Mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede

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Sieben Künstlerinnen aus Deutschland und Rumänien antworten auf drei Fragen

Ausgabe Nr. 2593

Unter dem Titel „Împreună-Gemeinsam“ sind noch bis zum 6. Oktober Werke der Künstlerinnen Andreea Floreanu, Cristina Gagiu, Wiebke Herrmann, Ulrike Hischke, Oana Ionel, Agnes Mattis-Teutsch und Ingrid Weissman am Flughafen Hermannstadt und im Kunsthaus 7B in Michelsberg zu sehen. Das Gemeinschaftsprojekt des Konsulates der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt, des Flughafens Hermannstadt und des Kunsthaus 7B in Michelsberg wird am 6. Oktober, 16 Uhr im Kunsthaus 7B mit einer Finissage abgeschlossen. Im Vorfeld stellte HZ-Chefredakteurin Beatrice U n g a r den sieben Künstlerinnen drei Fragen: 1. Inwiefern entsprach der Titel Împreună – Gemeinsam“ Ihren Erwartungen an diese Ausstellung?; 2. Was bedeutet für Sie die Zusammenarbeit zwischen Künstlern/Künstlerinnen?; 3. Würden Sie die Aussage des Galeristen Thomas Emmerling unterschreiben?„Die Gesellschaft verändert sich, weil junge Frauen etwas dafür tun.“

Hier die Antworten:

 

Wiebke Hermann:

Auf die Fragen 1 und 2 würde ich geschlossen antworten, da sie für mich zusammengehören:  Zusammenarbeit unter Künstlern ist nichts Ungewöhnliches. Von Beginn des Studiums an, lernt man, das gerade bei Ausstellungen Teamwork gefragt ist. Am Anfang der Künstlerkarriere stehen weitaus mehr Gruppenausstellungen als Soloshows. Die gemeinsame Planung, Finanzierung, Kuration, Hängung und Aufsicht einer Ausstellung ist dem/der selbstständigen KünstlerIn sehr bekannt. Man lernt zu kommunizieren, zuzuhören, Kompromisse zu schließen und den Prozess der gemeinsamen Entwicklung zu genießen. Vor allem bei der Hängung einer Ausstellung spielt das gemeinsame Sehen und Probieren eine entscheidende Rolle.

Dies alles hatte bei Împreună- gemeinsam“ keine Bedeutung, da die Künstlerinnen an der Entstehung der Ausstellung nur mit der Auswahl der Werke beteiligt waren und Planung und Realisation von Thomas Emmerling übernommen wurde. Gemeinsam hatte in diesem Fall eher einen symbolischen Wert: die Verbindung von deutscher und rumänischer Kunst, die am Ende wesentlich mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede aufweist. Ebenso das Kennenlernen der Künstlerinnen vor Ort. Die Arbeit im gleichen Metier verbindet eben doch stärker als z. B. die räumliche Nähe zum Nachbarn mit dem man ab und zu mal drei Worte über den Gartenzaun wechselt.

  1. Als deutsche Künstlerin bzw. Staatsbürgerin müsste ich die Aussage etwas umschreiben, bevor ich sie unterschreiben würde. Die Gesellschaft ändert sich weil junge Menschen etwas dafür tun. Bisher bin ich als junge Frau in Deutschland nicht auf Grenzen und Unterschiede bei Geschlechtern getroffen. Die jungen Männer meiner Umgebung unterstützen Gleichberechtigung ebenso wie die Frauen. In Deutschland herrscht gerade eine große Debatte um die Sprache in Verbindung mit der Gleichstellung. So sind es beispielsweise seit meiner Studienzeit Studierende oder StudentInnen an Stelle von Studenten.

Ich habe gehört, dass Rumänien sich ebenfalls auf den Weg macht, diese gesellschaftlichen Veränderungen zu erstreben. Künstler und Künstlerinnen haben schon immer ein feines Gespür für gesellschaftliche Umbrüche, da sie oft eine beobachtende Funktion einnehmen. Möglicherweise sind die Künstlerinnen in Rumänien die Vorhut und ich freue mich sehr und drücke die Daumen, dass bald jedem Menschen der Gesellschaft die gleichen Wege und Möglichkeiten offenstehen

 

Oana Ionel:

  1. Der Titel der Austellung entspricht sehr gut meinen eigenen künstlerischen Bemühungen, passte also konzeptual zu meinen persönlichen Erkundungen.
  2. Die Zusammenarbeit zwischen den Künstlerinnen stellte eine originelle Möglichkeit dar, andere Kunstvisionen kennenzulernen. Dieser Ansatz ist zu begrüßen und bereichert.
  3. Ich stimme der Aussage von Thomas Emmerling zu. Ich würde hinzufügen, dass die Veränderung und die Entwicklung einer Gesellschaft eine komplexe Angelegenheit darstellt, die von jedem Individuum abhängt. Die Gesellschaften sind wie Gestalten und die Synergien zwischen den Individuen vermögen es, interaktive Systeme zu schaffen.

 

Ulrike Hischke:

  1. Der Titel Împreună-gemeinsam“ steht für eine gemeinsame Ausstellung von jungen Künstlerinnen aus Rumänien und Deutschland. Die von Herrn Emmerling ins Leben gerufenen Ausstellung bietet uns Künstlerinnen die hervorragende Möglichkeit, unsere Werke über die Grenzen der eigenen Städte hinaus auszustellen, um sie „gemeinsam“ einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.
  2. Sie ermöglicht den Künstlerinnen „gemeinsam“ die verschiedensten Formen der Kunst im Sozialen, Kulturellen und Politischen zu erforschen. Aus „einsam“ wird „gemeinsam“, das heißt, dass man durch die Auseinandersetzung mit den jeweiligen Künstlerinnen in der Ausstellung auch eine bereichernde Vielfalt an Denk- und Arbeitsprozessen erfährt und diese wiederum im eigenen künstlerischen Diskurs positiv mit einfließen lassen kann.
  3. Jeder trägt seinen individuellen Beitrag zur Veränderung der Gesellschaft bei.

