Mauritius Hieronymus von Kimakowicz – 170 Jahre seit seiner Geburt / Von Erika SCHNEIDER
Ausgabe Nr. 2641
Der Name Mauritius Hieronymus v. Kimakowicz – unter seinen Hermannstädter Zeitgenossen eher als Moritz v. Kimakowicz bekannt, ist in seiner Tätigkeit mit dem einstigen Siebenbürgischen Verein für Naturwissenschaften und dessen Museum, durch die Betreuung und Entwicklung der Sammlungen, insbesondere der zoologischen, auf unterschiedliche Weise eng verbunden. Durch seine vielfältigen Fähigkeiten hat er sich sowohl auf dem Gebiet der Aufstellung und Systematisierung der zoologischen Sammlungen, durch Sammeln und Bestimmen von wissenschaftlichem Belegmaterial sowie durch Restaurierung paläontologischer Funde und vor allem durch seine eigene wissenschaftliche Tätigkeit, große Verdienste erworben.
Mauritius Hieronymus v. Kimakowicz wurde als Sohn von Theresia geb. Krenzulak und Anton Edler v. Kimakowicz am 22. September 1849 in Wallachisch Klobauk/Vallasské Klobouky/ Ostmähren, Bezirk Zlin geboren, wo sein Vater als k. k. Finanzwach-Oberaufseher (laut Originalmatrikel aus Klobauk) tätig war. Doch wenige Wochen nach seiner Geburt übersiedelte die Familie nach Hermannstadt, wohin der Vater dienstlich versetzt wurde.
Moritz v. Kimakowicz wurde in eine Zeit hineingeboren, die nach den Revolutionsjahren von 1848/49 versprach, das Leben wieder in geregeltere Bahnen zu lenken, die auch für eine kulturelle und wissenschaftliche Entwicklung Perspektiven bot. So erfolgte im Geburtsjahr von Moritz v. Kimakowicz auch die Gründung des Siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften zu Hermannstadt, mit dem ihn selbst und seine Familie sowie seinen Sohn Richard v. Kimakowicz in späteren Jahren Vieles verbinden sollte.
Nach den Grundschuljahren besuchte er zuerst das römisch-katholische königliche Staats-Obergymnasium, wechselte dann aber 1868 an die evangelische Oberrealschule A.B, an der er 1869 seine Schulausbildung abschloss. Danach studierte er am Polytechnikum in Wien. Doch bereits 1873 zwangen ihn familiäre Umstände nach Hermannstadt zurückzukehren, um die Verwaltung des „umfangreichen Grundbesitzes“ seiner Eltern zu übernehmen. Bald nach seiner Rückkehr aus Wien trat er dem Siebenbürgischen Verein für Naturwissenschaften bei. Seine freie Zeit, die nicht an Verwaltung und wirtschaftliche Tätigkeiten gebunden war, widmete er dem Studium der Naturwissenschaften. Zuerst standen Vögel und Mollusken im Mittelpunkt seiner Interessen, dann aber auch Säugetiere, Reptilien, Amphibien und Fische. Schließlich aber wurden Muscheln und Schnecken (vor allem Clausiliden der Gattung Alopia sein Hauptforschungsgebiet), das später von seinem Sohn Richard (1876-1973) fortgesetzt werden sollte.
