Dokumentartheater über Gefängnisleben in Rumänien
Ausgabe Nr. 2600

Szenenbild aus „Țuhaus” mit Alexandru Potocean, Vlad Bălteanu und Andrei Șerban (v. l. n. r.).
Foto: Cynthia PINTER
Țuhaus, Plural: țuhausuri. Bedeutung: Gefängnis. Aus dem Deutschen Zuchthaus. So lehrt uns das Wörterbuch Dexonline. Und wie es im rumänischen Țuhauszugeht, konnten die Hermannstädter am Montagabend, 29. Oktober, im Kinder- und Jugendtheater „Gong“ erleben. Das Gastschauspiel „Țuhaus“, unter der Regie von Lorand Maxim, ist ein Dokumentartheaterstück, in dem Vlad Bălteanu von den eigenen Erfahrungen in verschiedenen Gefängnissen Rumäniens erzählt. Ihm zur Seite stehen die beiden Schauspieler Alexandru Potocean und Andrei Șerban.
Ein Mann, Vlad Bălteanu stellt sich vor. Er gibt zu, nicht immer die richtige Replik parat zu haben, aber das er uns, dem Publikum, seine Lebensgeschichte mithilfe der beiden bekannten Schauspieler erzählen wird. Er ist kahlköpfig und bewegt sich so natürlich auf der Bühne, wie man selten bei Schauspielern sieht. Er erzählt seine Geschichte, die Geschichte eines Mannes der in Rumänien auf die Schnelle etwas erreichen wollte. Er hat riskiert, seine Firma und die Wohnung eines Freundes als Garantie verwendet, um ein Restaurant zu eröffnen, das nach wenigen Wochen pleite gegangen ist. Er borgt Geld bei Kredithaien. All das hat fatale Folgen. Er landet im „Țuhaus“. Vlad ist nicht dumm, er hat keine Muskeln aber er kann schreiben und beginnt Beschwerden zu verschicken über die grausamen Zustände: 80 Mann in einer 7 x 4 Metern kleinen Zelle, Kakerlaken und Würmer im Trinkwasser, Sauerkraut jeden dritten Tag. Die kleinen Ungeziefer verschickt er auch mit der Post als Beweis. Es hilft nur, dass er von Jilava nach Rahova in ein besseres Gefängnis transferiert wird. Nach dreieinhalb Jahren kommt er raus, will sich anstellen. Seine Frau hat ihn mit dem gemeinsamen Sohn verlassen. Niemand will ihn anstellen. Sein eigener Patenonkel tut es doch, aber Vlad beklaut ihn, also geht es wieder zurück in den Knast. Es folgen Fragen über das veraltete überfüllte und versiffte System und dem freien Rumänien, in dem es keine Chance für einen Ex-Knacki gibt. Das Stück endet.
Im Anschluss fand eine Diskussionsrunde mit der Journalistin Andrada Lăutaru, die sich um die Dokumentation für das Theaterstück gekümmert hat, statt.
„Țuhaus” wurde im Rahmen des Projekts „Țuhaus – Dokumentartheater über die Lebensbedingungen in Gefängnissen” inszeniert und ist eine Zusammenarbeit mit dem Verein Reciproca, MACAZ- Teatru.Bar.Coop und dem Verein ADO und wurde mit Hilfe von UNITER, AFCN und ARCUB veranstaltet.
Cynthia PINTER