Neues Buch von Dagmar Dusil wurde im Spiegelsaal vorgestellt
Ausgabe Nr. 2645
Vinete-Salat, gefüllte Paprika, Mici und Baumstriezel bebildern einen schwarzen Umschlag. Und wenn man davon noch nicht hungrig geworden ist, so läuft dem Leser schon nach einigem Blättern im neuesten Buch von Dagmar Dusil das Wasser im Mund zusammen. „So is(s)t Hermannstadt“ heißt das Buch, das im Pop-Verlag Ludwigsburg vor kurzem erschienen ist und am vergangenen Freitag, dem 11. Oktober, im Spiegelsaal des Hermannstädter Forums vorgestellt wurde. Dass es kein typisches Kochbuch ist, entdeckt man schon im Vorwort, im ersten Absatz: „Wie Hermannstadt isst und schmeckt, ist das Anliegen dieses Buches. Wie hat Hermannstadt in früheren Zeiten geschmeckt? Nostalgisch, bürgerlich. Wie schmeckt Hermannstadt heute? Modern, neu, interessant. Wie hat Hermannstadt nach dem Zweiten Weltkrieg und in der Zeit bis zur Revolution 1989 geschmeckt? Sparsam, karg, nach Not. Schmeckt Hermannstadt siebenbürgisch-sächsisch, rumänisch, ungarisch? Oder nach einem Gemisch aus allen dreien?“ Die Antworten darauf bekommt man in den insgesamt 186 Seiten zu lesen.
Im ersten Teil des Buches schreibt Dagmar Dusil u. a. über die Einflüsse, die das Essen in Hermannstadt zu der schmackhaften Kulinarik gemacht haben, die wir heute, im Jahr, in dem Hermannstadt gastronomische Region Europas ist, kennen und lieben.
Im zweiten Kapitel hat die Autorin bekannte Hermannstädter von nah und fern über ihre Essensgewohnheiten interviewt. Einige verraten in dem Buch das Rezept ihrer Lieblingsspeise. So zum Beispiel steht auf Seite 58 das von Dr. Bernd Fabritius (Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und Nationale Minderheiten) diktierte Rezept „Schnitzel mit getrüffeltem Kartoffelstampfer“ geschrieben. Spannend zu lesen ist auch, wie Hermannstadts Bürgermeisterin Astrid Fodor Krautwickel aus süßem Kraut kocht oder Politikwissenschaftlerin Dr. Anneli Ute Gabanyi das Evangelische Hendl zubereitet.
Der dritte Teil des Buches ist das eigentliche Kochbuch mit 117 Rezepten, die mit kurzen Geschichten aus dem Leben der Autorin gespickt sind.
Das Rezept für Wespennester (auch Schnecken oder Rosenkrapfen genannt) drucken wir als Kostprobe hier ab:
„500 g Mehl; 350 ml Milch; 4 Dotter; 25 g Hefe (oder 1,5 Päckchen Trockenhefe); etwas Zucker; eine Prise Salz. Für den Belag: 200 g Butter; 200 g Zucker. Auf die fertigen noch warmen Schnecken: 1,2 l Milch; 3 EL Honig; Vanillezucker. Und so wird’s gemacht: Mehl in ein Gefäß sieben und eine Mulde machen. Die Hefe in einer kleinen Schüssel zerbröseln, mit einem TL Zucker und 2 EL lauwarmer Milch vermengen und an einem warmen Ort gehen lassen. Hat sich die Masse (das Dampfel) verdoppelt, in die Mulde geben, nach und nach die Eidotter und die warme Milch und eine Prise Salz dazugeben. Den Teig an einem warmen Ort (oder im Backofen bei 50 Grad C) gehen lassen (ca. 1 Stunde), bis sich das Volumen verdoppelt hat. Inzwischen die Butter und den Zucker schaumig rühren. Den Teig auf einem bemehlten Brett ausrollen und die Butter/Zucker-Masse draufstreichen. Zusammenrollen und 5 cm große Stücke abschneiden und in eine gefettetes Backblech geben (Blech nicht ausstauben). Zwischen den einzelnen Stücken Abstand lassen. Auf der mittleren Schiene im vorgeheizten Ofen bei 200 Grad Celsius ca. 20 Minuten backen. Milch erhitzen, Honig dazugeben sowie den Vanillezucker und über die heißen Schnecken im Backblech gießen.“
Bei der Buchvorstellung am Freitagabend las Dagmar Dusil einige Passagen aus ihrem Buch vor, während Beatrice Ungar, Chefredakteurin der Hermannstädter Zeitung, die Moderation übernahm. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von Victoria Nițu am Klavier.
Die anfangs gestellte Frage „Wie ist und wie isst Hermannstadt?“ beantwortet die ehemalige Dorfschreiberin von Katzendorf in ihrem Nachwort folgendermaßen: „Einmalig und schmackhaft, vielfältig und europäisch. Lokal und international, einfach und raffiniert. Der Tradition verhaftet und doch modern.“
„So is(s)t Hermannstadt“ ist das dritte kulinarische Buch der Autorin nach „Blick zurück durchs Küchenfenster“ und „Kulinarisches Heim- und Fernweh“. Und das letzte in diesem Bereich, sagte sie bei der Buchvorstellung. Dagmar Dusil lädt ein zum Kochen und Backen aber auch zum Schwelgen in Erinnerungen. Unvergessen der Geruch, der aus Omas Sommerküche strömte oder der geräucherte Geschmack des noch dampfenden Vinete-Salats auf frischem Kartoffelbrot, der nur hier, in Hermannstadt, authentisch schmeckt. Dagmar Dusil entführt uns in die Welt der siebenbürgischen Küche und lässt uns in die Kochtöpfe der verschiedenen Minderheiten blicken. Das Buch hilft alten Kochhasen aber auch Einsteigern, traditionelle und beliebte Rezepte aus Hermannstadt und Umgebung einfach nachzukochen.
Cynthia PINTER