Das diesjährige DWS-Weinfest hat im Apfelhaus stattgefunden
Ausgabe Nr. 2646
Das traditionelle Weinfest des Deutschen Wirtschaftsclubs Siebenbürgen (DWS) fand in diesem Jahr am Sonntag wieder beim Apfelhaus in Michelsberg statt. „Im übertragenen Sinne können wir unser traditionelles Weinfest auch als Erntedankfest betrachten“, lauteten die Worte des DWS-Vorsitzenden Harald Friedrich, der die bei schönstem Wetter zahlreichen Gäste begrüßte. „Dies, um den fruchtbaren Ergebnissen der Zusammenarbeit Dank zu zollen“, fügte Friedrich hinzu.
Höhepunkte des Festes waren der Auftritt der Volkstanzgruppe der Brukenthalschule sowie die Wahl der Weinkönigin.
Auch dieses Mal präsentierten Weingüter und andere lokale Produzenten ihre Produkte an den Ständen. Verkostet werden konnten u. a. Weine die unter dem Namen Caspari und Ambrosi vermarktet werden oder das handwerklich gebraute Bier von Nembeer. Es gab aber auch Most und nicht zuletzt Spezialitäten vom Grill. Das Fest war gut besucht, wobei bis spät in den Abend hinein gefeiert wurde.
„Wir sind zu einer starken Gemeinschaft zusammengewachsen“, unterstrich Friedrich. Der DWS zähle derzeit 180 Mitglieder. Allein in diesem Jahr habe man 12 neue Zugänge verzeichnen können. Aufgrund von vielzähligen Gesprächen mit Investoren zeichne sich ab, dass dieser Trend erhalten bleibe. Bei den monatlichen Mitgliedertreffen konnte man interessante Beiträge, einen ausgewogenen Mix aus Wirtschaft, Politik und Kultur anbieten, wobei es eine rege Teilnahme gegeben habe. Dieser Weg solle natürlich fortgesetzt werden.
Eine der erfolgreichen Aktivitäten des DWS, die Friedrich hevorhob, war das Engagement bei der dualen Ausbildung, die sich im DWS-Wirkungskreis als eine „Erfolgsstory“ herausstelle. Dies sei der starken Zusammenarbeit zu verdanken mit den lokalen Firmen, dem sehr präsenten Deutschen Konsulat, dem Schulinspektorat, der Präfektur, dem Bürgermeisteramt und den lokalen Schulen. Ein Dank galt natürlich allen Beteiligten. Begrüßt wurden die Anwesenden auch von Hermannstadts Vizebürgermeister Tiberiu Drăgan.
Ein Höhepunkt war wie immer der Auftritt der Volkstanzgruppe und anschließend die Wahl der Weinkönigin. In diesem Jahr war die Volkstanzgruppe der Bruken-
thalschule eingeladen, geleitet von Bianke Grecu. Erfreut wurden die Anwesenden mit Tänzen wie „Seppl“ oder „Marschierpolka“. Vor allem die Mädchen hatten es da nicht einfach, denn die Wirtschaftsleute hatten sich in diesem Jahr entschieden, die Weinkönigin auf Grund des tänzerischen Könnens auszuwählen. So entpuppte sich als die beste Tänzerin in den Augen der Jury Alexia Cercel, die dann auch zur Weinkönigin gekürt wurde.
