Im Zeitalter „entschleunigter Globalisierung“

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Zweite AHK-Regionalveranstaltung in Hermannstadt stattgefunden

Ausgabe Nr. 2626

Der AHK-Geschäftsführer Sebastian Metz (am Rednerpult) begrüßt die Teilnehmer.                                                                     Foto: der Verfasser

Vergangenen Dienstag veranstaltete die Deutsch-Rumänische Industrie- und Handelskammer AHK Rumänien die zweite Regionalveranstaltung in diesem Jahr und zwar dieses Mal in Hermannstadt. Nachdem es im Vorfeld  ein Rundtischgespräch zum Thema duale Berufsausbildung gab, ging es im zweiten Teil mit der eigentlichen Veranstaltung weiter. Nach den Grußworten des Gastgebers Sebastian Metz, Geschäftsführer der AHK Rumänien, und der Ehrengäste Hans Erich Tischler, Konsul der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt, Christine Manta-Klemens,  Vizevorsitzende des Kreisrates und Bürgermeisterin Astrid Fodor sprach Jonathan Diamantino, Geschäftsführer des Gewerbeparkentwicklers Zacariaüber den Stand der Dinge in diesem Bereich in Hermannstadt und Rumänien sowie Radu Crăciun über Win-win-Lösungen das Rentensystem betreffend im Hinblick auf die Alterung der Bevölkerung.

 

Im Rahmen des Rundtischgesprächs zum Thema duale Berufsausbildung gelangte man erneut zur Schlussfolgerung, dass vor allem die Überzeugung der Eltern ausschlaggebend ist, wichtig ist aber weiterhin auch das Engagement der Wirtschaft. „Klar ist, dass wir noch sehr viel Arbeit vor uns haben, insbesondere Aufklärungsarbeit, Überzeugungsarbeit bei den Eltern, es ist auch die Pflicht der Unternehmer sich zu engagieren, Überzeugungsarbeit zu leisten”, unterstrich Metz.  Den Dialog zu diesem Thema möchte man im Rahmen einer Veranstaltung im Oktober weiterführen, die in Kooperation mit der Deutschen Botschaft in Bukarest organisiert wird.

Metz verkündete auch die Absicht, die Arbeit der AHK in Siebenbürgen zu intensivieren. Ein zweites Büro in Rumänien, das AHK Transylvania Office wurde im Herbst in Klausenburg eröffnet.

Konsul Tischler erinnerte daran, dass die EU-Ratspräsidentschaft Rumäniens eine ausgezeichnete Gelegenheit sei, das Land als Wirtschaftsstandort zu präsentieren und auch ein positives Image sowie positive Signale zu senden. Er machte aufmerksam auf die Unzufriedenheit von Unternehmen bezüglich der Eilverordnungen und drückte sein Bedauern aus wegen des Rückzugs einiger internationaler Unternehmen.

Tischler erinnerte auch an die Frage der Sicherheit der Arbeitsplätze und diesbezüglich der Wichtigkeit der Investition in Bildung und an die gute Zusammenarbeit zwischen Schulinspektorat, Eltern und Unternehmen. Die Messe zur dualen Ausbildung eine Woche davor auf dem Großen Ring habe gezeigt, dass es sich lohne, in diesen Bereich zu investieren und jungen Menschen Zukunftsperspektiven aufzuzeigen.

Desgleichen wies der Deutsche Konsul darauf hin, dass ein Zeitalter der entschleunigten Globalisierung“ für die Wirtschaft anbreche. Für viele Firmen lohne es sich jetzt wieder mehr Produktion nach Europa zurückzuverlagern und da sei Rumänien ein wichtiger, attraktiver Standort, wobei es mit seiner Nähe zu den internationalen mitteleuropäischen Märkten und mit den qualifizierten Mitarbeitern punkten könne.

Bürgermeisterin Astrid Fodor unterstrich, dass ohne die von den Investoren geschaffenen Arbeitsplätzen es nie dazu gekommen wäre, dass sich Hermannstadt  als eine der Spitzenstädte Rumäniens präsentieren kann. Der größte Teil der Einkommen der Stadtverwaltung stammten aus der Einkommenssteuer, und dies von Menschen, die  in den Unternehmen tätig seien. Die Stadtverwaltung investiere u. a. in Infrastruktur, in Erholungsgebiete, in Parkanlagen, in Bildung, wobei vor allem in den letzten drei Jahren massiv in alle Schulen in Hermannstadt investiert worden sei, darunter auch in die duale Bildung. Fodor verkündete die Absicht, Investitionen in dem Gewerbegebiet West zu tätigen. Das  Straßennetzwerk soll dabei mit Verbindungsstraßen erweitert werden, um den Zugang zum Gewerbegebiet zu erleichtern.

