Wo der Kirchturm keinen Schatten wirft…

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Gemeindefest in Törnen/Păuca mit Gästen aus dem Lahntal
Ausgabe Nr. 2593

Beim gemeinsamen Singen im Kulturheimsaal gaben Pfarrer Dietrich Galter (mit Gitarre) und Pfarrerin Sandra Niemann (stehend, 3. v. r.) den Ton an.
Foto: Beatrice UNGAR

Die Predigt im Festgottesdienst beim Treffen des Gemeindeverbands Neppendorf, das am Sonntag in Törnen stattgefunden hat, hielt eine Quereinsteigerin. Sandra Niemann ist seit dem 1. November 2016 die neue Pfarrerin für die Gemeinde Goßfelden und Sarnau im Kirchenkreis Kirchhain der Evangelischen Kirche in Kurhessen-Waldeck. Am 6. November wurde sie von Dekan Hermann Köhler in ihr neues Amt eingeführt. Für die damals 51-Jährige war es die erste Pfarrstelle, da sie sich erst spät für das Theologiestudium entschlossen hatte. Nach einer Ausbildung zur Medizinisch-technischen Radiologieassistentin und sechs Jahren Arbeit in der Strahlentherapie stand für sie viele Jahre erst einmal die Familie im Vordergrund. Dazu kam die ehrenamtliche Arbeit in der Kirche als Lektorin, Prädikantin und Küsterin. Dann entschied sie, die Mühen eines Theologiestudiums und Vikariats noch einmal auf sich zu nehmen.

 

Den Besuch der Mitglieder der Gemeinde Goßfelden und Sarnau in Siebenbürgen hatte Pfarrer Eckbert Schlarb vermittelt, der vor geraumer Zeit in den 1990ern in Großau Pfarrer gewesen ist und übrigens diese Treffen der Gemeinden angeregt hatte.

Es gab gleich drei Gründe zu feiern. Zunächst die Einweihung der neuen E-Orgel, eine Spende einer Kirchengemeinde aus der Schweiz an die Stiftung für verlassene Kinder (PECA), die in Weidenbach ein Kinderheim betreibt, vermittelt durch die Koordinatorin Sonja Kunz. Die E-Orgel hat jetzt ihren festen Platz in der Kirche in Törnen. Ein zweiter Anlass war der eben erwähnte Besuch aus Hessen und nicht zuletzt feierte man das Treffen der von Pfarrer Dietrich Galter betreuten evangelischen Kirchengemeinden Großau, Hamlesch, Kleinscheuern, Neppendorf, Reußdörfchen und Törnen.

Die Glöcknerin Maria Hütter in Aktion.
Foto: Beatrice UNGAR

Wer nach Törnen – 60 Kilometer von Hermannstadt entfernt – kommt, wird feststellen, dass hier der Kirchturm keinen Schatten wirft. Es gibt nämlich keinen. Die Kirche auf dem Berg wurde als romanische Basilika im 14. Jahrhundert gebaut und im 16. Jahrhundert umgebaut und mit zwei Kirchtürmen versehen. Diese beiden Türme sind 1910 eingestürzt, übriggeblieben sind noch die jeweiligen Erdgeschosse, die überdacht wurden. Neben der Kirche steht der Glockenturm. Von hier aus leuteten am Sonntag die Glocken, wobei sich Glöcknerin Maria Hütter richtig ins Zeug legte, als sie sah, wie viele Gäste sich auf den Weg gemacht hatten, um bei dem Treffen dabei zu sein.

Die meisten kamen mit einem Großraumbus aus Neppendorf angefahren, wobei auch einige Gemeindemitglieder aus Reußdörfchen und Großau abgeholt wurden. Die Fahrt erfolgte bei schönstem Wetter, die hügelige Landschaft begeisterte alle, im Bus herrschte gute Stimmung.

Die Suppe und das Hauptgericht, ein leckeres Gulasch, hatte Josef Schnell in seinem Restaurant „La Sepp“ in Neppendorf vorbereitet, beim Austragen halfen die Törner gerne mit.                                 Foto: Beatrice UNGAR

Insgesamt 150 Teilnehmende wurden schließlich gezählt. Sie alle wurden vor dem Kulturheimsaal in der Ortsmitte herzlich empfangen von Kurator Mathias Botta  und weiterenGemeindegliedern aus Törnen, die nun zum zweiten Mal seit Törnen zu dem Gemeindeverband Neppendorf gehört, so ein Treffen ausrichten durften.

Die 29 Gäste aus Hessen trafen knapp vor Beginn des Festgottesdienstes in der Kirche am Berg an und einige Mitglieder des Kirchenchores der Gemeinde Goßfelden und Sarnau sangen auf Einladung von Pfarrer Dietrich Galter eingangs ein Lied. Dann stimmte die Gemeinde ein Lied an, wobei zum ersten Mal die gespendete E-Orgel erklang.

In ihrer Predigt zu Matthäus 6, 24-35 wies Pfarrerin Sandra Niemann zunächst darauf hin, dass die Gemeinde Goßfelden und Sarnau seit drei Jahren das Offene Haus“ für Kinder in Notlage in Hermannstadt unterstützt. Bei dem Besuch der Reisegruppe bei der Leiterin des Dr. Carl Wolff-Altenheims, Ortrun Rhein, hätte man allerdings auch von dem Kinderhospiz erfahren und möchte nun auch dieser Einrichtung eine Hilfe zukommen lassen. Die Gäste seien beeindruckt von der Lage der alten Menschen und auch der Kinder, die oft von Ängsten und Sorgen geplagt sind. Aber: Angst und Sorgen bringen mich nicht weiter, sie lähmen mich, machen mich krank und blind für die Umgebung. Dieses Gemeindefest ist ein Ausdruck des Vertrauens, dass uns unser himmlischer Vater versorgt.“ In diesem Sinn sei Gemeinschaft gefragt, vor allem wenn es um die soziale Gerechtigkeit gehe, die sich nicht von selbst einstellt.“

Bei einem guten Mittagessen im schmucken Kulturheimsaal pflegten die Anwesenden im Anschluss an den Gottesdienst Gemeinschaft und sangen auch einige Lieder gemeinsam.

Wer die Gäste aus Hessen noch einmal singen hören möchte, kann das im Gottesdienst am Sonntag, 10 Uhr, in Neppendorf.

Beatrice UNGAR

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gesellschaft.