Streiflichter vom 36. Jahrmarkt der Handwerke im Freilichtmuseum
Ausgabe Nr. 2637
Knapp 20.000 Hermannstädter und Touristen haben am Wochenende das Freilichtmuseum besucht, wo zum 36. Mal der Jahrmarkt der Handwerke stattgefunden hat. Ergänzt wurde das Angebot am Sonntag mit Traditionen und Kultur aus dem Kokelgebiet, vorgestellt von den Gemeinden Marktschelken/Șeica Mare und Kleinschelken/ Șeica Mică.
Der Jahrmarkt der Handwerke findet im Freilichtmuseum jährlich zu Mariä Himmelfahrt statt, auch heuer wurde am 15. August der Markt eröffnet.
Mehr als 200 Handwerker erwarteten die Gäste, nicht nur traditionelle Objekte konnte man da kaufen, sondern auch Kunsthandwerk.
Nicht nur die Gäste, sondern auch der Regen kam pünktlich am Donnerstag, es wurde auch richtig kühl für diese Jahreszeit. Das störte die Käufer jedenfalls nicht, denn tatsächlich kamen am Donnerstag sehr viele Hermannstädter, die den Markt seit Jahren und Jahrzehnten kennen und auch darauf warten.
Die Handwerker aus Rumänien und aus der Republik Moldova stellten ihre Ware vor den unterschiedlichen Gehöften aus, so dass das ganze Freilichtmuseum zum Leben erwachte und bis Sonntag besonders attraktiv war.
Am Freitag Vormittag streikte das Wetter noch, am frühen Nachmittag ließ sich allerdings die Sonne blicken und es blieb trotz kühlen Morgenstunden durchgehend schön bis Sonntag. Die meisten Gäste freuten sich darüber, dass es auch in den Mittagsstunden nicht heiß war, so dass man den Spaziergang richtig genießen konnte.
Für die Volkskünstler ist dieser Markt in Hermannstadt einer der größten im Laufe des Jahres, die meisten freuen sich, da eingeladen zu werden. Viele von ihnen klagen, dass keiner ihr Handwerk übernehmen will und sind überzeugt, dass ihr Können mit ihnen verschwinden wird. Tatsächlich steckt hinter den meisten Objekten viel Arbeit und Können, so dass auch die Preise entsprechend hoch sind. Deswegen können die Handwerker mit der aus China importierten Ware – von Keramik mit rumänischen Mustern bis zu den ,,ii“, den rumänischen Trachtenblusen – nicht Schritt halten. Eine mit Nadelstichen gravierte Ikone kann je nach Größe und Details zwischen einigen Hundert Lei und einigen Hundert Euro kosten, erzählte einer der Künstler, und doch wird man nicht reich davon, denn die Arbeit kann mehrere Tage dauern und auch der Kunde kann lange auf sich warten lassen.
Nicht alle Künstler haben es schwer, einer der Blusenverkäufer betreibt ein florierendes Geschäft mit ,,zig“ Näherinnen. Er selber fährt jede Woche zu einem Markt und verkauft dann die ,,ii“. Er hat auch die Ware sehr gut an das Publikum angepasst, denn zu den Blusen mit traditionellen rumänischen Mustern, die zwischen 650 und 1.200 Lei kosten, bietet er auch billigere zu rund 350 Lei mit Sonnen- und Mohnblumen und weiteren beliebten Mustern an, die sehr gerne gekauft werden.
Die Organisatoren haben zu dem Jahrmarkt nicht nur traditionelle Künstler eingeladen, sondern auch junge Künstler, die jahrelang bei den Volkskunstolympiaden teilgenommen haben und jetzt die Chance hatten, auch diese Markterfahrung zu machen.
Die meisten Volkskünstler sind gerne auf Jahrmärkten dabei, da sie hier die Chance finden, mit den Kunden zu sprechen. Viele von ihnen haben allerdings auch gute Internet-Auftritte, sind online zu finden, haben oft Interviews gegeben und zum Teil haben sie auch online-Läden, wo man ihre Ware kaufen kann. Auch wenn es einfacher ist, online zu verkaufen, sind sie besonders im Sommer froh, unter die Menschen zu kommen und ihre Werkstätten für einige Tage zu verlassen.
Ergänzt wurde das Angebot von modernen Hobby-Künstlern die zwar traditionell arbeiten, allerdings moderne Objekte herstellen. Viele von ihnen waren nicht zum ersten Mal auf einem Markt und waren sich darin einig, dass das Hermannstädter Freilichtmuseum der perfekte Ort dafür ist.
Im Freilichtmuseum gab es auch Leckereien zu kaufen, der Baumstriezel und das Hausbrot waren die Verkaufsschlager.
Nicht nur Einkaufen konnten die Besucher, sondern auch bei Musik und Tanz entspannen, denn auf dem Dorfmarkt gab es am Freitag und am Samstag ein reichhaltiges Programm. Zu sehen waren u. a. das Ensemble ,,Haiducii“ und Mariana Dobzeu, aus dem Rayon Rezina/Republik Moldova, die auch mehrere Verkaufsstände hatten und ihre Kunden auch nach Chișinău einluden, wo im Spätherbst ein großer Markt organisiert wird. Für Kinder gab es interaktives Theater mit ,,Hocus Pocus Trulala“, aber auch jede Menge Workshops. Hier konnten sie lernen, wie man Körbe flechtet, Trachten näht oder Papier herstellt.
Am Freitag und Samstag Nachmittag gab es Hermannstädter Tänze mit dem Ensemble ,,Doruri Sibiene“, der Ioan Macrea-Tanzschule.
Am letzten Tag waren mehr Spaziergänger als Käufer dabei. Die Volkskünstler kennen das Phänomen und wissen, dass die Hermannstädter, die diesen Markt erwarten, am ersten oder spätestens am zweiten Tag kommen, um die schönsten Objekte auszuwählen. Die Keramikverkäufer packten ihre Ware nur für kurze Zeit ein, denn sie werden auch bei dem Töpfermarkt am Großen Ring dabei sein, der dieses Jahr bereits am 31. August beginnt.
Am Sonntag gab es auf dem Dorfmarkt leckeres Essen, denn die Gemeinden Marktschelken und Kleinschelken stellten die Gastronomie und die Traditionen der Kokelgegend vor. Es gab Omelettsuppe, ,,chisătură pe pâine“, gefüllte Paprika und Zimtkuchen, die an Ort und Stelle hergestellt wurden und von den hungrigen Kunden genüsslich verzehrt wurden. Natürlich gab es auch ein schönes Programm dazu, das passend zur Region gestaltet wurde.
Mit 20.000 Besuchern war das eine der erfolgreichsten Aktionen des Freilichtmuseums dieses Jahr, das Programm geht allerdings weiter, denn auch am nächsten Wochenende werden die Hermannstädter und Touristen mit einem reichhaltigen Programm erwartet: Bis Sonntag wird der typische Schäferhof aus Poiana Sibiului vorgestellt. Die Volkskünstlerin Rodica Ispas aus Freck/Avrig wird zwischen 10 und 14 Uhr eine Werkstatt für das Weben der Wolle anbieten. Auf dem Dorfmarkt präsentieren sich von heute bis einschließlich Sonntag die Vertreter des Kreises Hunedoara.
Ruxandra STĂNESCU