Neuntes Cibinfest findet auf dem Großen Ring statt
Ausgabe Nr.2642
Seit 2011 findet nun das Cibinfest jedes Jahr in Hermannstadt statt. Mehrere zigtausend Liter Bier wandern bei der Festivität regelmäßig über die Tresen und die Besucherzahl ist tendenziell ansteigend. Es ist eines von den mittlerweile unzähligen Oktoberfesten weltweit, die ein Kassenschlager sind und kommerzielles Trinkvergnügen mit einer traditionellen Vorgeschichte aus dem süddeutschen Bayern verbinden.
Die Rezeptur ist dabei eigentlich immer die gleiche: Altbewährte Schlagermusik, massig Alkohol und feierwütige Besucher von Nah und Fern kommen zusammen, um die große ,,Gaudi” zu haben, wie man bei den Bayern so schön sagt.
Oftmals versteht man außerhalb Deutschlands das Oktoberfest als ,,typisch deutsch”, was auch immer das genau heißen soll. Und mittlerweile ist es tatsächlich so, dass es in beinahe jeder großen und kleineren Stadt der Bundesrepublik unter großem Anklang gefeiert wird, selbst in Berlin und Hamburg. Dabei begann das Volksfest als großangelegte Feierlichkeit zu Ehren der Hochzeit von Kronprinz Ludwig aus dem Geschlecht der bayerischen Wittelsbacher mit Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen und wuchs in der Folgezeit stetig an. Unter den Nazis wurde es zwischenzeitlich in das ,,Großdeutsche Volksfest” umbenannt und zu Propagandazwecken instrumentalisiert, so wurde etwa Juden verboten auf diesem Fest zu arbeiten. In den folgenden Jahrzehnten nach dem Krieg entwickelte es sich zu dem ,,größten Volksfest der Welt”, jedoch erst in den letzten Jahren wurde das Oktoberfest so beliebt, dass es weltweit, von den USA bis nach China (mit rund drei Millionen Besuchern jährlich das größte) ausgerichtet wird. Rumänien ist da keine Ausnahme; in Kronstadt feiert man das Oktoberfest, in Hermannstadt das Cibinfest.
Gerade zu letzterem reisen interessanterweise zunehmend mehr Besucher aus Deutschland an, zum einen, weil die überfüllte Wiesn in München Viele abschreckt, zum anderen, weil der Bierpreis in Deutschland stetig weiter steigt und jenseits von Gut und Böse liegt. Zwischen elf und zwölf Euro darf man mittlerweile in München für ein Maß Bier zahlen; in Hermannstadt sind es nur sieben Lei für einen halben Liter. Nun kann man über Dinge wie Qualität, Produktionskosten oder Ähnliches streiten, doch der Impuls vor derart horrenden Preisen auszuweichen, ist nur allzu verständlich. Kurzum: Der Andrang ist groß. Schon seit 2013 setzen die Betreiber des Cibinfestes daher auf ein sehr großes Festzelt – laut Veranstaltern das größte Zelt auf dem Großen Ring überhaupt jedes Jahr – mit einer Fläche von 24.000 Quadratmetern. Knapp 240 Bierzelt-Tische und doppelt so viele Holzbänke stehen darin für die Besucher bereit, 45 davon direkt vor der Bühne, in einem abgezäunten Bereich für die VIP-Gäste. Rund um das riesige Zelt herum und auch darin befinden sich etliche Möglichkeiten, Gerichte und Getränke zu erwerben; Bier, Limonade, deftige Fleischgerichte, Lángos, Schaschlik, Crepes, Sandwiches, Lebkuchen, geröstete Mandeln, Meeresfrüchte, Popcorn und eingemachtes Gemüse, aber auch andere Dinge wie Pelzkleidung, Schmuck, Kerzen und viele weitere sind dort zu finden. Für Kinder wurden draußen eine Mini-Bahn, welche immerzu im Kreis fährt, ein Kinderkarussell und ein Bungee-Trampolin errichtet.
Am Donnerstag, dem 19. September, wurde das Cibinfest dann um sieben Uhr abends eröffnet. Zugegen war auch Vizekonsul Harald Fratczak, der Stellvertreter des Deutschen Konsuls Hans Erich Tischler in Hermannstadt. Er hieß die Besucher willkommen und wünschte ihnen ein stets ,,volles Glas”, während er den Betreibern ein ,,volles Zelt” wünschte. Nach einer bündigen Begrüßung innerhalb weniger Minuten folgte sogleich der Bieranstich, traditionell durchgeführt vom Österreichischen Honorarkonsul Andreas Huber, und ohne viel Furore zu machen wurde mit dem Gelage begonnen. Musikalisch wurde dies, wie üblich, von einer Schlager-Band begleitet. Von Donnerstag bis Sonntag spielten ,,Die Dorfer” aus Österreich im Festzelt, von Montag bis Mittwoch die Gruppe ,,Hermannstadt 07”. An den letzten drei Tagen des zehntägigen Events bekommen die Besucher dann die Musik der ,,Spatzen 2000” zu hören.
Jan-Christian BREWER