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Streiflichter vom 28. Sachsentreffen am 22. September in Mediasch

Zwei Mitglieder einer Tanzgruppe freuen sich über das wunderschöne Wetter. Foto: Claudiu POPA
Bei der Jubiläumsauflage des vom Siebenbürgenforums veranstalteten Sachsentreffens, die am 19. September 2015 in Mediasch unter dem Motto „Schule – gestern, heute, morgen“ stattgefunden hatte, sagte der damalige Bundestagsabgeordnete Dr. Bernd Fabritius, das Sachsentreffen sei die beste Gelegenheit zu zeigen, „dass wir eine Gemeinschaft sind“ und schwärmte davon, man könne durchaus 25 Jahre seit dem Beginn einer „sächsischen Wiedervereinigung“ feiern. Das 28. Sachsentreffen, das am vergangenen Samstag erneut in Mediasch stattgefunden hat, stand unter dem Motto „100 Jahre in Rumänien“ und Dr. Fabritius war in seinem neuen Amt als Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten dabei.

Szenenfoto aus der Theateraufführung im Traubesaal mit Klaus Schöpp, Michael Wultschner, Grete Migendt und Katharina Schöpp (v. l. n. r.)
Drei Jahre danach war es kein Wunder, dass ein Vertreter der ausgewanderten Siebenbürger Sachsen mit der Honterus-Medaille geehrt wurde, die vom Siebenbürgenforum gemeinsam mit der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien verliehen wird. Der frühere Vorsitzende des Verbands der Heimatortsgemeinschaften in Deutschland, Hans Gärtner, hatte nämlich das Große Sachsentreffen initiiert, das im August 2017 in Hermannstadt erfolgreich über die Bühne gegangen ist und dem ein Bildband gewidmet ist, der allen Teilnehmern am diesjährigen Sachsentreffen kostenlos zur Verfügung gestellt wurde. In seiner Laudatio ging Martin Bottesch, der Vorsitzende des Siebenbürgenforums, auf diese verdienstvolle Initiative des Geehrten ein. Er sagte: „Die Verbindung der ausgewanderten Siebenbürger Sachsen zu Siebenbürgen sieht Hans Gärtner als eine zwingende

Im Pfarrgestühl nahmen Pfarrerin Bettina Kenst, Bischof Reinhart Guib, Pfarrer Wolfgang Arvay, Pfarrerin Hildegard Servatius-Depner und Pfarrer Gerhard Servatius-Depner Platz (v. r. n. l.). Fotos: die Verfasserin

Die Ausstellung „Das Alltagsleben der Siebenbürger Sachsen im 20. Jahrhundert in Familienfotos“ eröffneten Corneliu Pintilescu (am Mikrophon) und der Graphik-Designer Ovidiu Taloș (Bildmitte).
für die Erhaltung der Identität. Soll diese Verbindung auch in Zukunft bestehen, so muss der sächsischen Jugend Siebenbürgen näher gebracht werden. Und das war der Kerngedanke des großen Sachsentreffens von 2017, den Hans Gärtner bereits 2013 äußerte. Für ein solch klares Argument hat sich auch der Vorstand des Siebenbürgenforums offen gezeigt und war damit einverstanden, dass jenes Sachsentreffen nicht wie gewöhnlich im September, sondern Anfang August stattfindet, wenn in allen deutschen Bundesländern Schulferien sind. Dass nicht nur die Rechnung betreffend die zahlreiche Beteiligung der Jugend aufgegangen ist, sondern auch zahlreiche andere Hoffnungen wahr wurden und es ein großartiges Fest geworden ist, wissen alle. Hier soll aber noch einmal erwähnt werden, dass Hans Gärtner nicht nur die Idee beisteuerte. Er stand im Mittelpunkt der Gruppe, die über drei Jahre hindurch das Ereignis vorbereitet hat. Und da hat er Qualitäten eines Managers und eines guten Verhandlungspartners an den Tag gelegt.“ Wie wichtig Hans Gärtner die Zusammenarbeit mit seinen Landsleuten in Siebenbürgen ist, bewies er erneut, da er speziell für diese Veranstaltung aus Deutschland angeflogen war und am gleichen Tag zurückflog, da in Deutschland die Schönauer an dem gleichen Wochenende ihr Heimattreffen feierten.

Der Chor aus Bellevue/Washington (USA) bot gemeinsam mit dem Mediascher Kirchenchor den musikalischen Rahmen des Festgottesdienstes.
Begonnen hatte das diesjährige Sachsentreffen mit dem Festgottesdienst in der voll besetzten Margarethenkirche. Hier begrüßte Pfarrer Gerhard Servatius-Depner die Gäste mit den Worten: „Ihre Anwesenheit ehrt uns.“ Die evangelische Kirchengemeinde Mediasch zählt derzeit 714 Mitglieder und sieht sich auf der Skala der Kirchengemeinden „dazwischen“ unter den „großen aber müden“ und den „kleinen aber energischen“…

Der Handarbeitskreis aus Hermannstadt war auch mit einem Stand vertreten.
Bischof Reinhart Guib begann seine Predigt mit dem treffenden Wortspiel, man befinde sich in Mediasch „in medias res“ (frei zitiert aus der „Ars Poetica“ von Horaz), also mittendrin. Mediasch war ja als Austragungsort für das 28. Sachsentreffen ausgewählt worden, weil hier am 8. Januar 1919 die Sächsische Nationalversammlung die Anschlusserklärung Siebenbürgens zu Rumänien verabschiedet hatte (Den ersten Teil der Festrede zu diesem Thema von Dr. Harald Roth, können Sie in dieser Ausgabe auf Seite II lesen). „Was sind schon 100 Jahre?“ fragte Guib und stellte fest: „Wir sind nicht hier geblieben, um aufzugeben. Wir sind gerne auf der ‚Insel Siebenbürgen‘. Sich für gemeinschaftliche, verbindliche Werte einzusetzen geht nicht ohne Kraft aus der Höhe.“

Der Chor aus Bellevue/Washington (USA) bot gemeinsam mit dem Mediascher Kirchenchor den musikalischen Rahmen des Festgottesdienstes.
Also gestärkt konnten die Teilnehmenden sich für mehrere Programmpunkte entscheiden, die nach dem Umzug der Tanzgruppen im Angebot standen. Im Traube-Saal trat die Theatergruppe der Kreisgruppe Fürstenfeldbruck des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e. V. mit dem von Marion Zank inszenierten Bauernschwank „Der Gohrmert“ von Jupp Jasper auf, den Wilhelm Meitert ins Siebenbürgisch-Sächsische übersetzt hatte. Während auf der Bühne rechts vom Schullerhaus die Ehrengäste Grußworte an die Gäste richteten und zwischendurch die Tanzgruppen auftraten, wurde links davon eine Ausstellung mit Fotos aus dem Alltagsleben der Siebenbürger Sachsen eröffnet.

Die jüngsten Teilnehmer stellte die Tanzgruppe der Hermann Oberth-Schule aus Mediasch.
Zeitgleich fand auf dem Hauptplatz das erste Weinfest statt, initiiert von Caspari&Ambrosi, wie es sich in einer Weingegend gehört.
Beatrice UNGAR