Einer der eingeladenen Gäste war Jonathan Diamantino, Geschäftsführer des Gewerbegebietentwicklers Zacaria. Diamantino stammt aus Malta und war 2004 erstmals in Rumänien. Nachdem er zur Schlussfolgerung kam, dass sich Hermannstadt am besten für seine Geschäftsideen eignet, entwarf er einen Geschäftsplan und verkaufte seine Ideen 2006 einer Anzahl von kleinen Investoren, die dann in kleine Flächen um Hermannstadt investierten. Das richtige Investieren begann für ihn aber 2008, als er eine Partnerschaft einging.

Inzwischen investiert die Gesellschaft in verschiedenen Städten in Rumänien. „Wir haben 220.000 Quadratmeter dem Markt zugeführt, weitere 30.000 Quadratmeter sollen dem Markt zugeführt werden. Außerdem planen wir, in der letzten Etappe weitere 120.000 Quadratmeter zu entwickeln“, sagte Diamantino. Geliefert wurden aber auch einige Stadtteilprojekte mit 700 Wohnungen. Gegenwärtig beschäftigt Zacaria60 Leute, indirekt sollen aber 2.500 Arbeitsplätze geschaffen werden, 1.500 allein in Hermannstadt.

Diamantino ging auch auf die gegenwärtige Lage auf dem rumänischen Industrie- und Logistikmarkt und deren Zukunft ein. 2015 soll das Angebot von Industrie- und Logistikparks in Rumänien dem Markt nur 18 Prozent  von dem, was es an Nachfrage gab, geliefert haben. Mit anderen Worten nur 1,5 Millionen Quadratmeter. Wie sich die Nachkrisenwirtschaft in Rumänien verstärkte, ist die Nachfrage weiter gestiegen und eine Anzahl von Unternehmen, darunter Zacariaerkannten gute Geschäftsmöglichkeiten. Zwischen 2015 und 2017 wurde in  Rumänien die gelieferte Anzahl von Quadratmetern auf 3 Millionen Quadratmetern verdoppelt und 2018 stieg sie erneut um 30 Prozent an und erreichte fast 4 Millionen Quadratmeter. 2019 sollen nun Rumänien weit wenigstens 700.000 Quadratmetern dem Markt zugeführt werden, davon 500.000 in Bukarest. „Gegen Ende 2019 werden nur 60 Prozent der gegenwärtigen Nachfrage dem Markt zugeführt werden. In  Städte wie Temeswar, Klausenburg, Hermannstadt, Großwardein gab es aber auch ein exponenzielles Wachstum. Das größte Wachstum wurde um Bukarest verzeichnet. Während in Städten wie diesen die Investitionen  weiterhin vorangetrieben werden,   sieht man sich um nach weiteren Möglichkeiten in Städten wie Craiova, Constanța, Neumarkt, Jassy und Bacău. Eine wesentliche Rolle spiele da auch der Bau von Autobahnen. Es gebe jedoch auch andere Faktoren, die Entscheidungen zur Entwicklung von Gewerbeparks beeinflussen, wobei einer der Hauptfaktoren das Vorhandensein der Arbeitskräfte sei, das vor allem für Produktionsbasierte Unternehmen wichtig sei.

Im Angesicht des Arbeitskräftemangels angefangen mit Bukarest, durch Siebenbürgen und bis zur ungarischen Grenze, hält es Diamantino für möglich, dass sich Unternehmen Richtung Osten orientieren. „Sogar die Republik Moldova wird immer attraktiver für Unternehmen werden, vor allem da die Arbeitskräfte dort billiger als in Rumänien zu bekommen sind“, meint Diamantino.

Zwar soll bis Ende dieses Jahres in  Rumänien ein Volumen von insgesamt 5 Millionen Quadratmeter von Industrieparks, bestehend aus Logistik, Cross Docking, Produktion und in vielen Fällen auch Call Center erreicht werden, in Polen betrage die Quadratmeterzahl bespielsweise über 16 Millionen Quadratmeter.

Radu Crăciun von  BCR Pensii sg. sprach über Win-win-Lösungen im Rentensystem im Hinblick auf die alternde Bevölkerung. Näher ging es u. a. um einen Gesetzesentwurf, der es jeder Gesellschaft ermöglicht, ihren eigenen Rentenfonds anzulegen, selber zu  verwalten oder von einem spezialisierten Verwalter verwalten zu lassen, wobei die Rente als ein Vorteil für den Angestellten angeboten werden kann. BCR Pensii kann nun wie jeder andere Verwalter auch ein Risikoprofil verwalten, das sich der Arbeitgeber wünscht, kann gewünschte Provision anbieten, Zahlungen und Operationen garantieren. Crăciun hält vor allem die Finanzerziehung als wichtig, so dass alle Angestellten verstehen, warum man für Renten sparen muss und warum diese Gelder nur für das Rentenalter da sind.

Werner FINK

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Wirtschaft.