Pionierstudie und Standardwerk

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Vasile Ciobanu: ,,Die Deutschen in Rumänien 1918-1919″  / Von Dr. Mariana HAUSLEITNER

Ausgabe Nr. 2639

Vasile Ciobanu: Die Deutschen in Rumänien 1918-1919, deutsche Fassung: Beatrice Ungar, Honterus Verlag Hermannstadt 2019, 359 S.,  ISBN 978-606-008-018-3

Der Historiker Vasile Ciobanu dürfte vielen in Hermannstadt bekannt sein, da er sich schon seit vielen Jahren intensiv mit der Geschichte der Siebenbürger Sachsen beschäftigt. 2001 publizierte er das Buch „Contribuţii la cunoaşterea saşilor transilvăneni  1918-1944“, das seine umfangreichen Studien zusammenfasste. 2013 folgte „Germanii din România în anii 1918-1919“ und nun die aktualisierte Fassung in der guten deutschen Übersetzung von Beatrice Ungar. Im Vorwort vermerkt Mathias Beer, dass dies eine Pionierstudie und gleichzeitig ein Standardwerk ist (S. 12) ist. Der Autor benennt in der Einleitung kurz, warum in der kommunistischen Ära in Rumänien über das Verhalten der deutschen Minderheit zur Entstehung Großrumäniens wenig publiziert wurde. In der BRD entstanden mehrere Regionalanalysen, aber keine Analyse der Haltung aller vier deutschen Gruppen in diesen Jahren.

 

Ciobanus Buch ist in vier Kapitel untergliedert: Das erste und ausführlichste betrifft die Siebenbürger Sachsen (S. 24-162), das 2. die Banater Schwaben (163-223), das 3. die Deutschen der Bukowina (223-246) und Bessarabiens (246-260). Im 4. Kapitel geht Ciobanu der Frage nach, durch welche Schritte die Deutschen sich als eine gemeinsame Gruppe konstituierten. Die Arbeit beruht auf der Auswertung von Archivmaterial und der deutschen Presse aus den Jahren 1918-1920.

Im 1. Kapitel stellt Ciobanu dar, warum die sächsischen Abgeordneten des Budapester Parlamentes im Oktober 1918 zuerst ihre Hoffnung auf die neu ausgerufene Republik setzten. Den Vertretern der großen Gruppe von 2,5 Millionen Deutschen in Ungarn wurde das Ende der Politik der forcierten Magyarisierung in Aussicht gestellt (S. 15). Doch dann forderte der Rumänische Nationalrat ultimativ am 9. November die Übergabe der Verwaltung in insgesamt 36 östlichen Komitaten Ungarns. Am 13./14. November wies der neue Nationalitätenminister OszkárJászi die Vertreter des Rumänischen Nationalrats darauf hin, dass in diesen Komitaten auch sehr viele Nichtrumänen lebten und schlug eine Verwaltung wie in den Schweizer Kantonen vor. Darauf gingen die Rumänen nicht ein. Besonders IuliuManiu hielt die Rumänen als die größte Gruppe für berechtigt, die Loslösung von Ungarn durchzusetzen (S. 50). Seit 11. November 1918 war Rumänien auf der Seite der Entente wieder in den Krieg eingetreten und begann in Siebenbürgen vorzurücken. Die Entente hatte 1916 Rumänien Siebenbürgen und das Banat versprochen, wenn es in den Krieg eintritt. Die rumänische Armee hatte 1916 versucht, Siebenbürgen einzunehmen, musste das Gebiet aber aufgrund der Übermacht deutscher und österreichisch-ungarischer Einheiten fluchtartig verlassen. Nun trat sie gut organisiert wieder in Aktion, sie erreichte am 9. Dezember Kronstadt und am 16. Dezember Hermannstadt (S. 76).

