Den Schatz der Sinngebung gehoben

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Dieter Josef und Horst F. Josef stellen erstmals in Hermannstadt aus

Ausgabe Nr. 2632

Generaldirektor Sabin Adrian Luca, Pressereferent Alexandru Constantin Chituță, Thomas Kloiber vom Österreichischen Kulturforum, Konsul Hans Erich Tischler, die stellvertretende Generaldirektorin Dana Roxana Hrib und die beiden Künstler Horst F. Josef und Dieter Josef bei der Vernissage am Mittwoch der Vorwoche (v. l. n. r.).                                   
Foto: Fred NUSS

„Eine besondere Facette bekommt diese Ausstellung dadurch, dass sie an Orten der familiären Vergangenheit der Künstler präsentiert wird“, schreibt der Deutsche Botschafter in Bukarest, Cord Meier-Klodt, in seinem Grußwort in dem Begleitheft zu der Ausstellung „Josef&Josef. Zwei Künstler auf Besuch daheim“, die vom 28. Mai bis zum 28. Juni in dem Casa Mureșenilor-Museum in Kronstadt zu sehen war und am Mittwoch der Vorwoche in der Galerie für zeitgenössische Kunst des Brukenthalmuseums in Hermannstadt eröffnet wurde, wo sie bis zum 31. Juli d. J. zu besichtigen ist. Zu sehen sind Werke zweier Künstler mit siebenbürgischen Wurzeln. Der Vater des 1952 in Wels/Oberösterreich geborenen Dieter Josef stammte aus Zeiden, wie auch der Vater seines 1953 in Kronstadt geborenen Cousins Horst F. Josef.

 

Mit dem Satz „Ich würde mich freuen, wenn sich im Umfeld dieser außerordentlichen Ausstellung Kontakte zwischen Künstlern und Kunstinteressierten vor Ort ergeben und sich ein plurikultureller Erfahrungsaustausch entfaltet“, spricht ebenfalls im Begleitheft Botschafter Cord Meier-Klodt einen Herzenswunsch der beiden Künstler aus. Horst F. Josef sagte nämlich bei der Vernissage, er hoffe, dass er und sein Cousin Dieter Josef über diese Ausstellung in einen Dialog treten mit der Kunstszene nicht nur in Kronstadt und Hermannstadt sondern allgemein in Rumänien.

Zu diesem Zweck habe sie auch 2011 die „Diaspora-Plattform“ aus der Wiege gehoben, sagte bei der Vernissage die stellvertretende Generaldirektorin des Brukenthalmuseums und Kuratorin Dana Roxana Hrib. Die „zündende Idee“ sei ihre Kuratierung der Retrospektive von Katharina Zipser gewesen, die zunächst 2011 auf Einladung des Dichters und Filmemachers Frieder Schuller in Schäßburg gezeigt worden war und dann weiter „wanderte“ ins Brukenthalmuseum usw. Hrib holt seither immer wieder Künstlerinnen und Künstler aus der Diaspora in ihre Heimat zurück, u. a. Peter Connerth oder Michael Lassel. Sie sei davon überzeugt, dass diese Künstler ihren „Schatz an Sinngebung“ aus ihrer Heimat mitgenommen haben und es für alle Kunstinteressierten, und vor allem für jene in Rumänien lebenden, spannend sein dürfte, in deren Werken zu erkennen und zu entdecken, wie sich dieser Schatz in der Wahlheimat weiterentwickelt und verändert hat. Gemäß der Aussage von Paulo Coelhos Roman „Der Alchimist“, dass der Schatz, den dort der Hirte Santiago bei den Pyramiden sucht, unter einem Maulbeerbaum in seiner andalusischen Heimat begraben ist… Die „Diaspora-Plattform“ bereite diesen Künstlern den Weg (zurück) in die Gemeinschaft der Künstlerinnen und Künstler in Rumänien.

Horst F. Josef sprach im Namen beider Künstler und sagte, er empfinde diesen erstmalig als in Rumänien erfolgten öffentlichen Doppel-Auftritt an der Seite seines Cousins und Künstlerkollegen Dieter Josef als „angenehm und intensiv“.

Auch Thomas Kloiber vom Österreichischen Kulturforum fand, die Ausstellung sei „stark emotional geladen“. Dem stimmte der Deutsche Konsul Hans E. Tischler zu, indem er die Ausstellung als ein „ganz besonderes Ereignis“ bezeichnete, das von dem „aktiven Kulturaustausch“ zwischen den drei Staaten – Rumänien, Deutschland und Österreich – zeuge. Deutschland und Österreich unterstützten im Tandem diese Ausstellung, die von den beiden Cousins im Tandem konzipiert worden ist. Spannend finde er, beim Betrachten der handwerklich und künstlerisch ausgefeilten Lithographien von Dieter Josef und den postmodern angehauchten Malereien von Horst F. Josef, eines studierten Architekten, der sich in Sachen Kunst als „Quer- und Späteinsteiger“ bezeichnet, der Frage nachzugehen, wie die „alte Heimat“ bzw. Deutschland und Österreich deren Werk beeinflusst habe.

Zu den Lithographien von Dieter Josef, der sein Atelier in Gumpoldskirchen hat und seine Motive in aller Welt sucht und findet – von Kuba über Japan und Südamerika zurück nach Österreich – schrieb in einer Einleitung zu einem Ausstellungskatalog 2015 Gerhard Habarta, ein Motto dessen Handelns als Künstler sei der Zen-Philosophie entlehnt und laute: „Nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt. Und das macht sein graphisches Werk so perfekt“.

Der 1980 nach Deutschland ausgewanderte Horst F. Josef ist erst 2015 mit seinen Bildern an die Öffentlichkeit getreten, arbeitet aber schon seit bald 16 Jahren daran, stets darauf bedacht, sich von Neuem überraschen zu lassen, was auf dem Weg „vom ICH über das ES (die Leinwand) zum WIR“ entsteht.

Beide Künstler schaffen es, den Betrachter regelrecht in ihre also eine andere Welt eintauchen zu lassen. Darin liegt eine der Stärken dieser Doppel-Ausstellung.

Beatrice UNGAR

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kunst.