Schulleiter von deutschen Schulen und Schulabteilungen aus Rumänien tagten in Hermannstadt
Ausgabe Nr.2647
Zwischen dem 23. und 26. Oktober luden die drei Fachberater der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) in Rumänien – Birgit van der Leeden, Birgit Söldenwagner und Fabrice Liesegang – zur Schulleitertagung nach Hermannstadt ein. Der Einladung folgten 42 Teilnehmer. Eröffnet wurde die Tagung am vergangenen Donnerstag in der Aula der Brukenthalschule wobei als Ehrengäste Hans Erich Tischler, Konsul der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt, Christine Manta-Klemens, stellvertretende Kreisratsvorsitzende sowie als Gastgeberin Monika Hay, Direktorin der Brukenthalschule dabei waren. Begrüßt wurden die Anwesenden auch von Alexander Szepesi, Direktor im Rahmen der Direktion für Minderheiten im Bildungsministerium und Sorin Giurumescu, zuständig für die Kommunikation mit den deutschen Partnern im Bildungsministerium und zugleich Vertreter des Deutschlehrerverbandes in Rumänien.
Das Entsenden von Lehrkräften aus Deutschland betreffend, gibt es einen Kurswechsel. „Schulen, die sehr lange im Programm sind, werden im Moment größere Schwierigkeiten haben entsandte Lehrkräfte zu bekommen, als Schulen, die noch nicht so lange gefördert worden sind“, erklärte Birgit van der Leeden.
In seinem Grußwort erinnerte Konsul Tischler daran, dass Deutsch die zweitwichtigste Fremdsprache in Europa sei. Schüler mit einem Abschluss an deutschsprachigen Schulen seien sehr begehrte Fachkräfte für die Wirtschaft, besonders auch für die in Rumänien entstandenen Niederlasungen der Unternehmen aus dem deutschen Sprachraum. Es gebe immer mehr Firmen die hier investieren. Den aktuellen Mangel an Pädagogen könne man nur angehen wenn man den Lehrern neben der angemessenen Bezahlung, auch ein attraktives Umfeld, ein aufgeschlossenes Team und die notwendige Unterstützung bei ihrer Arbeit, bei ihrer Aus- und Fortbildung biete. Deutschland unterstütze die Lehrer in ihrem Auftrag auf vielfältige Weise: durch das Zahlen einer Auslandsentschädigung, durch Seminare und Hospitationen. Er schätze es, dass die Schulleiter an der Seite ihrer Lehrer stehen, diese motivieren und diesen helfen, Brücken zwischen den beiden Ländern zu bauen.
Monika Hay stellte kurz die Brukenthalschule vor, wo gegenwärtig die Höchstanzahl an Schülern (902) seit dem Bestehen der Schule verzeichnet wird. An der Brukenthalschule unterrichteten nach der Wende insgesamt 33 bundesdeutsche Lehrer und Lehrerinnnen. 20 von ihnen, seien von der ZfA entsandte Fachberater und Programmlehrer gewesen. „Sowohl für mich, als auch für meine Vorgänger im Amt des Schulleiters, bedeutete das Wirken dieser Kollegen eine berufliche und persönliche Bereicherung“, unterstrich Hay. Sie bedauere es, dass auch im Kontext des Lehrermangels in Deutschland die Nachbesetzung der Stellen vorläufig nicht möglich sei.
Im vergangenen Schuljahr absolvierten 122 Brukenthalschüler die zwölfte Klasse, wobei alle das Abitur schon beim ersten Anlauf bestanden. Zur Prüfung um den Erwerb des Deutschen Sprachdiploms (DSD) stellten sich 118 Schüler. 103 erlangten ein Diplom der Stufe C1 und 15 ein Diplom der Stufe B2.
Christine Manta/Klemens unterstrich in ihrem Grußwort dass der Vorteil der DSD-Prüfung auch darin liege, dass die Schüler neue Arbeitstechniken und neue Präsentationstechniken üben müssen. Außerdem sei es wichtig, dass in der Lehrergemeinschaft den Kollgen, die nicht direkt mit dem Sprachdiplom zu tun haben, vermittelt werde, wie wichtig das DSD den Schülern sei.
