Drei Heimattreffen im Mediascher Kirchenbezirk
Ausgabe Nr. 2592
Im Laufe dieses Jahres wurde in Mediasch gemeldet, dass im August in einigen Dörfern einige kleinere Treffen stattfinden werden. Es wurde der Wunsch laut, diese mit einem Gottesdienst zu beginnen (Abtsdorf/Țapu und Scholten/Cenade) oder zu krönen (Großkopisch/Copșa Mare). Der Zufall wollte es, dass ich selber diese drei Begegnungen geistlich begleitet habe – was zu einem unvergesslichen Erlebnis wurde!
In der Kirche in Abtsdorf, hoch oben über dem Dorf thronend, wurde seit rund 20 Jahren kein Gottesdienst mehr gefeiert. Zurzeit zählt die Diasporagemeinde des Kirchenbezirks Mediasch nur 2 Mitglieder! Der Gottesdienst mit kleiner Schar und einigen Kirchgängern aus Kleinschelken/Șeica Mică wurde bis 2008 noch im ehemaligen Musikantenzimmer auf dem Pfarrhof gefeiert.
Anfang August wurde von einer emsigen Schar von hauptsächlich jungen aber auch jung gebliebenen Abtsdorfern äußerst liebevoll für den Sonntag (4. August), vorbereitet. Davon konnte ich mich selber einige Tage davor überzeugen: es wurde der ganze Weg von der Dorfstraße auf den Kirchberg hinauf fleißig gemäht und geputzt, in der Kirche haben viele geschrubbt und gewischt. Ja sogar die seit Jahren fehlenden Bilder am Altar wurden mit neuen Bildern ersetzt. So prachtvoll habe ich die Abtsdorfer Kirche noch nie erlebt und hätte auch nie mehr gedacht, sie irgendwann so lebendig zu erleben! Der Gottesdienst mit Heiligem Abendmahl wurde in Zusammenarbeit mit der Heimatortsgemeinschaft e. V. (HOG) Abtsdorf, insbesondere mit Hildegard Welter und Katharina Stefani, detailliert und wie schon erwähnt sehr liebevoll vorbereitet. Zwei Jugendliche aus Deutschland, deren Eltern in Siebenbürgen geboren sind, haben im Wechsel den Gesang im Gottesdienst mit Trompete und Akkordeon begleitet. Nach dem Gottesdienst wurde noch bei einem Imbiss eine Weile auf dem Kirchhof gemeinsam gesessen. Gedacht wurde dabei auch einem jungen Abtsdorfer, Siegfried Hihn, der 2017 in Abtsdorf tödlich verunglückt ist. Seine Familie spendete zu seinem Gedenken das Essen und wurde von allen Anwesenden getröstet. Die beiden Musikanten spielten einige Lieder und alles in allem – es war ein schlichtes doch sehr schönes Beisammensein. Grund genug, dieses bald – 2019? – zu wiederholen!
Am 19. August habe ich in urlaubsbedingter Vertretung den Gottesdienst zum Sommerfest mit einer sehr bunten Schar in Großkopisch gefeiert. Organisatorin des Sommerfestes war Sabine Haranzha, „Projektpatin“ der Renovierungsarbeiten an der Kirchenburg. Bunt war die Schar aus dem Grund, weil erstens Frau Haranzha aus Bayern kommt, dabei waren auch Landsleute aus Großkopisch, wie auch rumänische Bewohner des Dorfes, nicht zuletzt Gäste von Nah und Fern. Dem Sonntag war ein feierlicher Samstag mit Theater und Kinderprogramm, dazu ungarischem Gulasch vorangegangen. Der Gottesdienst am Sonntag wurde mit Heiligem Abendmahl gefeiert und war sehr gut besucht. Zuletzt habe ich selber die Kirche in Großkopisch beim Bezirksgemeindefest zu Erntedank 2008 so feierlich erlebt. Nach der rührenden Gedenkandacht am Friedhof nahm das Sommerfest ein Ende. Bewundernswert das große und herzliche Engagement von Frau Haranzha für die Kirche und Kirchenburg in Großkopisch, wofür ich ihr viel Kraft und Segen weiterhin wünsche!
Schließlich wurde ich eingeladen, am 26. August, im Rahmen des vom Bürgermeisteramt in Scholten organisierten Dorffestes („Fiii satului“) den Gottesdienst in der evangelischen Kirche zu feiern, ebenfalls mit Heiligem Abendmahl. Irmgard Klein von der HOG war im Vorfeld die Ansprechperson dafür. In Scholten war ich am für mich vertrautesten Ort, findet doch da hin und wieder der Gottesdienst in der Kirche selbst statt, meistens aber im Speisesaal des „Peter und Paul“-Altenheims. Ein Erlebnis bleibt neben dem Gottesdienst selbst, vielmehr das ökumenische Miteinander zwischen uns drei Pfarrern: orthodox, griechisch-katholisch und evangelisch. Beim gemeinsamen Gebet („Te Deum“) im Dorfzentrum, vor dem Denkmal aller Scholtner Gefallenen der beiden Weltkriege, wurde ich brüderlich eingeladen, ein Gebet aus dem orthodoxen „Moliftelnic“ zu beten, dabei begleitete mich der orthodoxe Kantor. Ein einmaliges Erlebnis mit dem ich diesen Bericht über die Begegnungen im August 2018 auch schließe. Möge der Wille zur Begegnung, das Engagement zum Erhalt und die Offenheit zur Gemeinschaft an vielen Orten gegen den Egoismus, die Gleichgültigkeit und den Hass überwiegen.
Gerhard SERVATIUS-DEPNER