Das 18. Mittelalterfestival in Hermannstadt war ein voller Erfolg
Ausgabe Nr. 2591
Hoch zu Ross und mit Speeren, Äxten und Schwertern bewaffnet. So präsentierten sich manche der Teilnehmer der Parade zu Beginn des diesjährigen Mittelalterfestivals, das am Freitagabend (24. August) in Hermannstadt begann. Bei der 18. Auflage marschierten über 200 mittelalterlich gekleidete Gestalten, angeführt von zwei Trommlern und einem Dudelsackspieler, gefolgt von Fackelträgern und Rittern zu Pferd. Von der Harteneckgasse über die Obere Promenade, durch die Heltauergasse bis auf den Großen Ring ging der lange Zug. Hier wurde auch dieses Jahr ein mittelalterlicher Marktplatz aufgebaut.
Eintauchen in die teils wilde, recht abenteuerliche Zeit des Mittelalters konnten am Wochenende die vielen Besucher von nah und fern beim achtzehnten Mittelalterfest auf dem extra dafür herausgeputzten Großen Ring.
Das Mittelalter war geprägt von kriegerischen Auseinandersetzungen und großer Armut der meisten Menschen. Jedoch entstanden im Hochmittelalter auch viele neue Handwerksberufe. Bunt und faszinierend zeigten die Marktfahrer in ihren Ständen, wie geschickt und mit ganz einfachen Hilfsmitteln wunderschöne Produkte entstanden. Handgefertigte Kleidung aus Samt und Seide, aus Fellen, Filz, etwas kratzigem Leinen oder sperrigem Leder waren zu bestaunen und natürlich auch zu kaufen. Edelsteine und Talismane, die vor Bösem schützen sollen, in mühevoller Kleinarbeit angefertigter Schmuck, Reiterbogen Holzwaren und Vieles mehr wurde angeboten. Besonders bestaunt wurden die wie immer sehr authentisch aussehenden Teilnehmer: die Wandergesellen. Auch heuer hatten sie eine Schmiedewerkstatt aufgebaut und zeigten den Besuchern, wie man das heiße Eisen schwungvoll mit dem Hammer bearbeiten kann. Kinder und Erwachsene schauten zu, wie aus einem Stück Eisen eine Rose oder ein Nagel entstand.
Von Freitag bis Sonntag dachten sich die Organisatoren vom Gewerkschaftskulturhaus Hermannstadt für jede Stunde spannende Programmpunkte aus, so dass es auf dem Großen Ring nie langweilig wurde. Von der Bühne sagte Moderator und Schauspieler Bogdan Sărătean die jeweilige Veranstaltung mit viel Pathos an.
Am Freitag gleich nach der Parade traten die Portugiesen der Band „Strella Do Dia“ (übersetzt Tagesstern) auf die Bühne und begeisterten das Publikum mit mittelalterlicher Musik. Mit dabei ein Jongleur, der mit spielerischer Leichtigkeit Kristallkugeln durch seine Hände gleiten ließ. Gute Laune verbreiteten auch die Siebenbürgischen Dudelsackspieler „Cimpoierii din Transilvania“. Der Höhepunkt des Abends war jedoch das Feuerspektakel der Truppe „Sirius“ aus Bistritz, das mitten auf dem Großen Ring stattfand. Die Show begann mit einem Hexentanz um einen lodernden Kessel. Danach folgten verschiedene Feuerjongliereinlagen, einige davon recht gefährlich, vor allem für die im Kreis stehenden Zuschauer. Beim Jonglieren mit glühender Kohle sprangen heiße Kohlestückchen Richtung Publikum. Der Funke sprang im wahrsten Sinne des Wortes über und manch ein Fotograf, der zu nah am Geschehen stand, verbrannte sich sogar daran. Vielleicht sollten nächstes Mal die Sicherheitsmaßnahmen und der Abstand eingehalten werden.
In der aus Kunststoff gebauten Burg wurden auf einer kleinen Bühne am Samstag und Sonntag Theaterstücke für Kinder aufgeführt: „Pinocchio“ und „Jack und die Bohnenranke“ (Teatrul Strada) oder „Greuceanu“ (Teatrul Noua Acropolă). Die Kinder saßen auf Strohballen und sahen gespannt zu.
Was bei keinem Mittelalterfestival fehlen sollte, sind die Schaukämpfe. Besonders spannend gestaltet wurden letztere von dem Mediascher Verein „Paladinii de Terra Medies“. Auf Kommando ihres Herren mussten die Knappen mit spitzen Speeren verschiedene Adlige aus ihrem Verein verteidigen und Angriffs- und Abwehrtechniken vorführen. Wer ungehorsam war oder die Übung nicht richtig machte, musste Liegestütze machen. Auf Rumänisch hieß es lustigerweise statt „flotări“ „Împinge pământul!“ (Schieb die Erde). Außerdem kämpften die Knappen noch mit Schwertern und Stöcken gegeneinander.
Sehr lustig war das Wikingerspiel, bei dem die Knappen mit verbundenen Augen versuchen mussten, mit einem mit Fellen gefüllten Jutesack einander zu treffen. Es sah witzig aus, wie die jungen Männer immer wieder daneben trafen.
Andere Kampftechniken führten vor: „Grupul de Reconstituire Terra Ultrasilvana“ und „Cavalerii Cetății Roșii“.
Wer von so vielen Kämpfen, Theater- und Tanzvorstellungen Hunger oder Durst bekommen hatte, konnte auch eine Kleinigkeit zu essen bekommen. Leider gab es an den Holzhäuschen auch diesmal viel Kitsch zu verkaufen, buntes Plastikspielzeug hätte eigentlich nichts zu suchen bei einem Mittelalterfestival.
Die achtzehnte Auflage des Mittelalterfestivals in Hermannstadt endete, wie es begonnen hat, mit einer Feuershow. Diesmal zeigten die Hermannstädter vom Verein „Crispus“ ihr Geschick ohne nennenswerte Zwischenfälle.
Es war wieder eine gelungene Auflage des Mittelalterfestivals in Hermannstadt. Bis zum nächsten Mal: „Gehabet euch wohl!“
Cynthia PINTER