfkirche gefeiert. Liturg und Prediger war Prof. Dr. Paul Philippi. Am Reformationstag 2019 fand schon zum 17. Mal dieser besondere Gottesdienst statt.

 

Diesmal bescherte der Kerzer Pfarrer Michael Reger den zahlreichen Gottesdienstbesuchern ein einmaliges Erlebnis. Denn viele, die an diesen Reformationsgottesdiensten teilnehmen, sprechen kein Siebenbürgisch-Sächsisch und einige hörten es wohl zum ersten Mal. Pfarrer Reger predigte in der Reussener Mundart. Ganz anders klangen die Seligpreisungen (Matthäus 5, 1-12). Die Lesung hatte nämlich der bei der Bundeswehr als Seelsorger tätige Pfarrer Johannes Waedt übernommen. Er sprach Donnersmarkter Mundart. Er selbst ist in Kreisch geboren, wo sein Vater Pfarrer war. Sein Vater diente danach auch in Donnersmarkt und dort habe er mehr Siebenbürgisch-Sächsisch gesprochen, verriet Waedt der Hermannstädter Zeitung.

Im Anschluss an den Gottesdienst gab es im Gemeinderaum auf dem Pfarrhof außer den traditionellen Gerichten ,,Evangelischer Speck“ und Hanklich, Tafeltrauben, einen guten Tropfen Weißwein und natürlich auch Selbstgebrannten. Foto: Beatrice UNGAR

Pfarrer Reger hatte seinen Amtskollegen bei einem Gottesdienst in Talmesch – Waedts Frau stammt aus diesem Ort – getroffen und als er merkte, dass er sich auf Siebenbürgisch-Sächsisch mit ihm unterhalten konnte, fragte er ihn spontan, ob er nicht die Lesung im Mundartgottesdienst in Michelsberg übernehmen wolle. Waedt sagte ebenso spontan zu, hatte er doch schon einmal in Michelsberg diesen Gottesdienst erlebt.

Diesmal ging fast alles in der Mundart vor sich, bloß die Lieder aus dem Gesangbuch wurden zur Orgelbegleitung von Zsuzsánna Molnár auf Deutsch gesungen.

In das Fürbitten-Gebet aufgenommen wurde auch der vor einem Jahr verstorbene Biologielehrer und langjährige Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen in Hermannstadt Kurt Klemens, der in diesem Jahr 90 geworden wäre. Klemens war von Anfang an von dieser Michelsberger Initiative begeistert gewesen und hatte den Gottesdienst in der Mundart mit großer Freude besucht.

In seiner Predigt zu 5. Mose 6,4-9 ging Pfarrer Reger ein auf die Gottesbeziehung als wichtiges Element im Leben jedes Menschen. Mit viel Humor behauptete er, er sei weder ein guter Redner noch ein guter Pfarrer, aber ein guter Religionslehrer. Ein beliebter auf jeden Fall, davon können viele seiner Schülerinnen und Schüler ein Lied singen.

Beatrice UNGAR

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kirche.