Am 11. November hatte sich der Deutsch-Sächsische Nationalrat konstituiert, der aus den Abgeordneten Rudolf Brandsch, Guido Gündisch, Wilhelm Melzer, Emil Neugeboren und Rudolf Schuller bestand. Brandsch verhandelte im November mit Vertretern des Rumänischen Nationalrats, er erhielt aber nur vage Zusagen bezüglich der Forderung, dass die sächsischen Verwaltungsbeamten weiterbeschäftigt würden (S. 48 und 114). Die Abgeordneten wurden informiert, dass am 1. Dezember eine Nationalversammlung der Rumänen in Karlsburg/Alba Iulia stattfinden würden. Im Beschluss der Nationalversammlung wurde die Vereinigung der Rumänen aus Siebenbürgen und dem Banat erklärt. Den „mitwohnenden Völkern“ wurde Gleichberechtigung und konfessionelle Freiheit zugesichert. Sie sollten ihre Sprachen im Schulunterricht, in der Verwaltung und Rechtspflege verwenden können (S. 290). Für die Mehrheit der Rumänen, aber auch für viele Sachsen war die Ankündigung einer gründlichen Agrarreform von besonderer Bedeutung.

Der Sächsische Nationalrat berief für den 8. Januar 1919 eine Nationalversammlung der Sachsen in Mediasch ein, um mit den 138 Mitgliedern des Zentralauschusses über den Anschluss an das Königreich Rumänien zu diskutieren. Nur vier Delegierte um den Rechtsanwalt Friedrich Ipsen wandten sich gegen den bedingungslosen Anschluss (S. 88-92). Eine Delegation (Rudolf Brandsch, Arthur Polony, Rudolf Schuller und Adolf Schullerus) überbrachte dem provisorischen Regierungsrat die Erklärung. Iuliu Maniu erklärte bei dieser Gelegenheit, dass keine Privilegien   akzeptiert würden. Am 27. Januar fuhren die vier Sprecher und Hans Otto Roth nach Bukarest und wurden am Bahnhof von den Ministern Ion G. Duca, Alexandru Vaida Voevod, Ştefan Ciceo-Pop und Ion Nistor empfangen. Danach gab es einen Empfang bei König Ferdinand. Für die Bukarester Regierung war die Kooperation mit den Deutschen wichtig, weil die Friedenskonferenz begonnen hatte und von Seiten der Ungarn der Anschluss nicht akzeptiert wurde.

In der Folgezeit sahen viele Deutsche das neue Regime eher kritisch, denn rumänische Truppen gingen zu Requirierungen über: Pferde, Viehfutter und Verkehrsmittel wurden eingezogen. Die jungen Deutschen mussten in den Krieg gegen die ungarische Räterepublik ziehen. Der Krieg endete erst Anfang August 1919 mit der rumänischen Besetzung von Budapest. (S. 105). Bei der Pariser Friedenskonferenz gab es seit Sommer 1919 Probleme, weil die Entente auch Serbien das Banat versprochen hatte. Ion I. C. Brătianu wollte das ganze Gebiet und ersuchte Brandsch, eine Loyalitätserklärung der Banater Schwaben zu organisieren (S. 138). Brătianu wandte sich auch vehement gegen einen Sondervertrag zum Schutz der Minderheiten. Als Polen diesen Vertrag am 28. Juni unterzeichnete, reiste Brătianu enttäuscht aus Paris ab. In Rumänien startete er eine Pressekampagne. Dabei wurden plötzlich auch die Siebenbürger Sachsen als Gefahr dargestellt, denn ihre Forderung nach territorialer Autonomie ziele darauf ab, eine „deutsche Mark“ in Siebenbürgen zu errichten. Auch der Rumänische Regierungsrat in Siebenbürgen übernahm diese Argumentation und behauptete, dieser „Staat im Staat“ würde morgen Deutschland als Brücke zum Orient dienen (S. 143). Vaida Voevod schrieb aus Paris an Iuliu Maniu am 14. Juli 1919: „Denn wenn wir noch hoffen können, Konzessionen in der Frage der ethnischen Minderheiten zu erreichen, dann nur über die Drohung mit der deutschen Gefahr“ (S. 144-146).  Die Vertreter der Entente beharrten aber in Paris auf dem Minderheitenschutz. Am 12. September trat Brătianu als Ministerpräsident zurück. Aufgrund der schlechten Wahlergebnisse der Nationalliberalen bei den ersten gesamtrumänischen Parlamentswahlen im November 1919, kam am 6. Dezember eine Koalitionsregierung unter Leitung von VaidaVoevod an die Macht. Ihr Vertreter unterzeichnete nach einem Ultimatum den Minderheitenschutzvertrag. Ciobanu schreibt, dass nicht geklärt ist, wie der Passus über die Lokalautonomie in religiösen und schulischen Fragen für Siebenbürger Sachsen und Szekler in den Vertrag geriet (S. 147-148). Beim vierten Sachsentag am 5./6. November 1919 in Schäßburg präsentierte Hans Otto Roth den Tätigkeitsbericht des Zentralausschusses. Es wurden insbesondere über die Forderungen bei der Agrarreform diskutiert. Erstmals sprach dort auch eine Frau: Adele Zay umriss die Aufgaben der Frauen in den Bereichen Schule und Kirche (S. 156). Frauen erhielten in den Kreisausschüssen eine beratende Stimme (S. 159).

