,,Was uns im Heute und Jetzt verbindet“

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Streiflichter vom 19. Hermannstädter Treffen in Dinkelsbühl

Ausgabe Nr. 2642

Ricky Dandel wie er leibt und lebt durften die Hermannstädter und ihre Gäste am Samstag Abend im Großen Schrannensaal erleben.
Foto: Beatrice UNGAR

,,Zwischen Vergangenheit und Zukunft stehen wir in der Gegenwart, im Hier und Jetzt, in einem symbolischen Haus, in dem unser Leben stattfindet.  Wir öffnen die Fenster und lassen die Erinnerungen herein.  Brauchen wir Erinnerungen? Sind sie notwendig oder sollten wir sie einfach ausschalten? Braucht ein Haus Fenster? Ja, denn dadurch kommt Licht in den Raum, es wird hell, doch es ist auch ein Schutz nötig, um den Raum vor Kälte und grellem Licht zu schützen.

So ist es auch mit den Erinnerungen. Wir sollten sie hereinlassen und zulassen in unserem  Leben. Denn ein Leben ohne Erinnern bedeutet Dunkelheit.“ Mit diesen Worten eröffnete Dagmar Zink, die Vorsitzende der Heimatgemeinschaft der Deutschen aus Hermannstadt (HDH) das 19. Hermannstädter Treffen, das unter dem Motto ,,Hermannstadt – Fenster zur Vergangenheit – Tor zur Zukunft“ vom 13. bis 15. September d. J. in Dinkelsbühl stattgefunden hat.

 

Bischof Reinhart Guib war zum ersten Mal bei dem Treffen dabei, das jedes zweite Jahr in Dinkelsbühl bzw. seit 1994 in Hermannstadt stattfindet und sagte in seiner Festrede zum Motto: ,,Es umspannt zum einen Raum und Zeit, es stellt den Ursprung für die einen, das Gegenüber für die anderen und den Lebensraum für einige in einen breiten Kontext. Und zum anderen lädt es jede und jeden ein sich auf die Suche nach dem Gemeinsamen und dem Persönlichen,  aber stets Verbindenden zu machen. Hermannstadt ist das, was uns im Heute und Hier verbindet.“

Für die ,,zukunftsorientierte Ausrichtung“ der HDH spreche das gewählte Motto, sagte Herta Daniel, die Bundesvorsitzende des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e. V. in ihrem Grußwort. Der Vorsitzende des Landesverbands Bayern des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, der gebürtige Hermannstädter Werner Kloos, pflichtete dieser Aussage bei und erklärte, er freue sich jedes Mal wenn er seine Heimatstadt besucht ,,über die Weiterentwicklung und die Fortschritte die Hermannstadt macht.“  Heute wohnt Kloss in Landshut, eine der beiden deutschen Partnerstädte von Hermannstadt. Von dem Freundeskreis Landshut-Sibiu/Hermannstadt“ aus Landshut dabei war Dorith Wegmann, die u. a. herzliche Grüße von dem Oberbürgermeister Alexander Putz überbrachte. Ein Grußwort seitens des Vereins der Siebenbürger Sachsen in Wien sprach Dr. Thomas Ziegler.  Im Namen der gastgebenden Stadt Dinkelsbühl schwärmte Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer von Hermannstadt.

 

Musikalisch umrahmt wurde die Eröffnungsveranstaltung am Samstag von dem Siebenbürger Liederkranz aus Heilbronn (Leitung: Melitta Wonner) und dem Ehepaar Hans Günther und Angela Seiwerth mit Liedern in der siebenbürgisch-sächsischen Mundart. Zum Abschluss erfreute der Schauspieler Hannes Höchsmann die Anwesenden mit einer köstlichen szenischen Lesung aus Ernst Kulczars ,,Küss die Hand, Frau Schwarz“.

Am Nachmittag gab es drei Vorträge im Kleinen Schrannensaal. Zunächst referierte Dr. Anneli Ute Gabanyi kenntnisreich wie immer zum Thema ,,Die Revolution in Rumänien 30 Jahre danach“, es folgte der Musiker Heinz Acker. Dieser stellte seine Familiengeschichte vor, die er in dem Buch ,,Zwei Leben und…“ (tredition-Verlag, 2017) beschrieben hat und aus dem er Passagen vorlas.

Ilse Maria Reich (Orgel) und ihr Sohn Christoph Reich (Bariton) konzertierten am Samstag und am Sonntag in der Heilig-Geist-Kirche.
Foto: Beatrice UNGAR

Nach dem Bildvortrag mit dem Titel ,,Ist das (noch) mein Hermannstadt?“, den die HZ-Chefredakteurin präsentierte, ging es zum Konzert in die Heilig-Geist-Kirche. Hier brachten Ilse Maria Reich (Klavier) und Christoph Reich (Bariton) Lieder von Franz Schubert und Georg Meyndt zu Gehör und Dagmar Dusil las aus dem während ihrer Dorfschreiber-Zeit in Katzendorf verfassten Buch ,,Auf leisen Sohlen“ (Pop-Verlag Ludwigsburg, 2018).

Den krönenden Abschluss des Samstags und den bestbesuchten Programmpunkt stellte der Auftritt des beliebten Sängers und Entertainers Ricky Dandel im Großen Schrannensaal dar. Die Letzten gingen 2 Uhr nachts heim…

Der Gottesdienst am Sonntagmorgen um 9 Uhr war weniger gut besucht. Pfarrer Uland Spahlinger begrüßte alle und Bischof Reinhart Guib hielt die Predigt zu Markus 3,31-35 und schloss mit den Worten: ,,Welche Erwartungen haben wir denn an den Herrn der Kirche? Immer weniger Siebenbürger Sachsen, Deutsche wie Rumänen gehen in die Kirche. Jeder will jemand sein und was gelten, reden und mitreden. Zuhören fällt immer schwerer. Aber was erwarten wir? Erwarten wir überhaupt etwas? Von der Predigt? Von den Kirchenliedern? Vom Gebet und Segen? Von der eigenen Gemeinde und der Kirche? Die Menschen, von denen das Markus-Evangelium spricht erwarten alles Wesentliche von Jesus. Sie wissen – das was wirklich zählt im Leben ist nicht unser Verdienst, sondern ist Geschenk und gute Gabe Gottes. So wie die über Grenzen uns verbindende Gemeinschaft als Sachsen, als Evangelische, als Europäer für uns eine kostbare Gottesgabe ist. Aus der Dankbarkeit heraus tun sie den Willen Gottes. Gottes Willen tun bedeutet nicht, sich im Aktivismus zu verlieren sondern das gehörte Wort in Taten der Liebe umzusetzen; diakonisch zu sein und unseren Mitmenschen Gutes tun (…) den Mut aufzubringen, unsere leeren Hände und Herzen ihm entgegenzustrecken, damit er sie füllt (…) Aber auch zu tun was uns möglich ist, dass seine Kirchen, in Dinkelsbühl wie in Hermannstadt, wo er drinnen bei uns ist, leben und von ihm zeugen“.

Beatrice UNGAR

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gesellschaft.