„Leidenschaft und Chemie“

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3. Auflage des Tangofestivals „Tango.2“ stattgefunden

Ausgabe Nr. 2634

Die Haupttänzer Murat Erdemsel und Sigrid Van Tilbeurgh in Aktion.                                               Foto: Werner FINK

Über 250 Tangoliebhaber von nah und fern nahmen vergangenes Wochenende am „Tango.2“ Tangofestival in Hermannstadt teil, wo sie die Möglichkeit hatten, von Freitag bis Sonntag  interessante Workshops zu besuchen. Als Alternative gab es tagsüber Tanzveranstaltungen im Restaurant Leon in der Heltauergasse und abends ging es dann in die nächtlichen Milonga  in den Festsaal der Astra-Bibliothek, wo die Anwesenden u. a. mit Tango-Tanzshows überrascht wurden. „Leidenschaft, die Chemie zwischen den Partnern“, antwortete Sigrid Van Tilbeurgh auf die Frage, welches die Motivation eines Tangotänzers ist, überhaupt Tango zu tanzen. Murat Erdemsel und seine Partnerin Sigrid Van Tilbeurgh aus der Schweiz waren nämlich die Ehrengäste, die am Samstagabend den Anwesenden eine Tangoshow vorführten.

Sigrid und Murat sind bereits das dritte Mal beim „Tango.2“ Festival in Hermannstadt dabei. Wenn man die Harmonie und Schönheit des improvisierten Tanzes der beiden beobachtete, musste man gleich daran denken, dass die beiden bestimmt auch unbedingt Lebenspartner  sein müssen. Es stellte sich dann aber heraus, dass sie Partner nur auf dem Tanzparkett sind und das seit etwa 4 Jahren. Jeder der beiden tanzt seit etwa 20 Jahren Tango. Was dazu gehört, vor dem Publikum darartig zu tanzen? „Erfahrung, die Musik auf das Gleiche zu hören. Die Musik ist einer der ausschlaggebenden Punkte für uns“, verriet Sigrid. Tagsüber hatten die Teilnehmer natürlich auch die Möglichkeit, einige dieser Tanztechniken von Sigrid und Murat zu lernen, darunter wie man beispielsweise den ,,Tango aller Tangos“, „La Cumparsita“, tänzerisch interpretieren kann. Eingeladen waren natürlich auch andere „Maestros“, darunter Lucian Stan und Daiana Pujol oder Eleonora Kalganova.

Das Festival erfreute sich nun einer hohen Teilnehmeranzahl.  Bei der ersten Auflage gab es etwas mehr als 100, im zweiten Jahr mehr als 200, in diesem Jahr über 250 Teilnehmer. „Das Ereignis ist ein Erfolg und wächst nun Jahr für Jahr“,  freute sich Dennis Mihai, der zusammen mit Barbara Crișan die Hauptveranstalter waren. Dennis Mihai war vor vielen Jahren dabei, im Rahmen der Tanzkurse im Haus des Deutschen Forums, die Tänze aus dem Bereich des Tanzsportes zu lernen. Als er in einem Argentinischen Tango-Seminar landete, entdeckte er seine Leidenschaft für den Tango. „Die einzige Umarmung einer Frau überzeugte mich, dass ich nicht Tanzsport sondern Argentinischen Tango machen muss“.  So lernte Dennis Barbara Crișan ebenfalls innerhalb der Tangogemeinschaft kennen. Die beiden betreiben gegenwärtig in Hermannstadt zusammen das Tango Studio Sibiu und bieten im Studentenkulturhaus Tangokurse an wobei  alle Interessenten herzlich eingeladen sind. Programm gibt es jeden Montag, Mittwoch und Freitag von 20 bis 22 Uhr. Infos gibt es online unter www.facebook.com/tangostudiosibiu

Als Mitveranstalterin und Mitglied der Hermannstädter Tangogemeinschaft war auch Andreea Mihaiu dabei, glücklich  darüber, den Workshop der russischen Tänzerin Eleonora Kalganova zu besuchen oder bei der Milonga am Samstagabend auch mit dem „Maestro” Murat getanzt zu haben. „Ich habe gestern Abend mit Murat getanzt, er ist ein großartiger Mensch, der den Tanz dem Niveau der Partnerin anpasst. Unabhängig von deinem Niveau, wenn du mit einem „Maestro” tanzt, wirst du dich nie in einer unangenehmen Position wiederfinden”, erklärte sie. Andreea ist eine sehr aktive Tangoliebhaberin. „Micul Buenos Aires, das kleine Buenos Aires” nennen die Mitglieder der Hermannstädter Tangogemeinschft Andreeas Wohnung. Vor vielen Jahren, als die Gemeinschaft der Tangoliebhaber in Hermannstadt noch aus einem kleinen Kern bestand, stellte sie ihr Wohnzimmer für die Milongas, den Tango-Tanzveranstaltungen, zur Verfügung. Die Leidenschaft zum Tanzen entdeckte sie vor acht Jahren als sie aus Neugierde an einer Veranstaltung teilnahm und diese sich in ein echtes Erlebnis für sie verwandelte. „An einem Wochenende waren solch schöne Sachen passiert, mit den Lehrern die damals eingeladen waren, dass ich mich in diesen Tanz verliebte, und dann gesagt habe: das will ich machen”. Zu gewissen Anlässen stellt sie heute noch das „Kleine Buenos Aires” für die Hermannstädter Tangogemeinschaft zur Verfügung.

Tagsüber sorgten dann die „TDJs” (Tango DJs) für „romantische” Stimmung im Restaurant Leon, wo die Tangoliebhaber von Mitveranstalterin Raluca Oprișiu empfangen wurden. Auch Raluca tanzt gern Tango und sprach von den schönen Erfahrungen. Sie erinnerte sich an Sorin Negrea, der die Kunden in seinem Taxi stets mit Tangomusik empfing und der all den jetzigen Mitveranstaltern den Tango näher brachte. Diese Leidenschaft führt Negrea nun in Großbritannien weiter.

Und wenn man als Laie durch die Milonga schlenderte und sich die sitzenden Damen unwillkürlich ansah, wurde manchmal der Blick von der einen oder anderen elegant angezogenen Dame erwidert. Und wenn derjenige später zufällig erfuhr, dass der Blick als eine Aufforderung zum Tanz interpretiert werden konnte und die Dame durch die Erwiderung dessen, bereit war zu tanzen, so tat es einem bestimmt Leid, nicht Tango tanzen zu können.

Warum das Festival Tango.2 hieß? Weil es zwei sein müssen, um tanzen zu können, genau wie es Louis Armstrong in seinem Lied singt: „It Takes Two to Tango“.

Werner FINK

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Tanz.