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Geta Brătescus Kunst im Neuen Berliner Kunstverein
Auf der Sao Paulo Biennale und in New York war ihre Kunst zu sehen, im Nationalmuseum für Gegenwartskunst in Bukarest, in der Tate Modern in London, auf der Triennale in Paris, auf der Biennale in Venedig ebenfalls. Die Tate Modern in Liverpool und die Hamburger Kunsthalle zeigten ihre Kunst in den Jahren, zur Documenta in Kassel und Athen wurde sie eingeladen und nun endlich auch nach Berlin! In einer kleinen, aber feinen Ausstellung im Neuen Berliner Kunstverein (NBK), neben dem berühmten Dorotheenstädtischen Friedhof, einen Katzensprung vom Literaturforum im Brechthaus in Berlin – Mitte entfernt, konnten vom 27. September 2018 bis zum 25. Januar 2019 künstlerische Werke von Geta Brătescu (1926-2018), der Altmeisterin der rumänischen zeitgenössischen Kunst, betrachtet werden.
Die Vernissage am 27. September 2018 erlebte die Grande Dame der rumänischen Konzeptkunst nicht. Geta Brătescu starb im Alter von 92 Jahren am 19. September 2018 in Bukarest.
Kuratiert hat Magda Radu die vom Rumänischen Kulturinstitut initiierte Ausstellung mit Zeichnungen und Collagen, die die Künstlerin mit geschlossenen Augen angefertigt hat: „Frau und Vogel“ aus dem Jahr 2007, das „Gedicht auf Papier“ ebenfalls von 2007, das von Ernest Wichner ins Deutsche übersetzt wurde, andere Serien, die Installation „Der Reisende“ mit 34 Teilen von 2006, Leporellos, Fotos und mehr.
Bleistift, Wasserfarbe, Tempera und Tinte sind ihre zeichnerischen und malerischen Helfer, Schere und Collagen eine Einheit. Ihre Arbeiten sind umwerfend, nein, grandios, wenn man das von Kunst sagen darf! Die Brătescu passt in den Neuen Berliner Kunstverein, sie passt in die moderne Kunstszene des NBK. „Das Atelier“ im größeren Format ist das älteste Kunstobjekt, eine große Lithographie von 1970. Vier 40 x 40 cm große schwarz-weiße Fotos sind von 1979/2018, zeigen Motive ihres Ateliers im Detail.
Ștefan Sava, der Videokünstler aus Bukarest, portraitiert Geta Brătescu bei ihrer Arbeit, in ihrem Refugium, an ihrem Schreibtisch. Dem Betrachter zeigt sie die Entwicklung ihrer künstlerischen Ideen, ihrer Bilder und Collagen. Mit dicken Stiften kreist sie auf dem Zeichenpapier, malt und schneidet Collagen. Nicht mit drei, nein, mit fünf Jahren beginnt sie zu malen, Flure und Wände hat sie als Kind vollgemalt. 1926 wird sie in Ploiești geboren, in Bukarest lebt und arbeitet sie, arbeitet bis 2018, bis kurz vor ihrem Abschied aus der Kunst und der Welt.
Christel WOLLMANN-FIEDLER