Osterbotschaft von Dechant Hans-Georg JUNESCH
Ausgabe Nr. 2621
„Denkt an mich und an das, was ich für euch getan habe!“
Liebe Leserinnen und Leser,
vielleicht erschließt es sich nicht sofort, wer den zitierten Satz gesagt hat. Es war jedenfalls kein politisch aktiver Mensch, nicht links und auch nicht rechts orientiert. Obwohl, viele behaupten das, besonders Linksgerichtete, und meinen, das sei das Bedeutendste an ihm. Ein Revolutionär sei er also gewesen. Nur, war das wirklich seine wahre Absicht? Verkennen wir ihn da nicht?
Er war auch sozial nicht übermäßig aktiv, jedenfalls nicht gemessen an seiner Haupttätigkeit. Obwohl schon zu seinen Lebzeiten und auch heute viele seine soziale Implikation als das Wichtigste seiner Karriere ansehen. Ja, tatsächlich, er trat manchmal als ein Volksfürsorger auf, war Arzt und Wunderheiler – für Leib und Seele. Doch wer ihn darauf reduziert, verkennt seine wahre Absicht.
Zu guter Letzt wurde sogar militärische Tätigkeit von ihm erwartet. Als neuer oberster Anführer des Landes sollte er die verhasste Besatzungsmacht verjagen. Diese angedichtete oder vielmehr juristisch vorgeschobene Absicht wurde ihm zum Verhängnis. Es war dann dieses Rechtsurteil, das die Grundlage für seine Verurteilung zum Tod wurde : „Jesus der Nazarener, König der Juden“ besagte das Schild an seinem Kreuz.
Ja, genau, Jesus Christus hat oben zitierten Satz gesagt. Er steht im 1. Korintherbrief 11,25d. Aber wie ist diese Aussage letztendlich gemeint? Nun, er ist einen Weg gegangen, der in seiner Art und Weise einzigartig ist: Der unbedingte Gehorsam Gott gegenüber, gleichzeitig unauflöslich verbunden mit der Beziehung zu Gott als ein Vater-Sohn-Verhältnis. Jesus hat keinen blinden und untertänigen Gehorsam gelebt, geprägt von Angst und Unnahbarkeit, sondern ein mit göttlicher Kraft ausgestattetes Leben, getragen von Liebe und Freiheit zur Entscheidung.
Wir können das auch anders ausdrücken: Jesus hat das Bewusstsein von dem Absolutheitsanspruch Gottes am Leben des Menschen verkörpert, die Hingabe von der Geburt bis zum Tod – als Chance für ein erfülltes Leben. Mit diesem Absolutheitsanspruch hat er die Menschen seiner Zeit konfrontiert.
Genau darin bestand seine Haupttätigkeit: Unter dem Volk die aufrichtige Gottesbeziehung wiederherzustellen. Egal ob arm oder reich, gesund oder krank – da hat Jesus keinen Unterschied gemacht – immer ging es um die Bedeutung der Gottesbeziehung, auf die Jesus seine Mitmenschen hinwies, um sie zu einer ganzheitlichen Gesundung zu führen.
Die Begegnung mit und die Beziehung zum Schöpfer- und Erlösergott – das war für Jesus das Hauptthema. Die biblischen Beispiele und darüber hinaus zeigen es deutlich: Ein solches Bewusstsein hat für den einzelnen Menschen gewöhnlich revolutionäre Folgen, im Tun wie im Lassen, in seiner gesamten Lebensführung. Das ist bis heute so geblieben. So gesehen wird klar, dass auch soziale und politische Umwälzungen, die sich auf Jesus Christus berufen, das Resultat einer engen Gottesbeziehung sind.
Das Wichtigste kommt aber zum Schluss. Denn das Revolutionärste an Jesu Lebensweg war die Bereitschaft, die Lebenswirklichkeit seiner Verkündigung durch seine eigene Lebenshingabe zu beweisen. Sollte Gott tatsächlich alles im Griff haben, auch den Tod? Doch Jesus hat sein Leben nicht einfach hingegeben, wie bei einem ergebnisoffenen Versuch. Bleibt Gott also treu auch jenseits dieses Lebens? Trotz aller Anfechtungen, die auch Jesus durchgemacht hat, war dieses für ihn Gewissheit. Er hatte recht. Gott, sein himmlischer Vater, ist treu zu ihm gestanden und hat ihm das Leben wieder geschenkt – für die Ewigkeit.
Jesus war der Erstgeborene, dem das passiert ist. Möglich ist es aber auch für alle Nachgeborenen, die an einer solchen Gottesbeziehung festhalten, wie Jesus sie gelebt hat. Das ist der tiefe Sinn von Ostern. Frohes Auferstehungsfest!
Dechant Hans-Georg JUNESCH