Zu den Weingütern, die ihre Produkte an den Ständen präsentierten, gehörten Gorgandin aus Großpold oder Jidvei. An einem weiteren Stand präsentierte Octavian Isailă Weine unter den Namen Caspari und Ambrosi. Isailă hat sich nun vorgenommen, durch diese Weine Mediasch als einstige Weinmetropole Siebenbürgens wieder aufzubauen. 2005 fing er an, die Geschichte zu rekonstruieren. Bei Maja Caspari, der letzten Nachfahrin der Familie Caspari in Mediasch war er gewesen und versprach ihr, die Geschichte wahrheitsgetreu zu rekonstruieren, die ihm dafür im Gegenzug dies ermöglichte. Die Namen Ambrosi und Caspari sollen einen wichtigen Teil der Weinbaugeschichte in Europa und darüber hinaus bilden. Vor allem was die Veredlung der Weinreben betrifft, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur Neubepflanzung der Weinberge in ganz Europa verwendet wurden, nachdem die Reblaus hier große Schäden angerichtet hatte. Friedrich Caspari beschloss 1902 amerikanische Pfropfreben zu importieren, diese selbst zu erzeugen und dann die Veredlung durchzuführen. Seine Rechnung ging auf und er soll sich übrigens damit auch den Titel eines Weinbaupioniers geholt haben. Die Geschichte der Weinmarke „Ambrosi” ist mit mehreren Generationen verbunden wie Michael Ambrosi sen. (1862-1933), Michael Ambrosi jun. (1880-1940), Alfred Ambrosi (1895-1974) und Hans Ambrosi (1925-2012), der Direktor der hessischen Weinbaudomäne in Deutschland war. Den Namen Ambrosi verbindet man so u. a. mit mehreren Winzergenerationen, mit der ersten siebenbürgischen Rebschule, mit dem Besitz von ausgedehnten Weinlagern, darunter einem großen Teil des heutigen Forschungszentrums für Weinbau und Önologie in Blasendorf, mit dem Präsidenten der Weinbaukommission des Landwirtschaftsverbandes Siebenbürgens, dem Mitglied der Allgemeinen Vereinigung rumänischer Baumschulen und mit dem Gesellschafter und Leiter der Baumschule des Fürsten Stirbey in Buftea.
„Wir haben ein Marketinginstrument und versuchen Mediasch als einen touristischen Verkostungspunkt zwischen Hermannstadt, Schäßburg, Neumarkt, Karlsburg, Thorenburg, Fogarasch zu etablieren“, sagte Isailă. „Das Ziel ist, rumänischen Qualitätswein zu nehmen, den wir lizenzieren. Wir können und erlauben uns, Produkte von jedem Hersteller in Rumänien oder in Europa, zu lizenzieren, wo exportiert wurde, weil auch heutzutage die Veredlung benutzt wird.”
Als Beispiel nannte er die Familie von Kripp, wo Ileana von Kripp, Nachfahrin der Familie Stirbey sowie ihr Gatte, der Baron Jakob von Kripp, bei der Rekonstruktion der Brands mit einer Sammelausgabe für Ambrosi aushalfen. Man befinde sich im Gespräch auch mit anderen Herstellern. Claudiu Necșulescu vom Weingut Jidvei half, Caspari wieder auf den Markt zu bringen mit einer Sammlerausgabe des Neuburgers. Neuburger gab es nicht, da es nur noch einige Hektar in Seiden und einige in Lechnitz gibt. Im Gespräch ist man nun auch mit der Hofkellerei des Fürsten von Liechtenstein, weil 1907 Liechtenstein der Kunde von Caspari war.
„Wir versuchen die Geschichten zu fördern und mit ihnen so weit wie möglich zu kommen, so dass wir damit die alten Weingüter wiederbeleben können. Es gibt sehr viel zu rekonstruieren. Alle Einkommen investiere ich wieder in die Entwicklung der Marken“, sagte Isailă.
Die Geschichten zu den beiden Namen können übrigens online unter www.caspari.ro und www.ambrosi.ro nachgelesen werden.
Wer nun durstig war, der konnte nicht nur Wein und Most trinken, sondern auch Bier. Daniele Nembrini und seine Gattin Oana Dan präsentierten das Nembeer-Sortiment, das handwerklich hergestellt wird. Der aus Italien stammende Nembrini hatte in Belgien einige Trappistenklöster besucht und für das Bierbrauen Feuer gefangen. Er dokumentierte sich, besuchte Kurse. In Rumänien traf er Oana, der er seinen Traum mitteilte. Sie beschlossen, sich diesen Traum gemeinsam in Rumänien zu erfüllen. Zur Auswahl gab es Bier nach Pilsner Brauart als Fassbier, und vier Biersorten als Flaschenbier u.a. „Amarilla“, ein American Pale Ale mit sechs Hanfsorten aus den USA oder „Ghimbeer“, ein Bier mit Ingwer und Zitronenschale, die beim Brauvorgang zugegeben werden.
Für Musik und gute Stimmung war Adrian Orlea, der dieses Mal auch einen Akkordeonspieler mitbrachte, zuständig. Gefeiert wurde nämlich bis spät in den Abend hinein.
Werner FINK