Ein „Spiegel der deutschen Gemeinschaft“

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25 Jahre Banater Zeitung in Temeswar gefeiert

Ausgabe Nr. 2602

Ihr 25. Gründungsjubiläum feierte die Banater Zeitung. Dazu gratuliert die Hermannstädter Zeitungherzlichst. Johann Fernbach, der Vorsitzende des Regionalforums Banat überreichte Redaktionsleiter Siegfried Thiel die Ehrennadel in Gold des Regionalforums Banat, der Deutsche Konsul Ralf Krautkrämer und der DFDR-Abgeordnete Ovidiu Ganț gratulierten (v. l. n. r.).                             Foto: Werner FINK

„Seit 25 Jahren ist die Banater ZeitungWegbegleiter, Sprachrohr und Zeitzeuge der deutschen Gemeinschaft“, unterstrich Redaktionsleiter Siegfried Thiel in seiner Rede.  Vergangenen Samstag wurde nämlich die Banater Zeitung(BZ) auf den Tag genau 25 Jahre alt. Im Rahmen der Feier im Adam Müller-Guttenbrunn-Haus in Temeswar wurde die Redaktion der Banater Zeitungmit der Ehrennadel in Gold des Regionalforums Banat  ausgezeichnet. Übergeben wurde die Auszeichnung von Johann Fernbach, Vorsitzender des Regionalforums Banat an den Redaktionsleiter Siegfried Thiel. Außerdem gab es im Vorfeld der Feier auch das Treffen der Mitglieder des Funkforums, dem Zusammenschluss von Redakteuren deutscher Medien aus Mittel- und Südosteuropa, wobei im Zuge der Vorstandswahlen Siegfried Thiel weiterhin Vorsitzender des Funkforums bleibt.

 

Im April 1993 wurde die Tätigkeit der 1968 gegründeten Neuen Banater Zeitungeingestellt. Ins Leben gerufen wurde daraufhin als eine private Initiative der Banater General-Anzeiger,dessen Erscheinen aber nach wenigen Ausgaben, nach dem plötzlichem Tod des Inhabers Erwin Hauler, ebenfalls eingestellt werden musste. Ab Ende Juli bis November gab es im Banat keine deutsche Regionalzeitung. Am 10. November 1993 wurde die Banater Zeitung als eine Tochterzeitung und Beilage der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien (ADZ) ins Leben gerufen. Die Mundartbeilage „Pipatsch“, die bereits 1969 in der Neuen Banater Zeitungins Leben gerufen wurde, wurde nun von der Redaktion der Banater Zeitungweiterhin gestaltet. Die Banater Zeitungbehielt die Struktur der Vorgängerzeitung, das Konzept wurde aber laufend geändert und angepasst.  „Die Banater Zeitung betreibt keine Politik des Abkapselns, sondern zeigt Offenheit für Neues, immer mit Bedacht auf die Bewahrung der Werte, die die deutsche Gemeinschaft ausmachen“, betonte Thiel.

Wert gelegt wird  in der BZauf „Eigenrecherche und Authentisches“. Außerdem werde in der Banater Zeitung,die eine Minderheitenzeitung ist, eher der „gediegene Ton“ gegenüber der agressiven Art und Weise vorgezogen. „Vor allem deshalb sind wird da, um zu informieren, ein Kommunikationsmittel für alle zu sein, denen die deutsche Minderheit am Herzen liegt, für alle, die auf Deutsch rumänische Begebenheiten kennen lernen wollen“, erklärte Thiel.

„Identitätsbewahrung und damit gleichzeitig Fortbestand der deutschen Gemeinschaft im Banat hatte sich die Banater Zeitungvon Anfang an auf die Fahne geschrieben“, unterstrich Johann Fernbach in der Laudatio. Die Banater Zeitungstehe in der jahrhundertealten Tradition deutscher Presse im Banat und könne zugleich als Nachfolgerin der Temeswarer Nachrichtenbetrachtet werden. Ganz egal, ob im Kommunismus, im Zuge der Auswanderungswelle oder in der heutigen Zeit, wo die Zahl der Banater Deutschen deutlich geschrumpft sei, sei die Rolle dieser Zeitung immer die gleiche: Sie sei Kulturträger und Sprachrohr zugleich und berichte über hautnahe Realität, über Deutsche und deren Umfeld. Dadurch werde sie auch zum Spiegel der deutschen Gemeinschaft“. Deren Leben, Politik, Kultur und Bräuche, nicht zuletzt ihre Bildungseinrichtungen werden in den acht Seiten, die man wöchentlich ins Haus geliefert bekäme, veranschaulicht.

