Von Verwundungen und Hinterlassenschaften

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Zum Thema 30 Jahre Mauerfall in Deutschland, 30 Jahre Revolution in Rumänien

Ausgabe Nr. 2646

Der Journalist Andreas Metz, Konsul Hans Erich Tischler und HZ-Chefredakteurin Beatrice Ungar (v. l. n. r.).                            
Foto: Fred NUSS

2019: 30 Jahre Mauerfall in Deutschland, 30 Jahre Revolution in Rumänien, mehr als eine Generation liegt der Zusammenbruch des sogenannten „Ostblocks“ zurück, mit allen Verwundungen  und Hinterlassenschaften, die bis heute wirken. Anlässlich dieses Jubiläums hat Andreas Metz im September seinen Bildband „Ost Places“ veröffentlicht. Mit den 500 Bildern die darin gezeigt werden, möchte der Autor und Fotograf Andreas Metz, der aus Veröffentlichungen in verschiedenen deutschsprachigen Medien bekannt ist, das Verschwinden und auch das Wiederfinden der DDR zeigen. Im Rahmen einer Präsentation stellte Andreas Metz eine Auswahl seiner Bilder am Freitag im Spiegelsaal des Forums vor. Metz begann seine Bild-Präsentation mit einem Kompliment an die Stadt Hermannstadt, von der er begeistert ist.

 

Die aus dem Bildband ausgewählten Bilder, die er dem zahlreich im Spiegelsaal anwesenden interessierten Publikum zeigte, stellten einen Querschnitt durch die vergangene „DDR“ dar. Im Mittelpunkt standen die verlassenen und dem Verfall preisgegebenen Industriegebäude, sowie Symbole wie Karl Marx-Büsten und Mosaike auf den Plattenbau-Fassaden, natürlich hat auch das sehr bekannte Mokick von Simson und der Trabi nicht gefehlt. Dazu schreibt Metz in dem Vorwort zu seinem Bildband: ,,Die abgebildeten Motive funktionieren wie Schlüssel zu einer verschwindenden Welt und zu Geschichten, die vielleicht bald nicht mehr erzählt werden können.“

Der in Mainz/Rheinland Pfalz geborene Journalist, der jetzt mit seiner Familie in Berlin lebt und seit 2008 die Abteilung Presse und Kommunikation des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft leitet, erklärte seine Bilder in einer ausgesprochen freundlichen und verständlichen Art, so dass auch der Teil des Publikums, der die DDR nicht so gut kannte, sich eine Vorstellung vom Gezeigten machen konnte.

Der Spiegelsaal des Deutschen Forums, der den Rahmen einer Präsentation ausgewählter Bilder aus dem Bildband geboten hat, lieferte auch einen würdigen Rahmen für die der Bildpräsentation folgenden Diskussion. Die Teilnehmer Hans Erich Tischler (Konsul der Bundesrepublik Deutschland), Beatrice Ungar (HZ-Chefredakteurin) und Andreas Metz diskutierten gemeinsam mit dem zahlreich anwesenden Publikum  über die Brüche des 30-jährigen Transformationsprozesses und über die Fragen nach Heimat und Heimatverlust und Parallelen zu Rumänien.

Andreas Metz: Ost Places. Vom Verschwinden und Wiederfinden der DDR. Ausgabe mit deutschen und englischen Texten, Verlag Neues Leben, Berlin 2019, 208 Seiten, ISBN 978-3-355-01888-3

Konsul Hans Erich Tischler begann das informative Gespräch mit der Schilderung seiner Erfahrungen, die er in dem geteilten Land Korea, in dem er sich zu Zeiten des Mauerfalls als Mitarbeiter der Deutschen Botschaft in Seoul, aufgehalten hat, gemacht hatte.

Die Suche nach Parallelen im Transformationsprozess  zwischen der DDR und Rumänien gestaltete sich als nicht so einfach, hat es, wie die HZ-Chefredakteurin treffend bemerkte, in Rumänien keine helfende und leitende Hand gegeben. Von dieser von allen unwidersprochenen Feststellung ausgehend sind die gesellschaftlichen Veränderungen der letzten 30 Jahre in Rumänien enorm. Diesem Resümee konnte auch das Publikum folgen.

Andreas Metz sowie Konsul Tischler betonten aber auch, dass es weitere Anstrengungen seitens aller Beteiligten erfordert, um das nicht immer positive, subjektiv beeinflusste Bild, welches die Menschen von der DDR und Rumänien haben, weiter zu verbessern. Dazu gehört, so war das Podium sich einig, dass wir den Fokus auf das Positive legen, also auf die Möglichkeiten und die Chancen, die uns die Transformation beider Gesellschaften bieten.

Andreas Metz betonte zum Schluss der fast zweistündigen Veranstaltung, Transformation bedeutet immer auch, dass etwas verschwindet. Das ist nicht immer leicht zu verarbeiten, aber es bietet auch die Chance, etwas besser zu machen und besser ist es geworden, im neuen Deutschland sowie in Rumänien, bei allem was auch zu kritisieren ist. Deshalb sollte man das Erreichte würdigen und an einer positiven Zukunft in Frieden und Freiheit arbeiten.

Die Veranstaltung fand auf Deutsch mit Simultanübersetzung ins Rumänische statt. Organisiert wurde der Abend vom ifa (Institut für Auslandsbeziehungen), finanziert aus Mitteln des Auswärtigen Amtes, in Kooperation mit dem Konsulat der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt.

Lothar SCHELENZ

 

 

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Geschichte.