Erste Ausstellung mit Werken von Bolesław Biegas in Hermannstadt
Ausgabe Nr. 2618
Einen Zweikampf im Jiu-Jitsu-Stil liefern sich im Adamskostüm der russische Zar Nikolaus II. und der japanische Kaiser Mutsuhito im unteren Bereich eines großformatigen Gemäldes, das den Blickfang darstellt für alle Besucher der Sonderausstellung mit Werken des polnischen Künstlers Bolesław Biegas (1877-1954), die am Samstag im Multimediasaal des Brukenthalmuseums im Blauen Stadthaus eröffnet worden ist. Das Gemälde trägt den Titel „Russisch-Japanischer Krieg“ und sorgte 1907 für einen Skandal bei dem Salon des Indépendantsin Paris.
Das Bild illustriert wie alle Werke, die in dieser erstmaligen Schau mit Bildern dieses wandlungsfähigen Künstlers zu sehen sind, was es bedeuten kann, wenn Kunst auf Politik trifft. So lautet denn auch der Titel der Ausstellung, die von dem Hermannstädter Brukenthalmuseum in Zusammenarbeit mit dem Danziger Nationalmuseum, dem Bolesław Biegas-Museum Warschau und dem Adam Mickiewicz-Institut Paris organisiert wurde: „Wenn Kunst auf Politik trifft“.
Zurück zu dem eingangs erwähnten Gemälde, das ein Paradebeispiel für die symbolistische Malkunst darstellt. Es war wie schon erwähnt als Skandal empfunden und sogleich abgehängt worden, lässt es doch neben den schon erwähnten Streithähnen – Russland verlor den Krieg, der Friedensvertrag wurde am 5. September 1905 in Portsmouth unterzeichnet – die wichtigsten Staatsmänner jener Zeit nackt und teilnahmslos den Konflikt beobachten, während sie von einer Flut von Toten umflossen werden. Fürwahr ein starkes Bild.
Der Künstler hatte ursprünglich als Bildhauer gearbeitet und mit seinen Skulpturen – einige davon, allen voran ein ausdrucksstarkes Selbstporträt – in den Kreisen der Wiener Secession Aufsehen erregt, die dessen Werke in ihren Ausstellungen in Wien, Berlin und München zeigten. Aber nachdem er im Alter von 24 Jahren nach Paris gezogen war, wo er bis an sein Lebensende blieb, widmete sich Biegas mehr und mehr der Malerei. Er schuf während des Ersten Weltkriegs den Zyklus „Vampire des Krieges“ und nach dem Zweiten Weltkrieg die Porträtreihe „Nationen und Politiker“, als sphärische Gemälde gestalteten Porträts großer Politiker.
Beatrice UNGAR