„Ein extrem komfortables Fahrerlebnis“

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Neues Thyssenkrupp Bilstein-Werk in Hermannstadt eröffnet

Ausgabe Nr. 2631

Beim Durchschneiden der symbolischen Schleife (v. l. n. r.): der Betriebsratsvorsitzende Fabiu Zlătar, die stellvertretende Kreisratsvorsitzende Christine Manta-Klemens, Konsul Hans Erich Tischler, Karsten Kroos, Vorstandsvorsitzender des Bereichsvorstands der Business Area Components Technology, Vorstandsvorsitzender Peter Klaus Kirner, Radu Betea und Guido Kerkhoff.
Foto: Werner FINK

Vergangenen Dienstag wurde an der Str. Salzburg in dem Gewerbegebiet West ein neues Thyssenkrupp Bilstein-Werk eröffnet, wobei sich die Investition auf über 60 Millionen Euro beläuft. Industrialisiert werden sollen hier neue Stoßdämpfertechnologien für kommende Fahrzeuggenerationen.

Als Automobilzulieferer ist das Unternehmen seit über 23 Jahren in Rumänien tätig und baut hier erfolgreich Stoßdämpfer für Kunden aus der Automotiveindustrie. Zu den Kunden zählen Namen wie Daimler, Porsche, oder Jaguar Land Rover. Durch die Investition wurden über 350 Arbeitsplätze geschaffen, wobei die Mitarbeiteranzahl nun etwa 1.000 Angestellte beträgt, in den nächsten drei Jahren sollen aber weitere Arbeitsplätze geschaffen werden. Wert legt das Unternehmen natürlich auch auf Aus- und Weiterbildungsprogramme, darunter auch auf die duale Berufsausbildung.

 

Geschäftsbeziehungen zu Rumänien soll es bereits seit 130 Jahren geben. Guido Kerkhoff, Vorstandsvorsitzender von Thyssenkrupp,erinnerte an die Lieferungen von Lokomotiven und Stahl für die Expansion der Eisenbahn in Rumänien im 19. Jahrhundert. Ab Mitte des letzten Jahrhunderts habe das Unternehmen in Rumänien große Werke zur Produktion von Düngemitteln und Chemiefasern gebaut. Seit 10 Jahren betreibe man den Materialhandel von Bukarest aus und habe so einige der herausragendsten Gebäude und Infrastrukturprojekte mit Fahrstühlen und Rolltreppen, inklusive den Bukarester Flughafen, ausgestattet. Als Automobilzulieferer sei man in Hermannstadt seit über 23 Jahren tätig, und baue hier sehr erfolgreich Stoßdämpfer für Kunden aus der Automotiveindustrie.

Radu Betea, Geschäftsführer des Werkes in Hermannstadt, führte kurz durch die Geschichte der Hermannstädter Niederlassung, die 1996 mit der Unterzeichnung des Joint-Venture-Vertrags zwischen Thyssenkrupp Bilsteinund Compabegonnen hat. Thyssenkrupp besaß damals 73 Prozent und Compa27 Prozent der Aktien. Compakonzentrierte sich zunächst darauf, neue Technologien nach Hermannstadt zu bringen und so wurden Erstmontageprodukte für Daimler hergestellt, später stand das Aftermarketgeschäft im Fokus.

2015 als bei Thyssenkrupp Bilstein die Entscheidung getroffen wurde, erneut in Erstmontageprodukte zu investieren, wurden alle Anteile von Compagekauft. Die Erweiterung in Hermannstadt wurde nötig, vor allem wegen der Unterzeichnug von neuen Verträgen mit Kunden, darunter Daimler, Porsche oder Jaguar Land Rover.

Die Anzahl der Mitarbeiter wurde von 450 auf 1.000 Angestellte erhöht. Entwickelt wurde eine ganze Ingenieuregemeinschaft, die heute imstande ist, 250 neue Aftermarket-Projekte zu entwickeln.  „Wir haben  eine Zusammenarbeit mit der Lucian Blaga-Universität  in Hermannstadt entwickelt und wir investieren in die duale Ausbildung, wobei wir heute eine Klasse am Technologischen Lyzeum Avram Iancu haben, eine Zusammenarbeit, die wir ausbauen möchten“, sagte Betea. „Intern bieten wir Ausbildungskurse für alle Angestellten in einem Ausbildungszentrum an, wobei die Auszubildenden in unseren Werkstätten und Labors praktische Ausbildung erhalten“.

„Als ein Automobilliebhaber bin ich sehr glücklich zu sehen, dass Thyssenkrupp-Technology einen Unterschied in den Modellen der Kunden schafft“, sagte Guido Kerkhoff. „Diese Technologie hat einen bestimmenden Einfluss auf das Fahrerlebnis, auf den Komfort und auch auf die Sicherheit der Insassen. Unsere Kunden hatten Vertrauen in die Marke Thyssenkrupp Bilstein und gaben uns neue Aufträge, welche zu dieser neuen Werkseröffnung führten. Das ist der Grund, dass wir hier mehr als 60 Millionen Euro in den letzten drei Jahren investiert und diese Niederlassung entwickelt haben, die eine der größten und modernsten in unserem Teilezulieferergeschäft ist.“

Industrialisiert werden soll hier eine komplett neue Stoßdämpfertechnologie für die Kunden. Die aktiven Stoßdämpfer, die in Kürze hier produziert werden, werden für Verbindung und Fahrintelligenz zuständig sein. Diese Komponenten werden imstande sein, eine Fahrsituation im Voraus zu erkennen, nicht mehr nur zu reagieren sondern externe Einflüsse zu erkennen und aktiv zu kontrollieren.  „Das Ergebnis ist ein extrem komfortables Fahrerlebnis“, unterstrich Kerkhoff. „Solche sich anpassende Fahrwerksysteme werden zunehmend wichtige Bestandteile in hochautomatisierten, elektrifizierten und pur autonomen Fahrzeugen, sie verleihen dabei den Insassen die Möglichkeit, andere Tätigkeiten als das Fahren auszuführen.“ Die Hermannstädter Niederlassung könne nun sehr stolz darauf sein, dass diese neue Generation von Stoßdämpfern hier zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte von Thyssenkrupp produziert wird.

Die ersten Produkte der neuen Fabrik sind bereits auf dem Weg zu den  Kunden. „Und wir werden hier nicht stehenbleiben. In den nächsten drei Jahren werden wir über zehn neue Projekte hier in diesem neuen Werk industrialisieren“, freute sich Betea. „Unser Ziel ist, in den nächsten drei Jahren auf über 1.400 Angestellte zu kommen, wobei wir zugleich die Investitionen weiterführen“.

Unter dem Markennamen Bilstein produziert und vertreibt Thyssenkrupp Stoßdämpfersysteme an insgesamt acht Standorten in Europa, den USA und China. Im Stoßdämpfergeschäft beschäftigt der Konzern weltweit 34.000 Mitarbeitern und produziert Hightech-Komponenten für die Automobilindustrie und den Maschinenbau. Im Geschäftsjahr 2018/2019 erzielte die Business Area Components Technology einen Umsatz in Höhe von rund 7,9 Milliarden Euro. Der Gesamtzusammenschluss von Thyssen und Krupp  wurde übrigens  im März 1999 mit der Eintragung der Thyssenkrupp AG in das Handelsregister vollzogen.

Werner FINK

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Wirtschaft.