Im 2. Kapitel widmet sich Ciobanu den Banater Schwaben, die im Banat mit über 20 Prozent der Bevölkerung die größte Ethnie nach den Rumänen stellten. Ihre Führer wollten keine Aufteilung des Banats zwischen Rumänien, Serbien und Ungarn. Besonders in Temeswar, Reschitza und anderen Orten spielten die Sozialdemokraten eine wichtige Rolle. Sie verwiesen auf die enge Verflechtung zwischen dem Kohlerevier und dem Budapester Industriezentrum. Der sozialdemokratische Rechtsanwalt Otto Roth rief am 31. Oktober 1919 in Temeswar die Banater Republik aus. Am selben Tag war in Budapest der Zentrale Rumänische Nationalrat entstanden, der die Kontrolle in 26 mehrheitlich von Rumänen bewohnten Komitaten beanspruchte. Der Vertreter des Nationalrates in Temeswar war Aurel Cosma. Am 1. November 1918 konstituierte sich der plurinationale Banater Volksrat aus 190 Delegierten des Stadtrates, des Arbeiterrates und der Militärräte. Die Militär- und Arbeiterräte stellten bewaffnete Garden auf, um Plünderungen zu verhindern. Am 3. November wurde der Schwäbische Nationalrat gebildet, den Intellektuelle anführten. Dessen Vorsitzender wurde Josef Striegl, der in Budapest verhandelte, sein Stellvertreter in Temeswar war der Rechtsanwalt Kaspar Muth (S. 169-171).

Obwohl beim Waffenstillstand in Belgrad Ungarn die Verwaltung des Banats bis zur Entscheidung der Friedenskonferenz zugesprochen wurde, besetzten es im November 1918 serbische Truppen. Einigen Rumänen gelang die Teilnahme an der Versammlung von Karlsburg, wo das gesamte Banat für Rumänien beansprucht wurde. Um einen offenen Konflikt zwischen serbischen und rumänischen Einheiten zu verhindern, zogen am 3. Dezember französische Kolonialtruppen in Temeswar ein. Dort konnte am 8. Dezember eine Schwäbische Nationalversammlung von Delegierten aus 136 Orten tagen. Sie sprach sich gegen eine Teilung des Banats und für ein kantonales System wie in der Schweiz aus. Brandsch unterstützte eine kleine Gruppe von Schwaben um Victor Orendi-Hommenau, die für den Anschluss an Rumänien warb (S. 171-177). Als die serbische Verwaltung alle Volksräte auflöste, fand ein Generalstreik vom 21.-23. Februar statt. Danach musste Otto Roth aus Temeswar fliehen (S. 182-185). Derweil beriet in Paris eine Kommission der Entente über die Aufteilung des Banats. Seit der Ausrufung der ungarischen Räterepublik im März 1919 war der Verbleib des Banats bei Ungarn keine Option mehr. Doch Brătianu lehnte den Plan der Friedenskonferenz zur Aufteilung des Banats zwischen Serbien und Rumänien im Juni 1919 vehement ab. Nachdem sich die serbischen Truppen aus Temeswar zurückgezogen hatten und rumänische Einheiten eingezogen waren, erklärte am 10. August eine Volksversammlung von ca. 40.000 Rumänen ihre Zustimmung zum Anschluss an Rumänien. Am gleichen Tag protestierte eine Versammlung von ca. 1.000 Schwaben gegen die Teilung des Banats. Ihre Delegierten überbrachten am 15. August die Beschlüsse einem Vertreter des Rumänischen Regierungsrates in Hermannstadt. Sie baten auch um Förderung für den Aufbau deutscher Schulen (S. 206-211). Die Bukarester Regierung unterstützte die Abreise einer schwäbischen Delegation nach Paris unter Leitung des Anwalts Stefan Frecot, ein Nachkommen Elsässer Einwanderer. Dort überreichten sie am 19. August ein Memorandum mit der Forderung der Integrität des Banats. Die Friedenskonferenz hatte aber bereits die Dreiteilung beschlossen: 18.945 qkm, das waren 2/3 des Banats, gingen an Rumänien, 9.307 qkm an das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen und im Nordwesten 217 qkm an Ungarn (S. 216). Im Temeswar verhaftete die rumänische Verwaltung vier Schwaben, die keinen bedingungslosen Anschluss an Rumänien wollten. Einige Monate saßen der Prälat Franz Blaskovics, Kaspar Muth, Christian Schaljo und Josef Striegl im Gefängnis (S. 219). Unter diesen Bedingungen schnitt die Autonomiepartei bei den Wahlen im November 1919 schlecht ab. Erst seit August 1920 war Kaspar Muth Abgeordneter im Bukarester Parlament (S. 219-222).

