Cornel Irimie – 100 Jahre seit der Geburt

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Der Ethnologe hat das Brukenthalmuseum geleitet und das Freilichtmuseum gegründet

Ausgabe Nr. 2608

War sehr oft unterwegs: Cornel Irimie in Wien, 1961.

Am 17. Januar 1919 wurde der Hermannstädter Ethnologe Cornel Irimie geboren, der seinen Lebenstraum verwirklicht hat und als Direktor des Brukenthalmuseums 1963 das Freilichtmuseum im Jungen Wald gegründet und bis zu seinem Tod 1983 geleitet hat.

„Das Freilichtmuseum war mit Sicherheit ein erfüllter Traum unseres Vaters, Cornel Irimie”, erinnern sich seine Tochter, Rodica Irimie Pascu und sein Sohn, Radu Irimie, kurz vor dem 100. Geburtstag des Ethnologen, der vor knapp 36 Jahren verstorben ist.

Am 17. Januar 1919 wurde in Hermannstadt Cornel Irimie geboren, als Sohn von Mihai und Eugenia Irimie. Sein Vater war Schuster des städtischen Waisenhauses, seine Mutter Hausfrau. Beim Tod ihres Mannes stellte sie sich als Arbeiterin an, um ihre zwei Söhne, Cornel und Mihai Irimie großziehen zu können.

Eine Büste von Dr. Cornel Irimie steht im Innenhof des Brukenthalpalais. Am Mittwoch wäre er 100 Jahre alt geworden.
Foto: Fred NUSS

In Hundrubechi – er benutzte auch in den späten Jahren immer den altsächsischen Namen des Dorfes  Hundertbücheln/Movile, ging Cornel Irimie zur Schule, besuchte dann 1930-1937 das Schäßburger Lyzeum „Principele Nicolae”, wo er nicht nur als erster abschloss, sondern auch die letzten zwei Lyzeumsjahre in einem einzigen absolvierte. Sein Studium setzte er an der Universität Bukarest fort, entschied sich für rurale Soziologie bei der Philosophie- und Sprachenfakultät (1937-1941). Grund für seine Liebe für das Dorf und die Ethnologie war seine Kindheit: „Im Sommer verbrachte unsere Familie immer einige Tage in Hundertbücheln und in Mergeln/Merghindeal, und ich denke, da hatte mein Vater seine Wurzeln, obwohl er in der Stadt geboren war”, erinnert sich Rodica Irimie Pascu im Buch „Cornel Irimie. 1919-1983”, das 2003 in Hermannstadt erschienen ist, in der Koordination von Corneliu Bucur, sein Nachfolger beim Freilichtmuseum.

Tudor Vianu und Dimitrie Gusti waren zwei seiner berühmten Lehrer an der Bukarester Uni. Ab dem zweiten Studienjahr machte er wissenschaftliche Forschungen zusammen mit seinem Professor Dimitrie Gusti (1880-1955, rumänischer Soziologe, Historiker, Philosoph, Sozialreformer und Kulturpolitiker). Nach der Lizenzprüfung erhielt Cornel Irimie ein zweijähriges Stipendium in Jena, wo er seine Doktorarbeit vorbereitete. Seinen Doktortitel erhielt der junge Wissenschaftler „Magna cum laude” mit der Arbeit „Soziale zwischendörfliche Beziehungen im Altland”, unter der Leitung von Dimitrie Gusti und blieb bis 1953 in Bukarest, als Wissenschaftler beim „Rumänischen Institut für soziale Untersuchungen” (1938-1940) und dann als Referent für Probleme im dörflichen Leben beim Ministerium für Kunst und beim Staatskomitee für Kultur und Kunst (1945-1951), wie er selber im oben genannten Buch berichtet.

Cornel Irimie Anfang der 80er Jahre.

Zusammen mit Ehefrau Livia und Tochter Rodica zog Cornel Irimie auf eigenen Antrag nach Hermannstadt zurück, wo eine Ethnografie-Sektion im Brukenthalmuseum gegründet wird, aus dem Kulturfonds des ASTRA-Vereins. Ein Jahr später kommt Sohn Radu auf die Welt, die Familie bleibt in Hermannstadt.

Cornel Irimie war nicht nur beim Brukenthalmusem aktiv – ab 1969 leitete er dieses -, sondern verfasste bis zu seinem Lebensende mehr als 300 wissenschaftliche Arbeiten, war Mitglied mehrerer Kommissionen im In- und Ausland, und unterrichtete in Klausenburg, Heidelberg und Hermannstadt. Ihm zur Seite stand seine Ehefrau Livia, „mit der er nicht nur die Familienangelegenheiten, sondern auch professionelle Probleme besprach”, so Rodica Irimie Pascu. Livia Irimie (1921-1999) arbeitete als Sekretärin bei der Sektion für Sozialwissenschaften der Akademie und dann als Bibliothekarin des Brukenthalmuseums und verzichtete auf eine eigene Karriere, um für die Familie zu sorgen und um ihren Ehemann zu unterstützen, für den sie alle Arbeiten daktilografierte und einen Teil davon auch ins Deutsche übersetzte, so ihre Tochter. „Es gab viele amüsante Geschichten”, erzählte auch Radu Irimie, „auch eine, da war ich gar nicht auf der Welt. Unser Vater liebkoste unsere Mutter und nannte sie immer ,Pufi‘, doch in Bukarest wohnten sie bei einer Familie, wo auch der Hund ,Pufi‘ hieß, so dass jedes Mal, wenn unser Vater unsere Mutter rief, der Hund angerannt kam.”  Rodica Irimie Pascu ergänzte schmunzelnd: „Auch viele Jahre später hat sich unsere Mutter über diese Verwechslung geärgert.”

