Gedanken zu Alexander Hausvaters Buch „Was wäre wenn“
Ausgabe Nr. 2602

Alexander Hausvater: Was wäre wenn. Deutsche Fassung: Beatrice Ungar. Verlag Integral, 2018, xxx Seiten, ISBN 978-606-992-092-3
Unter dem Titel „Was wäre wenn“ wurde beim Hermannstädter Treffen im Mai d. J. die deutsche Fassung des im Februar 2017 unter dem Titel „Ce dacă“ im Bukarester Integral-Verlag erschienenen ersten Erzählband des bekannten Regisseurs Alexander Hausvater vorgestellt. Inzwischen liegt auch eine englische Fassung vor und alle drei werden am Samstag, dem 17. November, 15 Uhr auf der Gaudemaus-Buchmesse in Bukarest vorgestellt. Im Folgenden lesen Sie aus aktuellem Anlass die Gedanken unserer Berliner Mitarbeiterin, der Fotografin und Autorin Christel Wollmann-Fiedler, zu diesem Buch.
Der Name des Autors war mir unbekannt. Ungeduldig blätterte ich und las, dass Beatrice Ungar die Texte aus dem Rumänischen ins Deutsche übersetzt hat, dass Emil Hurezeanu, der Botschafter Rumäniens in Deutschland, ein Vorwort geschrieben hat, ebenso der Schriftsteller und Politiker Vasile Sebastian Dâncu. Nora Iuga, die Grande Dame der Rumänischen Literatur, hat das Nachwort gedichtet und der Künstler Dan Lăcătuș illustrierte mit Collagenbildern so manche Seite. Neugierde über Neugierde. Doch wer Alexander Hausvater ist, wollte ich wissen und erfuhr es. In eine jüdische Bukarester Familie wurde er geboren, mit zehn Jahren kam er mit der Familie nach Israel, wo er die Schule besucht, in Tel Aviv studiert, nach Dublin und weiter nach Kanada geht. Unzählige Theaterstücke bringt er auf die Bühnen Kanadas, Nordamerikas, Rumäniens und Israels, Theaterfestivals leitet er, ist Dramaturg von Radio- und Fernsehsendungen, etc. etc.
Nach der Öffnung der Grenzen kommt er nach Rumänien und inszeniert im Land seiner Herkunft so manches Theaterstück. Apropos Theater, Inszenierung? Ich erfahre, dass Hausvater in Temeswar ein jüdisches Theaterstück gezeigt hat im Rahmen des Eurothalia-Festivals. Das Stück hat er am Jüdischen Staatstheater in Bukarest inszeniert. In Tel Aviv und auch in Haifa wird es ebenfalls aufgeführt. An der Ungarischen Oper in Klausenburg wird seine Operninszenierung „Macbeth“ von Verdi, gezeigt, die auch in Berlin zu sehen war. Auch „Nabucco“ in Klausenburg ist sein Werk. Einer der Impulsgeber des Theaters in Rumänien ist Alexander Hausvater nach der Öffnung der Grenzen in Europa und seiner Rückkehr nach Rumänien geworden. Bereits als Kind in Bukarest besucht er mit dem Vater Operninszenierungen, Ballettaufführungen und Konzerte. Vormittags war er im Theater und nachmittags auf dem Fußballplatz. Der Kulturbereich, das Theater wird seine Heimat. Das Buch hat er in Rumänisch geschrieben, obwohl er das Land mit zehn Jahren verlässt. Die Muttersprache hat er in all den Jahren nicht verlernt.
Emil Hurezeanu schreibt in seinem Vorwort: „1938 lebten in Rumänien etwa genau so viele Juden wie Deutsche, jeweils fast 800.000…Sie gingen ins Theater, sie kannten Storin und Vraca, hatten Verwandte und Freunde, praktizierende oder liberale Juden mit ungarischen und deutschen Namen in Arad und Suceava…Krieg, Faschismus und Kommunismus schlagen Risse in dieses imperfekte aber in seiner europäischen Identität stetig erfolgreiche Rumänien, brechen ihm das Rückgrat“. Eine sehr nachdenklich stimmende Beschreibung.
An seinen Kindheitserinnerungen in Bukarest lässt uns Alexander Hausvater teilhaben, am jüdischen Leben an Familienfesten und Synagogenbesuchen und an der Auswanderung über Neapel nach Israel. Er führt uns nach Transnistrien in die Todeslager, führt uns durch seine Kindheit in Rumänien und Israel, beschreibt die unmenschliche Gestalt Eichmann, beobachtete ihn 1961 im Käfig hockend, im Gericht von Jerusalem.
Ach, was erzähle ich. Das liebevoll geschriebene Buch von Alexander Hausvater mit dem Titel „Was wäre wenn“ sollte jeder lesen, der sich für Geschichten imaginärer Welten und Kulturen interessiert.
Nora Iuga schreibt den prosaischen Satz: „Unter anderem ging ich am Meeresufer spazieren, von Bat-Yam nach Tel Aviv. Ich schrieb Gedichte und komponierte Melodien, aber vor allem lauschte ich gerne den Wellen, die sie sich an der Steilküste brechen“. Die Erinnerung von Alexander Hausvater hat sie aufgefangen.