Vernissage des ,,Europäischen Bildhauersymposiums“
Ausgabe Nr. 2640
Nach einer Woche des Schaffens war es am Dienstagabend soweit: Ab 18 Uhr fand die Vernissage des „Europäischen Bildhauersymposiums“ im Astra-Freilichtmuseum im Jungen Wald statt. Seit dem 2. September hatte ein knappes Dutzend Wandergesellen und Künstler an den unterschiedlichsten Skulpturen gearbeitet.
In der Alten Schmiede kamen schätzungsweise 50 Menschen zusammen, um die Kunstwerke zu sehen, ein Glas Wein in guter Gesellschaft zu trinken, mit den Künstlern und Gesellen zu sprechen und um die famose Roma-Band „Caravana Gypsy Jazz“ zu hören, welche mit fetzigen Klängen sowie einer mitreißenden Energie die ganze Veranstaltung begleitete und damit die Stimmung noch weiter hob.
Das Thema der diesjährigen Ausstellung ist ,,der Körper”. Was die Kunstwerke selbst betrifft, so waren und sind die verwendeten Materialien ebenso unterschiedlich wie die Ideen dahinter. Der Geselle Simon zum Beispiel ist Steinmetz, zum ersten Mal in Rumänien und hat eher spontan an dem Symposium teilgenommen. Er hat die wohl kleinste der Skulpturen erschaffen und dafür einen Stein aus einem ehemaligen Kirchengemäuer verwendet. Dieser ist nur wenige Zentimeter hoch, von zwei Seiten flach und ringsherum mit verschiedenen Rundungen versehen. Der Stein wurde dann auf einer simplen Metall-Konstruktion aufgehängt, die in den Boden geschlagen wurde. „Ich hatte anfangs überhaupt keinen Plan dafür, ich habe am ersten Tag einfach einen Stein ausgewählt und dann Flächen darauf gemacht. Als Handwerker geht man da schon anders ran als ein Künstler“, erklärt Simon ganz pragmatisch.
Einer der Künstler heißt Dorian Bolca, und hatte in der Tat eine andere Herangehensweise. Für sein Werk war die Motivation das Thema Recycling, darum hat er Materialien aus einer verlassenen Fabrik nahe Hermannstadt verwendet. Die Skulptur spiegelt die Ethnogenese, die Entstehung des Menschen auf molekularer Basis wieder: Sie hat Ähnlichkeit mit einem DNA-Strang. „Die Idee war von Anfang an, etwas aus den recycelten Materialien zu erschaffen, das die Entwicklung des Menschen darstellt.“ Dorian brauchte nur zweieinhalb Tage dafür und verschweißte das Gestänge an vielen Stellen miteinander. Der Kunststudent aus Temeswar hat eine Metallkonstruktion geschaffen, die über einen Meter lang ist und verschiedene Streben in einer Spiralform miteinander verbindet. An der einen Seite ist der Wirbel eng und dicht und wird von vielen Elementen zusammengehalten, wird dann aber zusehends loser und von einem einzelnen, beinahe Fußball-großem Stein abgeschlossen. Der junge Künstler erklärt, er sei nun zum zweiten Mal dabei und freue sich sehr über die Atmosphäre in Hermannstadt, die ihn genau wie die Arbeit der anderen Teilnehmer inspiriert.
Auch Stefan Walter, ein Geselle, der nun schon seit Jahren in Rumänien lebt, hat eines der Kunstwerke erschaffen. Ein großer Stein, aus dem eine Frau aus Eichenholz in schwungvollen Formen gleitet, umklammert von einem Mann aus Metall und Glas. Allein für das Holz hat er beinahe eine ganze Woche gebraucht, und das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Diese und viele weitere dieser bemerkenswerten Gebilde werden voraussichtlich auch weiterhin im Astra-Museum unter freiem Himmel zu bewundern sein, wobei einige der Werke aber auch verkauft werden könnten. Die Vernissage jedenfalls erfreute sich recht großer Beliebtheit bei Teilnehmern und Besuchern.
Jan-Christian BREWER