Alexander Szepesi berichtete über Neuigkeiten aus dem rumänischen Bildungsministerium. Erst im August sei ein neues Curriculum für die deutschsprachigen Kindergärten genehmigt worden. Szepesi habe dies bereits vor neun Jahren auf die Liste mit Prioritäten eingetragen. Zweitens sprach er über das Thema Schulbücher. Vor allem die letzten drei Jahre betreffend, sei jedes Jahr eine neue Methodologie verabschiedet worden, was die Arbeit erheblich erschwere. Im letzten Jahr sei eine neue Fibel erstellt worden, die erste neue Fibel nach der Fibel von 1999. Das Problem sei, es gebe keine Fibelautoren. Auch würden die häufigen Gesetzesänderungen leider zu einer wachsenden Komplexität führen.
Birgit Söldenwagner stellte die Entwicklungen und Programme der ZfA vor. Zur Zeit gibt es 20 DSD-Schulen in Siebenbürgen, 20 in Westrumänien, 12 in Ostrumänien und zwei in der Republik Moldova. Gegenwärtig befinde sich die ZfA in einer Konsolidierungsphase, wo man sehen möchte, dass die DSD-Schulen die Bediengungen erfüllen. Eine DSD-Schule muss wenigstens 12 Kandidaten und eine Bestehensquote von 65 Prozent haben, wobei das DSD1 oder das DSD2 angeboten wird.
Was die Prüfungsergebnisse in den letzten vier Jahren angeht, so habe sich die Region Siebenbürgen die höchsten Prüfungszahlen geholt. Hier befinden sich aber auch die meisten Schulen, an denen Deutsch als Muttersprache unterrichtet wird.
Zur Zeit gibt es insgesamt 23 aus Deutschland entsandte Lehrer. „Es ist im Moment schwierig, aus Deutschland Kollegen zu bekommen, weil es in Deutschland nicht so viele Lehrer gibt, wir sind aber auch optimistisch, dass es weiter geht“, meinte Söldenwagner. Unterstützt werden können die Lehrer aber durch Freiwillige, von jungen Leuten, die nach dem Abitur oder während des Studiums ein halbes oder ganzes Jahr ins Ausland gehen, eben auch nach Rumänien.
Relativ neu ist nun das Programm, durch das die Funda-MINT-Stipendiaten entsandt werden. Diese jungen Leute, die bereits das Studium für das Lehramt besuchen oder dieses abgeschlossen haben und für sechs Monate nach Rumänien kommen, können bereits Teile des Unterrichts selber übernehmen. Im Moment gibt es in Rumänien vier solche Stipendiaten.
Eine Neuigkeit ist, dass ab dem nächsten Jahr Rumänien nun aufgenommen wird in das Programm „Jugend debbatiert international“, das neben den anderen Angeboten den Jugendlichen eine weitere Möglichkeit bietet ihr Können zu zeigen. Bisweilen lief nämlich das „Jugend debattier“ nur auf der Landesebene. Zu erwähnen ist, dass beim letzten „Lesefüchse International“-Wettbewerb ein Mädchen aus Rumänien als Siegerin hervorging.
Im Rahmen der Tagung gab es viele interessante Vorträge. U. a. sprach Sabine Pleșu über das Programm des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), das zur Förderung der weltweiten Deutschlehrerausbildung entwickelt wurde. Dabei geht es um Module, die auf der online-Plattform mood le.daad.de zu finden sind und Hochschullehrkräfte bei der Ausbildung der zukünftigen Schullehrer unterstützen sollen. Geeignet sind die Module aber auch für Studierende, die bereits das Masterstudium besuchen.
Liane Junesch und Teresa Leonhard stellten den deuschsprachigen Grundschulstudiengang an der Lucian Blaga-Universität Hermannstadt vor, der erst in diesem Jahr akkreditiert wurde, wobei durch die Akkreditierung der theoretische Anteil viel größer ausfiel als andere praxisorientierte Bereiche und anders als erhofft.
Alles in allem: Fie Schulleitertagung war eine gute Gelegenheit, dass sich Schulleiter oder Vertreter verschiedener Schulen wo Deutsch als Mutter- oder Fremdsprache unterrichtet wird, treffen, kennenlernen und sich untereinander austauschen. „Die Schulen sind vor allem an einer Vernetzung untereinander interessiert und an einer Fortsetzung der guten Zusammenarbeit zwischen Fachberatern und Schulleiter“, lautete die Schlussfolgerung von Birgit van der Leeden.
Zum Rahmenprogramm gehörte auf Initiative von Birgit van der Leeden eine Führung mit Nadia Badrus von der Jüdischen gemeinde Hermannstadt durch die Synagoge in Hermannstadt.
Werner FINK