Ausgabe Nr. 2584

Jonathan Servatius-Depner erklomm wie auch letztes Jahr gekonnt den Kronenbaum und ließ Bonbons herunterregnen.
Foto: Privat
Erstaunlich! Zum achten Mal in Folge feierten wir am 24. Juni 2018, am Tag der Geburt Johannes des Täufers, das traditionsreiche und so beliebte Kronenfest in Frauendorf. Wer soll denn gefeiert haben, in der so klein gewordenen evangelischen Kirchengemeinde, die zurzeit nur ein einziges Mitglied in der Person von Frau (Kuratorin) Ilse Constantin zählt? Die Gemeinde eben, und nicht nur die evangelischen Gemeindeglieder! Sehr viele orthodoxe und auch anderskonfessionelle Gemeindeglieder waren dabei, und nicht nur aus Frauendorf. Es waren nicht wenige aus Mediasch dazugekommen und nicht nur der Mediascher Kirchenchor und das Mediascher Männeroktett, sondern auch Schulkinder der „Hermann Oberth“-Schule. Dabei waren Gäste aus Birthälm, Elisabethstadt, Reichesdorf, Michelsdorf, Kleinblasendorf, Bonnesdorf und Martinsdorf, wie auch viele aus dem Ausland. Sächsisch und Rumänisch hörte man sprechen aber auch Deutsch und Holländisch, sogar Englisch und Ungarisch. Freude leuchtete aus aller Augen, Freude am Fest, am Beisammensein, an den vielen Trachtenträgern, am guten Wetter mit Sonnenschein und nicht zu heiß, am offenen Singen, an den duftenden und wohlschmeckenden Mici, am Kaffee und Kuchen, dankenswerterweise vom Mediascher Kirchenbezirk gespendet und Frauendorfer Wein, gespendet von der Gastgeberin Frau Ilse Constantin und von Familie Gabor. Jonathan Servatius-Depner (11) bestieg wie auch letztes Jahr gekonnt den Mast mit der am Vortag wunderschön geschmückten Krone und leerte die oben angehängten großen Tüten voll Süßigkeiten zur Freude der überraschend zahlreich anwesenden Kindern.
Begonnen hatte der Festtag am Johannistag mit dem Gottesdienst, wobei Frau Pfarrerin Hildegard Servatius-Depner die vielen Gäste auf Deutsch und auf Rumänisch begrüßte, die Liturgie und die Schriftlesungen übernommen hatte und Dechantstellvertreter Pfarrer Ulf Ziegler die Predigt zu Lukas 1, 5-17 über die Geburt und das Vorbild Johannes des Täufers für uns alle. Unter der Leitung der Mediascher Kantorin, Frau Edith Toth, sang der Kirchenchor „Veni Jesu“ (lateinisch), „Sing mit mir ein Halleluja“ (deutsch) und„Hevenu Shalom“ (hebräisch, deutsch und rumänisch). Kinderchöre unter der Leitung von Frau Emilia Muntean und Monica Lup sangen „Gott hält die ganze Welt in seiner Hand“ und „Wir sind die Kleinen in den Gemeinden“.
Die folgenden Festlichkeiten, im geräumigen Kirchhof, moderierte gekonnt Pfarrer Gerhard Servatius-Depner, wobei auch der anwesende Bürgermeister Herr Marius Grecu ein Grußwort zur versammelten Gemeinde sprach. Zu aller Überraschung führten die festlich gekleideten Kinder der „Hermann Oberth“-Schule, unter der Krone, eine Polonaise auf und tanzten daraufhin mehrere siebenbürgisch-sächsische Tänze, mal im Polkaschritt, mal im Walzerschritt, die Schulleiterin, Frau Dana Havriciuc immer mit dabei. Natürlich sparten die Zuschauer nicht mit Applaus – Kinder kommen jederzeit gut an!
Im Museum innerhalb der Kirchenburg (im Jahr 2009 feierlich eröffnet) lief etwa eine Stunde lang ein Film aus dem Jahr 1984 über das einzigartige Blumenfest, welches vor der Wende im Monat Februar nur in Frauendorf gefeiert wurde. Die Aufnahme wurde im Zuge der Entwicklung des Burgmuseums in Frauendorf freundlicherweise von TVR1 zur Verfügung gestellt. Die Künstler Mario Lup (Bildhauer) und Iancu Băcilă (Maler) aus Mediasch führten derweil durch ihre schönen Ausstellungen mit in Öl gemalten Bildern und in Holz geschnitzten Skulpturen. Später boten sie im Schatten der alten Kornmauern sehr gut besuchte Werkstätten im Bereich Malerei und Bildhauerei für Kinder aber auch für weitere Interessierte. Nach den genossenen Mici, den Säften, Wasser oder Bier, dem gespendeten Kaffee, Kuchen und Wein, klangen auch die Stimmen der Anwesenden wieder kräftiger, und zwar beim Offenen Singen, mithilfe des vorbereiteten Liedblattes. Man sang altbekannte Weisen in siebenbürgisch-sächsischer, deutscher und auch rumänischer Sprache, zum zweiten Mal in Frauendorf auch das Siebenbürgenlied in rumänischer Sprache, in der gut singbaren Übersetzung von Dan Danilă.
Mit dem Segenslied (deutsch und rumänisch) – „Mögen sich die Wege vor deinen Füssen ebnen, mögest du den Wind im Rücken haben. Und bis wir uns wieder sehn möge Gott seine schützende Hand über dir halten” –und dem verdienten Dank seitens Pfarrer Gerhard Servatius-Depner an alle Teilnehmer, im besonderen an die Helfer vor Ort – Frau Ilse Constantin, Familie Pelger, Familie Gabor, Familie Vasilescu, Familie Mărgineanu und Familie Stefan – endete das gelungene Kronenfest in Frauendorf.
Hugo SCHNEIDER