„Wir wollen und können es“

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Honterus-Druckerei feiert 25. Betriebsjubiläum

Ausgabe Nr. 2623

 

Geschäftsführer Helmut Mathes präsentiert das Prospekt aus dem Jahr 1994.
Foto: Fred NUSS

„Wie das Altenheim (Anmerkung der Redaktion: Dr. Carl Wolff, das im Oktober 1994 eingeweiht wurde und sich zu jenem Zeitpunkt im Bau befand) sei auch die Druckerei eine ‚Insel der Hoffnung‘; sie schaffe Arbeitsplätze, setze mit ihrer modernen Technik ein Zeichen der Erneuerung, und wenn die Deutschen in Rumänien ihre Brückenfunktion wahrnehmen wollten, bräuchten sie dazu Mittel der Kommunikation. Im Computerraum lag ein Probeausdruck der Hermannstädter Zeitung aus, quasi zum Beweis, dass mit dieser gleichfalls aus BMI-Mitteln finanzierten Druckerei (Kostenpunkt 1,75 Millionen DM) ‚ein langgehegter Wunsch der deutschen Minderheit, ihre eigenen Publikationen drucken und vertreiben zu können‘ in Erfüllung gegangen sei (wie es in einer eigens zu diesem Anlass herausgegebenen BMI-Pressemitteilung heißt). (…)

Die Druckerei wurde im Januar 1990 angefordert und ist nach vier Jahren gekommen,  um in erster Linie Bücher und Publikationen der deutschen Minderheit zu drucken (jedoch auch, um durch Ausführung von Drittaufträgen Geld einzunehmen, um die finanzschwachen deutschen Publikationen überhaupt drucken zu können).“ Das schrieb Horst Weber in der HermannstädterZeitungNr. 1372/13. Mai 1994 in seinem Beitrag „Inseln der Hoffnung“ über den Besuch des Parlamentarischen Staatssekretärs beim Bundesministerium des Inneren, des Aussiedlerbeauftragten der Bundesregierung, Dr. Horst Waffenschmidt, bei der deutschen Minderheit in Rumänien.

 

Am 6. Mai 1994 wurde die Honterus-Druckerei offiziell eröffnet, also vor genau 25 Jahren. Knapp ein Jahr davor, am 1. April 1993, hatten die Schulungen der Mitarbeiter der Honterus-Druckerei begonnen und im Dezember 1993 wurden die Maschinen aufgestellt und montiert. Die Druckerei wurde in einem ehemaligen Landlerhaus in der Hintergasse/Livezii im Hermannstädter Stadtteil Neppendorf eingerichtet. Bauleiter war Ralf Molnar, der auch heute noch hier arbeitet. Noch während der Bauzeit fanden Vorstellungsgespräche für die Besetzung der Stelle des Geschäftsführers im Forumshaus statt.

Druckerei-Geschäftsführer Helmut Mathes (2. v. r.) mit 14 seiner 15 Mitarbeitern (der 15., Claudiu Popa, ist auf dem Bild unten links zu sehen) vor der 4  Farben Offsetdruckmaschine von manroland, die seit Juli 2012 in Betrieb ist und auf der seit dem 2. August 2012 die Farbausgabe der HZ gedruckt wird.             
Foto: Fred NUSS

Das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien (DFDR) und die Honterus-Druckerei-Beteiligungs GmbH seitens der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland waren nämlich die beiden Gesellschafter dieser Einrichtung. Die Gründung in den Gang gesetzt hatte die Gesellschaft für internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit Baden-Württemberg (GWZ) im Auftrag des Parlamentarischen Staatssekretärs beim BIM, Dr. Horst Waffenschmidt, der dann am 6. Mai 1994 die symbolische Schleife durchschneiden durfte.

 Claudiu Popa vom DTP-Team bedient die digitale Druckmaschine Versant 80 Press, mit der die Honterus-Druckerei seit 2015 in der Lage ist, kleine Auflagen kostengünstig zu drucken.  Foto: Fred NUSS

Der gebürtige Mediascher Dipl.-Ingenieur Helmut Mathes wurde von dem Vertreter des Verbandes der Druckindustrie in Baden-Württemberg e. V. aus den Bewerbern zum Geschäftsführer ausgewählt und leitet  seither mit vollem Einsatz die Geschicke der Druckerei, die am 14. Februar 1994 mit der Produktion begonnen hatte. Damals zählte man sechs Mitarbeiter, heute sind es insgesamt 15.

Mathes war Mitarbeiter im Rechenzentrum des Hermannstädter Betriebs Flamura roșie“ (Flaro) und zuständig für die computergestützte Entwicklung von Produkten, als ihn sein ehemaliger Kollege, Dipl.-Ingenieur Hans-Wolfgang Auner, damals DFDR-Geschäftsführer aufforderte, sich für die Stelle des Druckerei-Leiters zu bewerben.  Seine fundierten PC-Kenntnisse waren ausschlaggebend für die Entscheidung der Kommission. Ihm sei die Entscheidung nicht leicht gefallen, sagt Mathes im HZ-Gespräch. Er hatte sich nämlich bei Flaro in den 3D-Bereich eingearbeitet, kannte sich aber auch in Sachen Druckereibetrieb aus, da er auch für die Drucklegung von Spezialbögen zuständig gewesen sei. Als er in einer US-Zeitschrift las, es sei sinnvoll, jeweils nach 17 Jahren den Beruf zu wechseln, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Das passt zu mir“, habe er sich gesagt und nahm die Herausforderung an. Er habe keine einzige Minute diese Entscheidung bedauert.