Ab 1882 betätigte sich M. v. Kimakowicz als Kustos der zoologischen Sammlungen des Vereins, zuerst gemeinsam mit C. Henrich bis 1886, dann für weitere zwei Jahre (1886-1888) mit Dr. Daniel Czekelius und schließlich betreute er ab 1888 als alleiniger Kustos die zoologischen Sammlungen. Als solcher bewährte er sich nicht nur durch seine wissenschaftlichen Forschungen, sondern auch als Organisator bei der Neuaufstellung der reichhaltigen Sammlungen und ebenso als Tierpräparator und Restaurator. Da es durch ständiges Wachsen der Sammlungen zu Lagerungsschwierigkeiten kam, wurde der Bau einer „Heimstätte“ immer dringlicher. 1895 konnten nach Erhalt von Genehmigungen und Sicherung der Finanzierung mit dem Bau des Vereinsmuseums begonnen werden, wobei M. v. Kimakowicz neben Dr. Daniel Czekelius zu dem kleinen Kreis derer gehörte, die maßgeblich am Bau und seiner Fertigstellung beteiligt waren. Dank seiner technischen Kenntnisse wurde er mit der Bauleitung betraut, wonach ihm auch die Gesamteinrichtung des neuen Museums überlassen wurde. 1895 wurde er anlässlich der Fertigstellung des Baus zum Direktor ernannt. Dazu schrieb J. Capesius (1896): „Der Verein kann sich besonders glücklich schätzen,, dass sich ihm in Herrn v. Kimakowicz eine Kraft zur Verfügung stellte, deren eminente Leistungen in der bescheidenen Dotierung nur einen geringen Entgelt finden“. 1906 trägt er maßgeblich dazu bei, das in Schäßburg freigelegte, fast vollständige Skelett eines eiszeitlichen Wisents (Bison priscus) mit auszugraben, zu konservieren und insgesamt zu restaurieren. Durch sein bekannt meisterhaftes Präparieren“ – so J. Capesius – gehört der bei Schäßburg ausgegrabene Wisent auch heute zu den wertvollsten Schaustücken des Naturwissenschaftlichen Museums in Hermannstadt.
Unterschiedliche Auffassungen bezüglich Funktion und Rolle von Museum und Verein, die Kimakowicz zukünftig als getrennte Institutionen sehen wollte, was jedoch nicht allein seitens der Vereinsleitung undenkbar war, da beide für den Verein eine untrennbare Einheit bildeten. Diese Streitfrage veranlasste v. Kimakowicz seine Ämter als Direktor und als Kustos der zoologischen Sammlungen 1906 niederzulegen und seinen Wirkungskreis in das „Baron Brukenthalsche Museum“ zu verlagern. Hier wurde er 1907 als Kustos der archäologischen Sammlung und der Schatzkammer tätig und hat auch dort Beachtliches geleistet. Ansonsten „lebte er auch in dieser Stellung das stille, zurückgezogene und äußerlich anspruchslose Leben eines Privatgelehrten“.
Seine naturwissenschaftlichen Studien betrieb er auch weiter und vertiefte diese vor allem auf dem Gebiet der Mollusken. Eine Sammlung von 300.000 Belegstücken von Gehäusen haben Vater und Sohn gesammelt und bearbeitet. Die Sammlung umfasst 7000 Arten und Unterarten). Unter den 36.000 Alopien, die vorwiegend in und um Felspalten leben und eine Gruppe mit hoher Biodiversität darstellen, finden sich viele, neue und für die Karpaten endemische Arten, die aus biogeographischer Sicht von Bedeutung sind.
Dank seiner wissenschaftlichen Tätigkeit wurde Moritz v. Kimakowicz 1882 in der k.k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien aufgenommen. 1888 ernannte ihn die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft in Frankurt zu ihrem Ehrenmitglied.
Durch seine Molluskensammlung, die die große Vielfalt dieser Gruppe belegt, hat er in bedeutendem Maße zur Erforschung der Molluskenfauna Siebenbürgens beigetragen. Seine wissenschaftlichen Studien veröffentlichte er außer in den „Verhandlungen und Mitteilungen des Siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften zu Hermannstadt“ in verschiedenen namhaften ausländischen Fachzeitschriften.
Es erfüllte Moritz v. Kimakowicz mit großer Freude und Genugtuung, dass sein Sohn Richard (1876-1973), seine Forschungen weiterführte, die Sammlung vergrößerte und bearbeitete.
Moritz von Kimakowicz verstarb am 5. März 1921 im Alter von 72 Jahren. Die Sammlung von Vater und Sohn gelangte durch Schenkung seitens der Familie an das Naturwissenschaftliche Museum und stellt heute eine der wertvollsten Sammlungen dar, die in der internationalen Fachwelt auf großes Interesse findet.