Archäologen finden Gräber aus dem 19. Jahrhundert im Lazarettviertel
Ausgabe Nr. 2644
Ein Gräberfeld wurde auf dem Gelände der ehemaligen Balanța-Fabrik im Lazarettviertel von Hermannstadt entdeckt. Die Archäologen des Brukenthalmuseums, die vom Kulturministerium autorisiert wurden, um hier Ausgrabungsarbeiten durchzuführen, datieren die Gräber auf die Zeitspanne 1880-1914. Auf dem Gelände sollen in nächster Zeit ein neues Wohnblockviertel, sowie eine Straße, die Iosif Bologa heißen wird, entstehen.
Das Gräberfeld erscheint schon auf der Franzisko-Josephinischen Landesaufnahme, dem Landkartenwerk der österreichisch-ungarischen Monarchie der 1870-er bis 1880-er Jahre. Die Landesaufnahme ist nach Kaiser und König Franz Joseph I. benannt und wurde vom Reichskriegsministerium durchgeführt. Sie war nach der Josephinischen Landesaufnahme der 1760er–80er (Joseph II.) und der Franziszeischen Landesaufnahme der 1810er-50er (Franz I.) das dritte große Kartierungsprojekt der Habsburgermonarchie.
Auf der Karte, die man inzwischen online (zum Beispiel auf der Seite www.mapire.eu) aufrufen kann, sind nordöstlich vom Hermannstädter Bahnhof zwei Kreuze zu erkennen. Das erste symbolisiert den Standort der Lazarettkirche – die es auch heute noch in der Str. Rulmentului gibt. Das zweite Kreuz (siehe Foto rechts) steht für den Lazarettfriedhof, auf dem Soldaten des österreich-ungarischen Kaiserreichs begraben wurden.
Noch wissen die Archäologen nicht, wie viele Gräber auf dem Gelände sein werden. Bei den archäologischen Ausgrabungen, die auf dem Nachbarplatz durchgeführt wurden, wo gerade der Lebensmittelladen „Penny Markt“ entsteht, wurden 55 Gräber entdeckt, die ausgehoben und aus denen die Gebeine in Anwesenheit eines Pfarrers wieder bestattet worden sind. Also muss es sich um einen großen Militärfriedhof handeln, das ergeben die bisherigen Forschungsarbeiten.
„Es wurden Münzen von 1893 gefunden, was darauf hindeutet, dass die Gräber aus jener Zeit stammen oder sogar ein paar Jahre jünger sein müssen. Außerdem wurden ringförmige Sarggriffe, Sargbeschläge und Knöpfe entdeckt. Als nächstes werden die Gräber fotografisch und schriftlich dokumentiert, ausgegraben und wieder bestattet“, erklärte der Hermannstädter Archäologe und Historiker Prof. Dr. Zeno-Karl Pinter für die „Hermannstädter Zeitung“. Nach den Forschungsarbeiten wird die komplette Dokumentation, die alle Details der Funde beinhalten wird, dem Kreisinspektorat für Kultur, sowie dem Kulturministerium übergeben werden.
Cynthia PINTER