,,Ein Wahrzeichen für jüdisches Leben“

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Sanierungsarbeiten an der Hermannstädter Synagoge abgeschlossen

Ausgabe Nr. 2643

Vizebürgermeister Tiberiu Drăgan (1. v. l.), der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Hermannstadt, Otto Deutsch (5. v. r.) und die an den Arbeiten beteiligten Wandergesellen verfolgen aufmerksam die Ansprache von Konsul Hans Erich Tischler (4. v. l.).                                                                                                          Foto: Fred NUSS

,,Heute zählt die jüdische Gemeinde in Hermannstadt nur noch 50 Mitglieder, jedoch ist dieses beeindruckende Denkmal weiterhin ein Wahrzeichen für all das, was jüdische Religion, Tradition und jüdisches Leben verkörpern. Wir befinden uns nur wenige Tage vor den wichtigen feierlichen Tagen und Gebeten des neuen Jüdischen Jahres. Damit freuen wir uns umso mehr, dass einige wichtige Arbeiten an diesem Gebäude nun fertiggestellt wurden. Allen Beteiligten noch einmal unseren besten Dank für die geleistete Arbeit! Möge dieses Gotteshaus auch in Zukunft ein Ort der Begegnung, des Gebets und des Friedens sein.“ Mit diesen Worten schloss der Deutsche Konsul Hans Erich Tischler seine Ansprache bei dem kleinen Fest aus Anlass des Abschlusses von Sanierungsarbeiten an der Synagoge in der Salzgasse in Hermannstadt.

 

Am Mittwoch der Vorwoche um elf Uhr vormittags kamen in der 120 Jahre alten Hermannstädter Synagoge Vertreter der jüdischen Gemeinde, der deutschen Bundesregierung, der Stadt Hermannstadt und der Wandergesellen in der Synagoge zusammen, um die vorerst abgeschlossenen Arbeiten an dem Gotteshaus einzuweihen.

Einige Wochen lang haben zwei der in Hermannstadt mittlerweile bekannten Wandergesellen an einer Holztür gearbeitet und sie wieder auf Vordermann gebracht. Die Firma Morhan hat in der  Zeit das Dachgestühl von dem Unrat befreit, der sich im Laufe der Jahre dort angesammelt hatte.

Für Hans Erich Tischler, den Deutschen Konsul in Hermannstadt, war es ein ganz besonderer Anlass. Er betonte, dass das Auswärtige Amt in Berlin die Arbeiten finanziell unterstützte. Seit der Antike seien die Juden bereits in Europa vertreten und damit zu einem tief verwurzelten Teil des kulturellen Lebens geworden. Der Konsul erinnerte auch an die tragischen Ereignisse und das Unrecht, welches den Juden in der Vergangenheit widerfahren war. Daher sei es wichtig, auch ein nachhaltiges Verständnis aufzubauen, denn das jüdische Leben sei untrennbar mit dem europäischen Kontinent verbunden. Leider seien die Menschenrechte der Minderheiten auch heute noch gefährdet, und deren Schutz müsse uns allen am Herzen liegen. Auch erinnerte Konsul Tischler an das 120. Jubiläum der traditionsreichen Synagoge, welches vor Kurzem gefeiert wurde. Nicht nur für die wenigen verbleibenden jüdischen Gemeindemitglieder in Hermannstadt, 50 an der Zahl, sondern auch für alle anderen sei dieses Gebäude ein Wahrzeichen der Stadt.

Am Sonntag feierte die jüdische Gemeinde mit Gästen und Freunden Rosch Haschana 5780. Bei diesem Anlass wurde auch das Grußwort des Bundesministers des Auswärtigen, Heiko Maas, zum jüdischen Neujahrsfest 5780 (Rosch Haschana) verlesen. Die Redaktion der Hermannstädter Zeitung wünscht auch „Shana Tova 5780!“
Foto: Beatrice UNGAR

Auch der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Hermannstadt, Otto Deutsch, hieß alle Anwesenden in dem Haus des Gebetes herzlich willkommen mit dem hebräischen Friedensgruß ,,Schalom”. Herr Deutsch dankte allen Beteiligten und denen, die die Arbeiten erst möglich gemacht haben, wie etwa dem Konsulat und dem Auswärtigen Amt. Er erinnerte daran, dass der kunstvoll verzierte Innenraum des alten Gotteshauses schon seit seiner Errichtung unverändert geblieben ist und damit großen Wert besitzt. Die jüdische Gemeinde möchte einen Beitrag zu dem vielfältigen Leben in Hermannstadt beitragen, und das tue sie zum Beispiel dadurch, dass sie etwa Schulklassen aus Rumänien und Deutschland offen stehe zum Besuch. Wichtig war Herrn Deutsch bei dieser Gelegenheit auch, daran zu erinnern, dass das jüdische Neujahrsfest bevorsteht. Rosch Haschana findet in der Nacht vom 30. September auf den 1. Oktober statt. Das Neujahrsfest habe außer dem Sinn der Freude auch einen Charakter des in-sich-Gehens, der Zwiesprache mit sich selbst. ,,Die Gebete, die hier gesprochen werden, werden nicht in der Einzahl, sondern in der Mehrzahl gesprochen, da für alle gebetet wird. Das heißt auch, dass Gott ein großes Buch vor sich aufgeschlagen hat, in dem steht, wer weiterleben wird. Wenn sich jüdische Gemeinden in dieser Zeit treffen, werden Grußworte ausgetauscht wie etwa: ‚Hab ein gutes und süßes neues Jahr’”, erklärte er ergänzend dazu.

Tiberiu Drăgan, Vizebürgermeister und einer der Ehrengäste, begrüßte ebenfalls die Anwesenden und bedankte sich ausdrücklich dafür, dass dieses wichtige Gebäude weiterhin gepflegt und instand gehalten werde.

Im Anschluss unterhielten sich bei Kaffee und Häppchen noch viele der Anwesenden über verschiedene Dinge. Unter anderem wurde angemerkt, man könnte einige der beschädigten Fensterelemente in dem Gebetshaus als nächstes angehen.

Jan-Christian BREWER

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kirche.