Volkstrauertag 2018 auf dem Heldenfriedhof
Ausgabe Nr. 2603
Zum Volkstrauertag fand am Montag eine feierliche Kranzniederlegung auf dem Heldenfriedhof im Jungen Wald statt. Für die Gefallenen und Opfer der beiden Weltkriege hielt Metropolit Laurențiu Streza von der Rumänisch-Orthodoxen Kirche eine Andacht, kurze Gebete sprachen im Namen der Römisch-Katholischen Kirche Dechant Oskar Raicea und im Namen der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien der Hermannstädter Stadtpfarrer Kilian Dörr. Kränze legten die Präfektur, der Kreisrat, das Bürgermeisteramt, die Bodentruppenakademie, das Konsulat, das DFDR und die jüdiche Gemeinde, vertreten durch ihren Vorsitzenden Otto Deutsch nieder. Im Folgenden lesen Sie die Ansprache des Deutschen Konsuls Hans Erich Tischler, der gemeinsam mit der Bodentruppenakademie zu dieser Veranstaltung eingeladen hatte:
Der Volkstrauertag ist der Tag im Jahr, an dem wir der Gefallenen und Opfer der beiden Weltkriege gedenken. Er mahnt auch in unserer Zeit zum Frieden, denn dieser bleibt auch im 21. Jahrhundert fragil.
Zwei schreckliche Weltkriege hat das vergangene Jahrhundert erlebt, dem ersten fielen 1,8 Millionen Soldaten zum Opfer, der zweite forderte etwa 30 Millionen Soldatenleben. Es ist klar, dass die Welt einen dritten Weltkrieg nicht überleben wird.
Die diesjährige Gedenkfeier findet kurz nach dem 100. Jahrestag des Endes des Ersten Weltkrieges statt. Am 11. November 2018 gedachten wir des 100. Jahrestages des Waffenstillstands im französischen Compiègne. Kirchenglocken läuteten in vielen europäischen Staaten, um so ein starkes Zeichen für Frieden und Versöhnung zu setzen.
In den Medien gingen die ergreifenden und symbolträchtigen Versöhnungsbilder zwischen den Vertretern Deutschlands und Frankreichs um die Welt.
Gleichzeitig braucht dieses Ringen um Frieden und Versöhnung den Blick zurück. Er ist wichtiger denn je. Die Ausmaße der beiden Weltkriege sind heute nur schwer vorstellbar, rohe Gewalt und tiefer Hass erschütterten die Menschheit in ihren Grundfesten und hinterließen tiefe Verzweiflung.
Schmerzhafte Erinnerungen haben sich bis heute tief ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. Aufarbeitung der Vergangenheit ist mühsam, verlangt Opfer, ist aber notwendig. Heilung und Versöhnung kommen nicht über Nacht, sondern dauern Jahre, sogar Jahrzehnte.
Riesige Gräberfelder an vielen Orten der Welt, wie auch dieses hier, erinnern uns Lebende an die Schrecken der Vergangenheit und konfrontieren uns mit den Folgen von Krieg und Gewalt.
Die Toten, die hier ruhen, mahnen uns, dass wir uns aktiv für den Frieden in der Welt einsetzen müssen, Frieden muss eingefordert und geschützt werden. Nur Versöhnung, Kooperation und Verständigung schaffen einen dauerhaften Frieden. Glücklicherweise durften wir diese Erfahrung in den letzten gut 70 Jahren, der längsten Friedensperiode in der europäischen Geschichte, machen.
Leider sind auch heute Toleranz, Respekt und ethnische Vielfalt keine Selbstverständlichkeit. Kriege wüten auch zu dieser Stunde in unterschiedlichen Teilen der Erde und reißen unschuldige Menschenleben in den Tod. Deswegen ist es wichtiger denn je, für unsere Werte, Freiheit und Demokratie einzustehen und sie zu verteidigen, damit sie nie mehr einer Form von Gewaltherrschaft weichen.
Dies bleibt eine ständige Herausforderung für uns alle und dies ist nur gemeinsam in einem vereinten Europa zu meistern.
Symbolisch stehen wir, die Vertreter unserer beiden Staaten heute partnerschaftlich Seite an Seite als Angehörige von EU und NATO und gedenken vergangenen Leides. Frieden, Respekt, Versöhnung, Toleranz und Freundschaft sowie Wachsamkeit gegenüber Menschenrechtsverletzungen aller Art sind heute mehr denn je unsere gemeinsame Aufgabe.