Im 3. Kapitel stellt Ciobanu die Entwicklungen in der Bukowina und Bessarabien dar, nachdem die Habsburger Monarchie und das Zarenreich zusammengebrochen waren. In der Bukowina lebten gemäß der Volkszählung von 1910 vor allem drei große Sprachgruppen: 38,4 Prozent sprachen Ukrainisch, 34,4 Prozent Rumänisch und 21,2 Prozent Deutsch, in dieser Gruppe hatten sich auch die meisten Juden eingetragen. Die Nachkommen der deutschen Kolonisten waren zumeist Bauern, aber es gab auch Handwerker und Beamte. Durch den „Bukowiner Ausgleich“ waren alle Ethnien im Landtag vertreten. In den staatlichen Schulen gab es Unterricht in vier Sprachen gemäß der jeweiligen Zusammensetzung der Bevölkerung. Im Krieg wurde die Bukowina Frontgebiet, viele Bewohner flohen und kehrten erst im Frühjahr 1918 zurück, als der Wiederaufbau begann (S. 223-228).

Im Wiener Reichsrat sprachen sich die fünf rumänischen Abgeordneten am 4. Oktober 1918 für den Erhalt der Doppelmonarchie aus. Sie bildeten den Rumänischen Nationalrat, dem sich der sozialdemokratische Abgeordnete George Grigorovici anschloss. In Czernowitz hatte die deutsche Elite am 18. September den Deutschen Volksrat gebildet, seine wichtigsten Sprecher waren der katholische Stadtrat Alfred Kohlruss und der evangelische Lehrer Alois Lebouton. Im Herbst 1918 entstand auch der Ukrainische Volksrat, der den Anschluss der mehrheitlich von Ukrainern bewohnten Nordbukowina an die Volksrepublik Ukraine anstrebte. Mit den Ukrainern verhandelte der rumänische Landtagsabgeordnete Aurel Onciul über die Teilung. Dagegen protestierte eine Versammlung von Rumänen am 27. Oktober, sie pochte darauf, dass die Entente 1916 Rumänien die ganze Bukowina versprochen hätte. Die Versammlung erklärte sich zur Konstituante und bildete den Rumänischen Nationalrat, denIancuFlondor anführte. Am 3. November veranstalteten die Ukrainer in Czernowitz eine große Volksversammlung, welche die Übergabe der Macht im Nordteil an die Ukrainische Nationalrada erklärte (S. 230-233). Daraufhin erbat Flondor eine Intervention der rumänischen Armee, die am 9. November begann und am 11. November Czernowitz besetzte. Die bewaffneten Ukrainer setzten sich nach Galizien ab. Flondor verhandelte mit Vertretern der Deutschen und Polen über den Anschluss an Rumänien, er versprach ihnen Schulen in ihren Sprachen. Deren Vertreter nahmen am 28. November am „Bukowiner Kongress“ teil, der den bedingungslosen Anschluss der gesamten Bukowina an Rumänien erklärte. Dort verlas Lebouton die Erklärung des Deutschen Volksrates (S. 235-240). Als die Bukarester Ministerien ihre Vorstellung vom „einheitlichen Nationalstaat“ durchsetzten, war von kultureller Autonomie nicht mehr die Rede. Deutsche Beamte mussten innerhalb von zwei Jahren die Staatssprache erlernen, wenn sie die Prüfungen nicht schafften, wurde sie entlassen. In der deutschen Universität wurde seit 1920 nur die rumänische Vortragssprache geduldet, so dass die Mehrheit der Professoren die Bukowina verließ. Von den 97 staatlichen Grundschulen mit deutschem Unterricht gab es 1923/24 noch 34 und 1928 nur noch eine (S. 242-246).