Die Mannschaft der BanaterZeitung bestand zu Beginn aus Walter Jass als Redaktionsleiter, dem Fotoreporter Karl Windberger, Heidrun Henresz, Siegfried Thiel, Simona Alba, Helen Alba und der Sekretärin Jeny Bartalis. „Als wir die BanaterZeitungam 10. November 1993 an den Leser brachten schrieb man noch an den klassischen und in unserem Fall auf klapprigen Schreibmaschinen, in der Redaktion hatten wir ein Telefon mit Wählscheibe, statt per E-Mail schickten wir unsere Fotos im Umschlag mit dem Lokführer nach Bukarest“, erinnerte sich Siegfried Thiel an die Anfangszeit. „Per Faxgerät wurden die Texte geschickt, die als sogenannter ‚Fleck‘ gerechnet eine Zeitungsseite ergaben. Etwa sieben ‚Fleck‘ groß war eine Zeitungsseite. Im Labor stand unser Fotograf in einem Kittel, der von Entwicklerflüssigkeit befleckt war und man wusste erst einen Tag nach den Aufnahmen, ob man wirklich was auf dem Film hatte.“

Im Vorfeld der BZ-Jubiläumsfeier tagten die Mitglieder des Funkforums  im Funkhaus von  Radio Temeswar.                           Foto: Werner FINK

Im Januar 1994 wurde übrigens auch die Tradition der „Worschtkoschtprob“, aufgenommen, die inzwischen zu einem beliebten Redaktionsfest der Zeitung geworden ist. Bis Anfang der Jahrtausendwende wurde auch ein Pipatsch-Handballturnier regelmäßig veranstaltet. Im Laufe der Zeit wurde dann die Redaktion modernisiert und mit Computern ausgestattet und 2006 wurde die Banater Zeitungvon vier auf acht Seiten erweitert. Im vergangenen Jahr zog die Redaktion und das Temeswarer Korrespondentenbüro der ADZin den neuen Sitz, der von dem Herausgeber zur Verfügung gestellt wurde.

Nach dem Ableben von Walter Jass 1997 kam der Journalist Werner Kremm als Redaktionsleiter hinzu. Zu den später hinzugekommenen Mitarbeitern gehörte übrigens auch Balthasar Waitz, ehemaliger Redakteur der Neuen Banater Zeitung.

Es begann „ein frischer Wind zu wehen“ als im Laufe der Zeit Absolventen der Germanistik-Fakultät hinzugezogen werden konnten, darunter  Ștefana Oana Ciortea-Neamțiu, Lucian Vărșăndan, Michael Fernbach, Dan Cărămidariu, später auch Raluca Nelepcu oder Andreea Oance. Siegfried Thiel sorgte für Nachwuchs, er organisierte  Lehrgänge mit Schülern des Nikolaus Lenau-Lyzeums und so gewann die Zeitung weitere Mitarbeiter und Leser. Zoltán Pázmány war der Fahrer des BZ-Kleinbusses und trat in die Fußstapfen von „Kartschi“, er studierte Fotografie und ist nun seit Jahren Fotoreporter der Zeitung.

„Aus meiner Sicht erfüllt die Banater Zeitungeine wichtige Rolle als identitätsstiftende Einrichtung der Banater deutschen und Berglanddeutschen und gilt gleichzeitig der Förderung der deutschen Sprache dieser Region Europas“, betonte Ralf Krautkrämer, Konsul der Bundesrepublik Deutschland in Temeswar. „Für mich pesönlich ist die Banater Zeitungeine nicht wegzudenkende Nachrichtenquelle mit wichtigen Informationen aus meinem Amtsbezirk. Die Berichte und Analysen sind für mich ausgesprochen hilfreich auf meinem neuen Posten in Temeswar“.

Die Banater Zeitungdefiniert sich als ein „Wochenblatt für Temesch, Arad und das Banater Bergland“, wird von dem Demokratischen Forum der Deutschen im Banat herausgegeben und erscheint als eine Beilage der ADZ. Zum heutigen Redaktionsteam der Banater Zeitung gehören Siegfried Thiel (Redaktionsleiter), Werner Kremm (zuständig für das Banater Bergland), Ștefana Ciortea-Neamțiu, Zoltán Pázmány und Balthasar Waitz.

Die Tätigkeit des Funkforums betreffend wurden unter dessen Schirmherrschaft in den letzten zwei Jahren eine Reihe von Einführungskurse in die Journalistik veranstaltet, darunter in Neumarkt, Sathmar, Sanktanna, Arad und Temeswar. An diesem Wochenende befinden sich Funkforum-Vorsitzender Siegfried Thiel und ifa-Kulturmanager und Funkforumsvorstandsmitglied Florian Kerzel in Fünfkirchen, wo ein weiterer Einführungskurs für Kinder von der Lenauschule und der deutschen Schule in Fünfkirchen abgehalten wird. Geplant sind bereits auch weitere Einführungskurse für die kommende Zeit aber auch Schulungen für die Funkforummitglieder. Außerdem soll die Kommunikation verbessert werden, weil es da noch viel Nachholbedarf gibt.

Werner FINK

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Medien, Aktuelle Ausgabe.