Lesung mit Fabini und Wittstock

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Drei Neuerscheinungen wurden in der Erasmus-Buchhandlung vorgestellt

Ausgabe Nr. 2617

Gleich drei Neuerscheinungen standen im Mittelpunkt einer Lesung, die der Architekt Hermann Fabini und der Schriftsteller Joachim Wittstock am 11. März im Terrassensaal des Friedrich Teutsch-Kultur- und Begegnungszentrums bestritten haben. Unser Bild: Hermann Fabini (links) und Joachim Wittstock bei der Autogrammstunde.                                                                 Foto: Fred NUSS

Der Architekt Hermann Fabini und der Schriftsteller Joachim Wittstock haben am vergangenem Montag drei Bücher im Erasmus-Büchercafé vorgestellt. Moderiert wurde das Treffen von der Chefredakteurin der Hermannstädter Zeitung, Beatrice Ungar.

Beatrice Ungar begrüßte die Gäste und machte auch eine Querverbindung zwischen den zwei Sprechern: „Was haben Herr Fabini und Herr Wittstock gemeinsam?”, fragte sie sich rethorisch und präsentierte auch eine Antwort darauf: „Joachim Wittstock zitiert in einem Band  aus dem Jahr 1993 seinen Vater, Erwin Wittstock, der zur Verteidigung des 1958 inhaftierten Herman Roth notiert hat: ,Dessen Leben habe einen nicht gewöhnlichen und einen nicht recht glücklichen Lebensgang gehabt‘. Herman Roth war derjenige, der 1947 das Büchlein von Charles Boner als sechstes Buch der Reihe Sächsische Selbstbesinnung herausgegeben hat. Knapp 150 Jahre später gibt Hermann Fabini das Buch ,Charles Boner und die Siebenbürger Sachsen‘ neu heraus”, erklärte die Sprecherin und wendete sich an  den Architekten mit der Frage, was ihn bewegt habe, das zu tun.

„Wir leben in einer Zeit, in der man das Gefühl hat, dass es eine Zeitenwende ist”, erklärte Hermann Fabini. „Bestimmte Entwicklungen sind zu einem Punkt gekommen, wo qualitative Änderungen einzusetzen sind, ich möchte zwei dieser Entwicklungen erwähnen. Das eine ist der Neoliberalismus. Nach dem Ende des Kalten Krieges und der Auflösung der Sowjetunion hat der Neoliberalismus eine sehr bestimmende Funktion in der modernen Gesellschaft erreicht. Es zeigt sich, dass dieser Neoliberalismus über längere Zeit auch größere Defizite hat, wie die Schere zwischen Arm und Reich, die immer größer wird. Es entsteht das Bedürfnis, hier Korrekturen anzubringen. Ähnlich verhält es sich auch in der digitalen Revolution. Wir sehen heute, was die Smartphones bewirken, die es vor zehn Jahren nicht gab. Da ist schon das Straßenbild davon beeinflusst. Die Gesellschaft reagiert auf diese Entwicklung mit dem Bedürfnis nach mehr Identität, nach mehr Selbstverständnis, und in diesem Kontext schien mir dieses Büchlein von Herman Roth interessant für unsere Zeit”, erklärte Fabini, der danach aus seiner Einführung und aus den Texten von Charles Boner las.

Nach der aufschlussreichen Präsentation, stellte Joachim Wittstock seine Bücher „Ascheregen” und „Forstbetrieb Feltrinelli”. Dabei unterstrich die Moderatorin die vielen Querverbindungen, die in den Erzählungen des Schriftstellers entstehen. „Wir dürfen das soeben angeklungene Thema Identität aufgreifen. In den Erzählungen, geschilderten Schicksalen, haben wir mit Identität zu tun”, erklärte der Autor „mit der Besinnung auf Zugehörigkeit, mit dem Bewusstwerden des eigenen, des einzelnen, bestimmten Umfelds, auch mit einer gewissen Verpflichtung, dieses gesellschaftliche Umfeld nicht zu verleugnen, es vielmehr nach Kräften zu vertreten.” Nach dieser Einführung las der Autor aus seinen Büchern vor und stellte die Hauptpersonen vor, zu denen es aus dem Publikum auch Fragen gab und dazu auch spannende Antworten mit Hinweisen auf Familiendramen.

Nach der Lesung signierten die beiden Autoren ihre Bücher, für das zahlreiche Publikum gab es einen Imbiss und entspannte Gespräche.

Ruxandra STĂNESCU

 

 

 

 

Hermann Fabini (Hg.): Charles Boner und die Siebenbürger Sachsen. Nachdruck des Heftes Nr. 6 der Reihe Sächsische Selbstbesinnung“, herausgegeben von Herman Roth 1945-1948. Monumenta Verlag, Hermannstadt, 2018, 132 Seiten, ISBN 978-973-7969-19-4.

 

Joachim Wittstock: Ascheregen. Parallele Lebensbilder und ein Vergleich. Erzählungen. Zweite, durchgesehene Ausgabe des 1985 im Dacia Verlag, Klausenburg, erschienenen Bandes. hora Verlag, Hermannstadt, 2018, 386 Seiten, ISBN 978-606-8399-15-7.

 

Joachim Wittstock: Forstbetrieb Feltrinelli. Mythos und fragmentarischer Realitätsbestand. Erzählung.hora Verlag, Hermannstadt, 2018, 108 Seiten, ISBN 978-606-8399-16-4. Die Umschläge der beiden Bände von Joachim Wittstock hat der Grafiker István Orth gestaltet.

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Literatur, Aktuelle Ausgabe.