„Dem lebendigen Gott anvertraut“

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Walburgafest und erster Spatenstich für Restaurierung in Heltau gefeiert

Ausgabe Nr. 2615

 

Der erste Spatenstich für die Arbeiten an dem EU-Projekt „Reparatur und Konservierung der Heltauer Kirchenburg und deren Einführung in das touristische Angebot der Region“ erfolgte am Sonntag. Unser Bild: StadtpfarrerZorán Kézdi (Bildmitte mit roter Krawatte) bat Presbyter, Gemeindevertretung, Bauleute, Projektmanager sowie Gäste zum Gruppenbild.                          
Foto: Beatrice UNGAR

„Jene Menschen, die vor etwa 850 Jahren in eine neue Heimat aufgebrochen sind und hier in der Villa Ruetel, in Heltau eine neue Heimat gefunden haben, vertrauten ihre Lebenswege dem lebendigen Gott an. Sie, die aus Flandern kamen, wuchsen hier zu einer Gemeinschaft zusammen und errichteten zur Ehre Gottes eine Kirche in der Mitte der Ortschaft, welche sie der heiligen Walburga geweiht haben. Von damals bis heute war und ist es das wichtigste Bauwerk unserer Stadt. Viele ‚Bauleute‘ haben im Laufe der Jahrhunderte an dieser Kirche gebaut, und ich meine nicht nur jene, die tatsächlich Stein auf Stein gelegt haben und jene, die dieses Bauwerk gotisch umgestaltet haben oder die Kirche in Zeiten der Not wehrbar gemacht haben, sondern auch und insbesondere jene, die mit ihren Gebeten und Liedern den Glauben wachgehalten, ihrem Kummer und ihrer Freude Ausdruck verliehen haben.“

Eine historische Predigt hielt Stadtpfarrer Zoran Kézdi (auf der Kanzel) zum Walburgafest der evangelischen Kirchengemeinde A. B. in Heltau, der Kirchenraum ist seit Montag Baustelle.              Foto: Beatrice UNGAR

Mit diesen Worten begann der Heltauer evangelische Stadtpfarrer Zorán Kézdi seine Predigt im Festgottesdienst zum Walburgafest am Sonntag. Bei dem diesjährigen Fest der Namenspatronin der Kirche wurde kein Walburgapreis verliehen. Es wurde der Ehrenamtlichen gedacht – die Evangelische Kirche A. B. in Rumänien hat 2019 zum Jahr des Ehrenamtes“ erklärt – jenen Menschen, die in einer besonderen Verantwortung standen und stehen, die Kuratoren und Kirchenväter, Presbyter, Gemeindevertreter u. a., die sich, so Stadtpfarrer Kézdi „mit ihrem Leben, mit ihrer ganzen Existenz für das Wohl der Gemeinschaft zur Ehre Gottes eingesetzt haben.“

Auf 1737 erfolgte Reparaturarbeiten an der Kirche weist ein Relief an der Außenmauer hin.
Foto: Beatrice UNGAR

Im Anschluss an den Festgottesdienst stärkten sich die Gäste zunächst bei einer Tasse Kaffee oder Tee und selbstgebackenem Kuchen im Hof der Kirchenburg und dann fand vor der Kirche der erste Spatenstich für das EU-Projekt „Reparatur und Konservierung der Heltauer Kirchenburg und deren Einführung in das touristische Angebot der Region“  statt. Nach Ansprachen von Stadtpfarrer Kézdi, dem Vorsitzenden der HOG Heltau Heinz Hermann, dem Landeskirchenkurator Friedrich Philippi, dem Projektmanager Valentin Păun, Ingenieur Olimpiu Precup von der Baufirma Alfa Construct, griffen diese zu Spaten und Helm und tätigten den symbolischen Spatenstich. Die Bauarbeiten haben am Montag begonnen.

Der Kirchenchor unter der Leitung der Organistin Zsuzsàna Molnár (links am Spieltisch der Orgel).
Foto: Beatrice UNGAR

Restauriert werden soll die Fassade der Kirche, der Bodenbelag im Innenraum der Kirche soll saniert werden, ebenso die Holzelemente sowie die Innenwände und das Gewölbe bestimmt. Erneuert werden sollen die Stromleitungen, die Heizung und die Gehwege, die Abwasserleitungen und die Wasserleitungen. Eingerichtet werden sollen ein Audio-Guide sowie ein entsprechendes Informationszentrum, das auch für Personen mit Behinderungen zugänglich ist. Bezuschusst werden auch Digitalisierungs- und Förderungsmaßnahmen.

Die Freiwillige Yvonne Plattner (Querflöte) und Johanna Kézdi (Blockflöte) spielten zur Orgelbegleitung der Organistin Zsuzsana Molnár ein Lied aus der Ordnung des diesjährigen Weltgebetstagsgottesdienstes.
Foto: Beatrice UNGAR

Die Heltauer Kirchenburg verfügt über mehrere Besonderheiten, die ebenfalls saniert werden sollen. So ist der 1425 errichtete Kirchturm der erste Kirchturm mit Turmuhr in Siebenbürgen (und folglich auf dem Gebiet des heutigen Rumänien). Ein Unikat stellt auch der Blitzableiter dar. Es ist der erste südöstlich von Wien eingerichtete Blitzableiter. Die Einsetzung des Blitzableiters erfolgte 1795 nachdem die Kirche mehrmals von Blitzschlägen getroffen worden war und gebrannt hatte und das Geld für die unzähligen Reparaturen ausgegangen war. Die Einsetzung erfolgte auf Grund des Aberglaubens, dass der Blitz nie an der gleichen Stelle einschlägt. So führte man den Blitzableiter auf der Linie des letzten Blitzschlags und seither ist die Kirche verschont geblieben.

Beatrice UNGAR

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kirche.