In Bessarabien lebten die Nachkommen der deutschen Kolonisten vor allem im Süden, sie stellten nur 2,8 Prozent der Gesamtbevölkerung. Die Rumänen waren in der vormals russischen Provinz mit 56,5 Prozent die größte Gruppe, gefolgt von 12,3 Prozent Russen, 11 Prozent Ukrainern, 7 Prozent Juden und kleineren Ethnien. Am 2. Dezember 1917 rief der Landesrat unter Führung von Ion Inculeţ die Moldauische Volksrepublik aus. Er versprach eine Agrarreform ohne Entschädigung, doch die Bauern teilten bereits die Ländereien der Großgrundbesitzer auf. Der Landesrat bat die Regierung Rumäniens um Intervention gegen die laut Ciobanu „Banden der demobilisierten und unter Einfluss der Bolschewiken stehenden Soldaten“ (S. 251). Nach dem Einzug der rumänischen Einheiten, rief der Landesrat am 24. Januar die Unabhängige Moldauische Republik aus. In Anwesenheit des rumänischen Premierministers erklärte der Landesrat den Anschluss an Rumänien, der König unterzeichnete im April 1918 diese Gebietserweiterung. Zwischen Frühjahr und Herbst hielten sich deutsche Truppen in Teilen Bessarabiens auf. Unter diesen Bedingungen tagte eine Versammlung deutscher Delegierter erst am 7. März 1919. In der Abschlussrede rief Pastor Daniel Haase die Delegierten zu Loyalität gegenüber dem neuen Vaterland auf. Der Deutsche Volksrat forderte die Rückerstattung des 1915 enteigneten Bodenbesitzes, ein königliches Dekret genehmigte die Restitution am 8. Oktober 1919 (S. 257-258).

Im 4. Kapitel schildert Ciobanu die ersten Bemühungen der Deutschen in Großrumänien, einen gemeinsamen Verband zu konstituieren. Der Deutsch-Sächsische Nationalrat lud am 9. Juni 1919 die Vertreter anderer Landesteile zu einem Treffen in Hermannstadt ein. In die Leitung des Verbandes der Deutschen in Großrumänien wurden vor allem Sachsen gewählt. Provisorischer Vorsitzender wurde Adolf Schullerus. Im September 1919 wurde ein Wahlprogramm aufgestellt. In Siebenbürgen wurden Wahlabsprachen mit der Rumänischen Nationalpartei geschlossen. In der Bukowina beteiligte sich der Deutsche Volksrat nicht an den Wahlen, weil die rumänischen Behörden seine Arbeit behinderten. Im Schlusskapitel schreibt Ciobanu, dass die Deutschen nach 1919 versuchten, das deutsche Schulwesen zu verteidigen. Die konfessionellen Schulen in Siebenbürgen konnten sich entfalten, während viele staatlichen Schulen in der Bukowina und Bessarabien geschlossen wurden. Die im Gesetz zum Minderheitenschutz der Friedenskonferenz vorgesehenen Subventionen blieben völlig ungenügend (S. 281-284).

Sehr hilfreich sind die vielen Dokumente im Anhang des Buches. Es sind auch Fotos vieler deutscher Akteure abgedruckt. Insgesamt ist das Buch ein sehr wichtiger Beitrag zur Geschichte der Deutschen in Rumänien. Da es aber nur um die Deutschen geht, ist die Optik manchmal eingeschränkt. So etwa wird auf den über vierzig Seiten zur Friedenskonferenz nicht erwähnt, dass Brătianu neben den überzogenen territorialen Forderungen besonders auf Widerstand bei den Vertretern der Entente stieß, weil er die Einbürgerung der etwa 700.000 Juden ohne Einzelüberprüfung verhindern wollte.

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Bücher, Geschichte.