Wir sind eine bunte Vielfalt von Künstlerinnen die ihr Leben der Kunst  widmen. Jeder weiß, wie schwer es ist, Kunst zu verkaufen. Kunst ist Schöngeist, Kunst ist Luxus, mit Kunst wird man nicht reich – und das heißt, trotz aller Widerstände: dran bleiben und weitermachen.

Ein herzliches Dankeschön an unseren gemeinsamen Förderer Thomas Emmerling der uns auf unserem künstlerischen Weg eine Chance geboten hat, gesehen zu werden!

 

Andreea Floreanu:

  1. Diese Projekt verbindet auf interessante Weise die Kunst aus verschiedenen Regionen Rumäniens und Deutschlands, in einem innovativen Kontext wie ein Flughafen ihn darstellt, wo die Welt ständig in Bewegung ist. Der Titel der Ausstellung suggeriert, dass die Menschen auch anhand der Kunst gemeinsame Interessen entdecken können.
  2. Die Zusammenarbeit zwischen den Künstlerinnen, mit denen ich an diesem Projekt teilhaben kann, ist ein wohltuender Austausch von Erfahrungen und künstlerischen Konfluenzen. Ich bin davon überzeugt, dass daraus weitere Projekte entstehen werden.
  3. Auf jeden Fall. Projekte, die unter solch gut strukturierten und klaren Rahmenbedingungen entstehen, können jederzeit auf die Gesellschaft ausstrahlen.

 

Agnes Mattis-Teutsch:

  1. Die richtig großen Schritte können nur gemeinsam getan werden. Gemeinsam ist man stärker und hat mehr Sicherheit. Meiner Meinung nach ist das auch die Schlussfolgerung dieser Ausstellung, die eine Spiegelung der Kraft und Sicherheit aller 7 Künstlerinnen darstellt. Wir haben alle dazu beigetragen, denn alleine hätten wir es nicht geschafft. Wir haben das große, bunte Puzzle gemeinsam zusammengestellt und gelöst. Es war ein Erfolg!
  2. Für mich ist es das erste Mal, dass ich gemeinsam mit sechs anderen Künstlerinnen ausstelle. Die Zusammenarbeit mit anderen Künstlern spornt an und motiviert. Man vergleicht auch immer die eigene Kunst mit der Kunst der anderen Künstler und merkt, wie verschieden die Stile sind. Es ist immer ein Abenteuer zu erleben, wie die anderen arbeiten. Und es macht selbstverständlich auch viel Spaß, neue Leute kennenzulernen und mit ihnen zusammenzuarbeiten.
  3. Die Gesellschaft verändert sich, weil wir malen. Wir malen und stellen aus. Und die Welt kann unsere Kunst verfolgen. Wir tun etwas dafür, um gesehen zu werden. Um aufzufallen.Wir versuchen, mit unserer Kunst etwas Neues mitzubringen. Innovation.

Ja, die Gesellschaft verändert sich, weil wir etwas dafür tun. Wir tun etwas, um die Gesellschaft zu verändern. Und das ist gut so.

 

 

 

 

 

 

 

 

Ingrid Weissman

  1. Als Künstlerin und Psychotherapeutin mit einigen Jahren an Erfahrung im Bereich der Familienaufstellung habe ich mich sehr über den Titel der Ausstellung gefreut weil er ja auch den Kern meiner therapeutischen Arbeit trifft und ich beides verbinden kann.
  2. Die Zusammenarbeit gerade mit den rumänischen Kolleginnen hat mir viele wertvolle Einblicke und Erkenntnisse geliefert die ich auch in meine Arbeit einbringen kann. Ich bin tief beeindruckt von ihren Werken.
  3. Ich kann die Betrachtung des Kurators voll unterschreiben, wobei ich betonen muss, dass eine Gesellschaft sich nur dann nachhaltig verändern kann, wenn beide, Frauen und Männer, sich verändern. Ich hatte so ein bisschen die Befürchtung, dass man dann wieder die Verantwortung den Frauen alleine zuschiebt. Positive Veränderung sollte von jedem Einzelnen von uns ausgehen.

 

Cristina Gagiu:

  1. Der Titel der Ausstellung scheint mir gut gewählt zu sein, da er aus meiner Perspektive die Beziehung zwischen Menschen und Kunst erklärt. Die Art und Weise, wie jeder Künstler diese Beziehung zwischen seiner Welt und der Gesellschaft reflektiert, macht die Dinge noch interessanter.

Die Auswahl meiner Werke erfolgte genau auf Grund des vorgeschlagenen Themas, da die Verbindung zwischen Mensch und Wasser wie auch die Freundschaftsbeziehung einen Anker in der Realität darstellt.

  1. Die Zusammenarbeit zwischen Künstlern fördert immer den Fortschritt, die Welt bewegt sich schöner dank der Energie, die bei einer solchen Begegnung entsteht.
  2. Ja, ich unterzeichne voll und ganz die Aussage von Herrn Emmerling, da ich fühle, es ist eine gute Idee.

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kunst.