Verlagsleiter Benjamin Józsa (am iMac) und Octavia Moldovan (links außen) in der Desktop-Publishing-Abteilung (DTP, dort, wo die Vorarbeit für die Drucklegung geleistet wird).
Foto: Fred NUSS

Sehr gut sei gewesen, dass er noch während der Bauzeit in die Arbeit eingestiegen war, er habe so die Baupläne sehen und bei der Planung mitreden können. Das vorhandene Haus wurde umgebaut und ein Drucksaal angebaut. Hier sollte zunächst alles hineinpassen: Druckmaschine, Montage, Druckvorbereitung. Sehr bald platze die Druckerei aus allen Nähten und man musste Räume anbauen für die Desktop-Publishing-Abteilung, die Buchbinderei, den Raum für die Vorbereitung der PC-gestützten Druckplatten. Der Ausbau erfolgte in den Jahren 1997-1998.

Das erste Logo entstand auf Vorschlag des damaligen DFDR-Landesvorsitzenden Paul Philippi.

Mathes war dann gemeinsam mit dem Druckereimeister Johann Krech auf Schulung in Deutschland, wo die beiden einige Druckereien besuchten.

Mit dem Einstieg in einen für ihn neuen Bereich, habe er durch die Schulung und die Besuche die erste wichtige Hürde genommen, sagt Mathes heute. Der weiter oben erwähnte Ausbau war dann die zweite wichtige Hürde. Mathes: Die Investition war nötig und durch die monatlichen Einnahmen konnten wir Rechnungen begleichen. Im Nachhinein war ich sehr froh, dass wir diese Entscheidung getroffen hatten“.

Eine dritte Hürde war die Druckmaschine. In den Investionsplänen war schon seit Jahren vorgesehen, eine neue Druckmaschine im Rahmen eines EU-Projektes anzukaufen. Fünfmal versuchten es die Mitarbeiter, fünfmal gab es Absagen. Man entschloss sich also, den Ankauf aus eigenen Mitteln zu tätigen. Am 15. Mai 2012 fuhr Mathes zur Drupa, der größten Druckmaschinenmesse in Düsseldorf und wurde bald fündig. Eine Druckerei aus Köln bot eine gebrauchte 4 Farben Offsetmaschine vom Typ R 204 von manrolandan, man entschied sich für den Kauf.  Über den Preis habe man damals ganze fünf Stunden verhandelt, erinnert sich Mathes. Immerhin habe man den Preis von 180.000 auf 115.000 Euro herunterhandeln können. Die Transportkosten einschließlich der Schulung betrugen 15.000 Euro. Hier sei ihnen die man roland-Vertretung in Rumänien entgegen gekommen, sagt Mathes.

1.215 Ausgaben der HZ bei der Honterus-Druckerei: Die erste bei Honterus gedruckte Ausgabe der HZwar die Nr. 1408 vom 3. Februar 1995: Auf der ersten Seite war das Foto oben abgebildet. Der Bildtext dazu lautete: „Ein neues Gesicht zeigt heute die ‚Hermannstädter Zeitung‘. Sie wird ab sofort auf dem Computer gesetzt und in der ‚Honterus“-Druckerei hergestellt. Das bedeutet: Sie ist besser lesbar, der Druck ist sauber und auf den Bildern ist endlich zu erkennen, was sie darstellen. Davon konnten sich die HZ-Redakteure und die Druckereimitarbeiter gemeinsam bei den Vorbereitungen überzeugen: der Druckereimeister Iohann Krech, der deutsche Druckereifachberater Karmenos Steinheil, die Redakteure Beatrice Ungar, Georg Scherer, Horst Weber und der ‚Honterus‘-Geschäftsführer Helmut Mathes (v. l. n. r.). Die Umstellung auf die neue Technik ist zwar nicht so schwierig, wie befürchtet, aber auch nicht so einfach, wie erhofft.“   
Foto: Fred NUSS

Die alte manrolandvom Typ R 202 musste ersetzt werden, weil sie nicht mehr zeitgerecht war. Die Maschine Baujahr 1991 hatte die Honterus-Druckerei 1993 von einer Druckerei gekauft, die Konkurs angemeldet hatte. Mathes erinnert sich: „Für damals war es fast eine Sensation, die  Qualität, die diese Maschine brachte, sprach sich herum“. Am 22. Juni d. J. wurde die Maschine abgeholt und die neue Maschine wurde am Standort in Köln abgebaut, am 29. Juni traf sie in Hermannstadt ein und am 6. Juli begannen die Mitarbeiter der Rumänienvertretung von manrolandmit der Montage.

Seit 2008 ist das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien alleiniger Gesellschafter der Honterus-Druckerei GmbH, seit 2003 gibt es hier auch den Honterus-Verlag, den seit 2006 fachkundig der DFDR-Geschäftsführer Benjamin Józsa leitet.

Am liebsten erinnert sich Mathes an die Zeit, in der die Druckerei es geschafft hat, sich auf eigene Beine zu stellen, nachdem die GWZ ihre Geschicke bis 1998 beratend begleitet hatte. Damals habe er gesagt: Wir wollen, wir können und wir machen es.“ Dies sei seine Devise geblieben.

Beatrice UNGAR

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

 

 

                         

             

 

 

 

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