Immer eine Reise wert

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Regionalgruppe Mediasch besucht Heimatregion

Ausgabe Nr. 2637

Die Gruppe zu Besuch bei Familie Schaas in Reichesdorf.        
Foto: Privat

Die Teilnehmer der Begegnungsfahrt „Die Siebenbürger Sachsen in Mediasch – gestern und heute“, die von der Regionalgruppe Mediasch und Umgebung des Verbandes der siebenbürgisch-sächsischen Heimatortsgemeinschaften (HOG) vom 13. bis 20. Juli 2019 durchgeführt wurde, konnten sich davon überzeugen, dass das Weinland immer eine Reise wert ist.  Die Veranstaltung fand mit finanzieller Unterstützung durch das Bundesministerium des Inneren im Rahmen der Maßnahmen der Vertriebenen zur Förderung des friedlichen Miteinanders mit den Völkern Ostmittel-, Ost- und Südosteuropas statt. An der Fahrt beteiligten sich Vertreter der HOG-s Baaßen, Mardisch, Mediasch, Reichesdorf, Tobsdorf und Wurmloch. Demzufolge wurde auch der Hauptfokus auf Besuche und Begegnungen in diesen Orten gelegt.

 

Im Weinkeller des Mediascher Hotels Traube wurden die Teilnehmer durch die Organisatorin der Fahrt, Heike Mai-Lehni, stellvertretende Leiterin der Regionalgruppe Mediasch und Umgebung begrüßt. Alfred Gökeler, Regionalgruppenleiter und Vorsitzender der HG Mediasch, stellte seine Herzensstadt Mediasch vor, wie er sie nannte. Mediasch ist bekanntlich das Zentrum des Weinlandes in Siebenbürgen. Dass dem Weinbau in der Region eine neue Chance gegeben wird, zeigte der Mediascher Unternehmer Octavian Isăilă, der die früheren sächsischen Weingüter Caspari und Ambrosi wieder zu neuem Glanz bringen möchte. Der Museologe Viorel Ştefu zeigte uns seine Heimatstadt bei einem größeren Stadtrundgang, während Presbyter Lutz Connert nach dem sonntäglichen Gottesdienst durch die Margarethenkirche führte. Eine Begegnung mit Bürgermeister Gheorghe Roman, Vizebürgermeisterin Christine Thellmann und der Kultur- und Tourismusverantwortlichen Elena Juga Saigo führte zu einer regen Diskussion u. a. zu Themen wie Zusammenarbeit mit der deutschen Minderheit, der evangelischen Kirche und der Heimatgemeinschaft Mediasch, die Roma-Problematik, die geplante Städtepartnerschaft mit Wittenberg oder die Stadt an der Großen Kokel als Wirtschaftsstandort.

Zum ersten Mal in dieser größeren Runde fand ein Gespräch mit den Vertretern des Bezirkskonsistoriums des Mediascher evangelischen Kirchenbezirks statt. Schwerpunktthema war die Friedhofspflege, die in vielen Gemeinden von den Heimatortsgemeinschaften übernommen wird und aus deren Sicht einer zentralen Lösung bedarf. Der Erhalt der rund 45 Kirchen in dem rund 1.500 Seelen zählenden Kirchenbezirk war das andere große Thema. Auch wenn man jede einzelne Kirche oder Kirchenburg erhalten will, es ist den HOG-Vertretern klar, dass dieses langfristig nicht gelingen wird und Prioritäten zu setzen sind. Ein positives Beispiel ist der Fall Mardisch, wo mittlerweile die HOG Mardisch mit Hilfe verschiedener Unterstützer eine Sanierung der Kirche durchgeführt hat.

Die Besuche in den Gemeinden waren alle sehens- und erlebenswert: der Empfang mit Hanklich, Striezel und Wein in der Kirchenburg in Baaßen; das kleine Orgelkonzert mit Edith Toth in der Baaßener Kirche, die Führung des Reichesdorfer Originals Johann Schaas durch seine Reichesdorfer Kirche, die Begegnung mit sächsischen Vertretern der Adventistengemeinde in Tobsdorf, die Pferdewagenfahrt von Mardisch nach Martinsdorf oder der musikalische Vortrag des „Wurmlocher Heimatliedes“ im Hof der Kirchenburg von Wurmloch sind nur einige Beispiele. Zu den einzelnen Orten wurden jeweils kurze Vorträge zur Geschichte und der heutigen Lage des Dorfes gehalten, ebenso fehlte nicht ein kurzer Rundgang durch die Dörfer und der Besuch der jeweiligen evangelischen Friedhöfe. Sehr interessant waren durchwegs alle Gespräche mit den sächsischen und rumänischen Bewohnern der besuchten Orte.

Ein besonderes Highlight war der Besuch in Kleinschenk bei Carmen Schuster, die den Verein „Contrafort“ und dessen Projekte vorstellte. Auch wenn dieser Ort außerhalb des Mediascher Kirchenbezirks liegt, war es den Organisatoren der Fahrt wichtig, zu zeigen, was aus Kirchenburg, Schule und Pfarrhaus gemacht werden kann.

Auch die Traktorfahrt in das fast aufgegebene Dorf Engenthal und das Gespräch mit dem dortigen Künstler Tara war die Strapazen wert. Eine Führung durch das kirchliche Altenheim in Hetzeldorf sollte bei jedem Besuch einer Gruppe in dieser Region ein Muss sein. Es ist beachtenswert, wie die Heimbewohner in den täglichen Ablauf mit einbezogen werden. Jeder kann mitmachen, sofern es seine Kräfte zulassen. Damit bewahren sie sich ein Stück Alltag und Heimat, so wie sie es von zuhause gewohnt sind.

Einen traurigen Anblick bot die Kirchenburg in Wölz, wo vor bald 20 Jahren ein Teil der Kirche eingestürzt ist. Auch dieses ist die heutige Realität in Siebenbürgen. Besuche in den Kirchenburgen Almen, Großkopisch, Birthälm, Frauendorf und Pretai, in der Jugendbauhütte sowie ein kurzer Abstecher in das Romaviertel in Pretai  vervollständigten das umfangreiche Besuchsprogramm.

Höhepunkt und Abschluss der Reise war der Empfang durch Bischof Reinhart Guib im Bischofshaus in Hermannstadt. Bischof Guib und Hauptanwalt Friedrich Gunesch würdigten den Einsatz der Heimatortsgemeinschaften, als einen wichtigen Partner der klein gewordenen Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien. In Hermannstadt wurde auch das Landeskirchliche Museum im Teutsch-Haus besucht. Gerhild Rudolf führte kompetent durch das sehr sehenswerte Museum, das einen tollen Gesamtüberblick über die Siebenbürger Sachsen und ihre evangelische Kirche bietet.

Die Reise nach Mediasch und Umgebung war nach Meinung der Teilnehmer sehr gelungen. Man hat viel erlebt und gesehen, viele gute Gespräche und Begegnungen geführt und vor allem der Zusammenhalt innerhalb der Regionalgruppe wurde mit dieser Reise gestärkt. Darauf kann man in der weiteren gemeinsamen Arbeit aufbauen.

Rainer LEHNI

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gesellschaft.