Die 13. Auflage des Artmania-Festivals in Hermannstadt war ein Erfolg
Ausgabe Nr. 2588

Die 13. Auflage des Artmania-Festivals fand am Wochenende in Hermannstadt statt. Fans aus dem In- und Ausland freuten sich sichtlich auf die insgesamt acht Bands.
Foto: Cynthia PINTER
„We love you, Steven!“ ertönte es laut aus der ersten Reihe. Mehrere weibliche Fans streckten die Arme in Richtung Bühne aus. Irgendwie erinnerte das vage an Beatlemania. Dabei ist nur die „Mania“ in „Artmania“ mit der „Beatlemania“ gleichzusetzen. Pop hat nichts bei dem Heavy Metal und Rock Festival „Artmania“ zu suchen, oder? Steven Wilson, der am meisten erwartete Musiker der diesjährigen Auflage des Artmania-Festivals, das am 28. und 29. Juli auf dem Großen Ring stattfand, belehrte sein Publikum eines besseren.
Begonnen hat die 13. Auflage des Artmania-Festivals am Freitag, mit dem Auftritt der Luxemburger Band „Rome“, die als bekannteste Neofolk-Band unserer Zeit gilt. Es folgte die dreiköpfige Alternative-Rock-Gruppe „Arcane Roots“ aus London. Warm liefen die Fans auf dem Großen Ring aber erst mit dem Auftritt von „Haken“. Die englische Progressive-Metal-Band aus London wurde 2007 gegründet und erinnerte dem Musikstil nach an die Werke von „Dream Theater“ und „Pain of Salvation“. Der Frontman Ross Jennings schaffte mit seiner Bühnenpräsenz eine gute Atmosphäre. Der Höhepunkt des ersten Festivaltages war der Auftritt der Engländer von „Mogwai“. Die Post-Rock Band aus Glasgow wurde 1995 gegründet und ist durch ihre melancholische Musik bekannt, bei der der Gesang eine untergeordnete Rolle spielt. Die Musiker jonglieren sehr häufig mit den Kontrasten laut und leise und energisch und verhalten. Dem Publikum auf dem Großen Ring gefiel ihre Musik.

Die britische Progressive-Metal-Band „Haken“.
Foto: Cynthia PINTER
Am Samstag, dem zweiten Festivaltag standen „Distorted Harmony“ aus Israel und „Zeal & Ardor“ aus der Schweiz als erste Bands auf dem Programm. Letzteres ist ein Musikprojekt des Amerikaschweizers Manuel Gagneux. Der Musikstil ist durch die Mischung von Gospel und Black Metal geprägt. Es folgte die Gruppe „Leprous”, eine norwegische Progressive-Metal-Band aus Notodden. Ihre Musik, die auf auf Stimmungen und Gitarren-Riffs setzt, ließ die Fans jubeln. Über allem schwebte die umfangreiche Stimme von Sänger Einar Solberg.
Und dann war es soweit, der langersehnte Auftritt des Headliners Steven Wilson stand auf dem Programm. Am Anfang mussten sich die Fans noch etwas gedulden, denn vor Steven Wilsons Auftritt wurde ein Film auf einer großen Leinwand auf der Bühne projiziert. Er zeigte jeweils ein Bild und ein dazugehöriges Schlagwort – eine Mutter mit ihrem Säugling und „Love“, den Ku-Klux-Klan und „Hate“, einen Mann und „Father“. Nach dem einmaligen Durchlaufen wiederholten sich sowohl die Bilder als auch die Wörter, jedoch wurden sie untereinander durchgemischt. So zierte einen vermummten Terroristen das Wort „Friendship“ oder eine Naturaufnahme „Religion“. Diese Neukontextualisierungen von Wort und Bild noch im Kopf, betrat die Band die Bühne und legte sofort mit der gut gelaunten Single „Nowhere Now“ vom letzten Album „To The Bone“ los. Weiter ging’s mit dem Song „Pariah“ bei dem Ninet Tayeb als virtueller Gast schließlich in überlebensgroß und schwarz-weiß im Hintergrund projiziert wurde, was fast noch besser wirkte, als die Sängerin live zu erleben.

Der Höhepunkt des Festivals, der Auftritt des Briten Steven Wilson.
Foto: Cynthia PINTER
Dann begrüßte der 51-jährige Brite – der übrigens wie Ende 20 aussieht – seine zum Teil von weit hergereisten Fans: „Hello Romania! Ich kann es kaum glauben, dass es 30 Jahre gedauert hat, bis ich zu euch gefunden hab!“. Außerdem entschuldigte sich der Altrocker im Voraus für seine zu langen und traurigen Songs und die zu knappe Zeit, die er von den Organisatoren zugesprochen bekommen hatte.
Steven Wilson wurde am 3. November 1967 in Kingston upon Thames, London geboren. Am besten bekannt ist er als Gründer, Sänger, Gitarrist und Songwriter der Progressive-Rock-Band „Porcupine Tree“. Er ist aber auch in vielen anderen Bands und Projekten involviert, die weit über die Genre-Grenzen des Progressive Rock hinausgehen. In Hermannstadt trat er innerhalb seines Solo-Projekts auf. Psychedelischer Rock erklang von der Bühne auf dem Großen Ring. Sogar einen Pop-Song, mit dem Titel „Permanating“ gab Wilson zum Besten. Für den rechtfertigte er sich in der Anmoderation bei den Rockern länger, als der Song dauerte. Was er überhaupt nicht nötig hatte, denn es ist ihm eine fast perfekte Tanznummer gelungen, die die ansonsten Mähne rüttelnden Rocker zum Tanzen zwang. Und das, nachdem sie bei der Ankündigung des Pop-Songs erstmal beleidigt den Rücken zur Bühne gedreht hatten. Das Konzert dauerte noch bis Mitternacht und mit ihm endete die 13. Auflage des diesjährigen Artmania Festivals.
Innerhalb des Artmania Festivals fand die zweite Auflage der East European Musik Konferenz statt. Über 500 Organisatoren von Festivals und Kulturveranstaltungen sprachen über Themen wie Musikindustrie in Krisenzeiten, die Zukunft der Musikfestivals oder über Festivals der Sorte „Showcase“. Die Konferenz und die Gespräche fanden im Thaliasaal statt.
Cynthia PINTER