„Unser Vater war ein sehr beschäftigter Mann”, erinnert sich Radu Irimie, „er ging um sieben oder halb acht aus dem Haus und selten sahen wir ihn vor zehn Uhr abends wieder daheim. Er liebte aber seine Familie sehr und von jeder Dienstreise – und er machte Hunderte oder gar Tausende davon – brachte er uns Kindern etwas mit. Und wenn wir ein Problem hatten, ließ er immer alles stehen und liegen, um uns zu helfen. Seine Sorgen und seinen Ärger ließ er immer weg, wenn er ins Haus trat und er hat uns nie ein böses Wort gesagt.” – „Eigentlich hat es uns immer gereicht, wie er uns angeschaut hat, dass wir den einen oder anderen Fehler bereut haben”, fiel Rodica Irimie Pascu ihrem Bruder ins Wort, beide lächelten verstohlen. „Irgendwie hat er immer gewusst, wie er mit den Menschen sprechen soll”, erinnern beide sich weiter, „vom Handwerker auf dem Töpfermarkt bis zum Minister und Botschafter in Bukarest, wohin er trotz eines Angebotes in den 70er Jahren, ein Museum da zu leiten, nicht zurückgekehrt ist.”

Nicht nur Geschenke gab es für die Kinder und seine Ehefrau, sondern auch mindestens einen Urlaub pro Jahr: „Da haben wir erst gemerkt, wie berühmt unser Vater war. Egal ob wir im In- oder Ausland waren, erst besuchten wir ohne Ausnahme das lokale Museum, wo er immer erkannt und sehr gut empfangen wurde. Oft waren nicht nur die Leitung des Museums dabei, sondern auch Vertreter der jeweiligen Stadt, erst dann haben wir mitbekommen, was für eine wichtige Persönlichkeit er war.” – „Doch seine Arbeit nahm er auch immer mit, auch im Urlaub schrieb er oft oder machte sich über das eine oder das andere Gedanken”, so Radu Irimie. „Das war auch ein Grund dafür”, ergänzte seine Schwester, „weswegen er leider auch nie auf seine Gesundheit geachtet hat.”

Auch den Sonntag verbrachte die Familie  immer zusammen, Radu Irimie erinnert sich: „Wir sind immer ins Freilichtmuseum gegangen – damals hieß es ,Museum der Volkstechnik – Muzeul Tehnicii Populare‚ -, wo unser Vater seiner Arbeit nachging und wir im Museum spazieren gingen oder spielten.”

Rodica Irimie Pascu und Radu Irimie.                  
Foto: Ruxandra STĂNESCU

Cornel Irimie liebte auch die Gesellschaft, so seine zwei Kinder, es gab oft große Festessen, wo ihre Mutter und ihre Oma alles vorbereiteten: „Unsere Oma war eine professionelle Köchin, aber auch unsere Mutter hat sehr gut gekocht und gebacken“, erklärte Radu Irimie, um dann fast gleichzeitig mit seiner Schwester lachend zu erwähnen, dass ihre Mutter „die berühmte Kuchen- und Tortenschule von Frau Silvia besucht hat.”

Nicht nur von der Familie, sondern auch von den Mitarbeitern wurde Cornel Irimie sehr geschätzt. Radu Irimie, der in der Astra-Bibliothek arbeitet: „Es sind mitlerweile fast 36 Jahre seit seinem Tod vergangen und ich habe nie ein schlechtes Wort über ihn gehört.” „Im Gegenteil, im Laufe der Jahre sind immer wieder Personen zu uns gekommen und haben zum Beispiel erzählt, dass er ganz tolle Kurse an der Uni gehalten habe”, ergänzt Rodica Irimie Pascu, die selber  bis vor wenigen Jahren an der Hermannstädter Universität unterrichtet hat.

Beide sind stolz auf ihren Vater und haben die Sicherheit, dass Cornel Irimie seinen Lebenstraum erfüllt hat und das auch gewusst hat: „Wir sind sicher, dass er die ersten Pläne, ein Museum für Volkstechnik aufzubauen, schon als junger Wissenschaftler hatte. In den 60er und 70er Jahre war das Museum schon bekannt und auch er war gewiss zusammen mit all seinen Mitarbeitern – damals gehörten alle Museen in Hermannstadt, inklusive Freilichtmuseum zum Brukenthal-Museumskomplex, den er leitete –  sehr zufrieden, denn damals schon war das Museum in In- und Ausland sehr berühmt.”

Ruxandra STĂNESCU

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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